24-Stunden-Doku: Europa ist der Jugend nicht mehr so wichtig
Für eine 24 Stunden lange Mammut-Doku über die Jugend Europas waren 45 Filmteams aus 26 Ländern mit 60 Protagonisten unterwegs. Doch die Träume und Gedanken der jungen Leute zwischen 18 und 30 Jahren dürften nicht jedem gefallen.
Der Aufwand für diese 24 Stunden lange Dokumentation, die ARTE am Wochenende des 4. und 5. Mais zeigt, klingt rekordverdächtig: 45 Filmteams aus 26 Ländern waren vier Tage lang unterwegs, um den Alltag 60 junger Leute zu filmen. Kurz vor den Europawahlen vom 23. bis 26. Mai will der Kultursender die Lebenswirklichkeit junge Europäer zwischen 18 und 30 Jahren durchleuchten. Vom ländlichen Aussteiger bis zum erfolgshungrigen Jung-Unternehmer, von nationalistisch denkenden bis zu weltoffenen Generationsvertretern. Was treibt die jungen Menschen an? Welche Träume verfolgen sie und worüber machen sie sich Sorgen?
Die beiden Vorläufer-Projekte jenes Doku-Marathons, den ARTE auf seiner Jahrespressekonferenz am Montag in Hamburg vorstellte, sind preisgekrönte Meilensteine des Doku-Genres: "24 Stunden Berlin" zeigte 2009 satte 1440 Minuten aus einem Tag in der deutschen Hauptstadt. 2014 folgte ein vergleichbares Projekt aus der kulturell umkämpften Metropole im Nahem Osten. Diesmal hat es sich der in Hamburg anwesende Produzent Thomas Kufus noch etwas schwerer gemacht. "Europa ist ein großer geografischer Raum. Wir haben uns auch ganz bewusst für das geografische Europa entschieden. Da geht die Grenze im Osten entlang des Urals, auch ein Teil der Türkei ist dabei."
Kufus musste sein Filmteams, die ebenso international waren wie seine Protagonisten, folgerichtig an der langen Leine führen – und dennoch einen homogen erscheinenden Film darauf schneiden. Momentan wird an "24h Europe – The Next Generation" noch gearbeitet, von Samstag, 5. Mai (6 Uhr) bis Sonntag, 6. Mai (6 Uhr), wird dann ausgestrahlt. Das Gefühl, einer Echtzeit-Doku beizuwohnen, soll beim Zuschauer entstehen, indem die Erlebnisse der Protagonisten stets zu jener Sendezeit in den Film gepackt werden, zu der sie auch wirklich passiert sind. Zwei Jahre dauerte die Vorbereitung des Projekts. Zwölf Redakteure aus unterschiedlichen europäischen Länder sitzen derzeit am 24 Stunden langen Endschnitt.
Nach welchen Kriterien wurden die Protagonisten ausgesucht? "Grundlage waren wissenschaftliche Recherchen, die eine Art Soziogramm der Jugend Europas darstellten. Wir arbeiteten mit Universitäten zusammen, die sich mit diesen Themen richtig gut auskennen", sagte Kufus. Den Filmemachern ging um die Abbildung sogenannter Mega-Trends in jener Altersgruppe, zu denen laut Kufus Phänomene wie offene Transgender-Orientierung oder die sogenannten "Internationals" gehören – also junge Menschen, die mal hier, mal da studieren, vielsprachig sind, dazu sehr oft Job und Wohnort wechseln. Nur bezüglich der politischen Europa-Orientierung hatte Produzent Kufus keine guten Neuigkeiten zu verkünden. "Europa wird von den jungen Menschen heute sehr viel leichtsinniger gesehen. Es ist ihnen nicht so wichtig." Seine Generation, so der 62-Jährige, habe Europa noch als romantische Idee empfunden. Als etwas, das zusammengehören müsse. "Dies ist in der aktuellen jungen Generation kein Thema mehr", konstatierte der Filmemacher trocken, Sein Auftraggeber, der europäische Kultursender ARTE, hätte wohl lieber etwas anderes gehört.
Quelle: teleschau – der Mediendienst