"Der Mädchenmörder von Krac"

"Der Kroatien-Krimi": Spiel mit Krimi- und Kroatien-Klischees

von Wilfried Geldner

Eine 18-Jährige wird ermordet. Kommissarin Branka Maric glaubt nicht, dass ein Serienmörder dahinter steckt, auch wenn es vor einiger Zeit einen ähnlichen Mord gab.

ARD
Der Kroatien-Krimi: Der Mädchenmörder von Krac
Kriminalfilm • 06.08.2020 • 20:35 Uhr

Branka Maric (Neda Rahmanian) von der Mordkommission in Split ist kombinationsschnell, aber in ihrem Privatleben auch ein lockerer Vogel. Bringt ihren Pilotenfreund zum Flughafen, auf dass der wieder mal wochenlang in der Ferne schwebe und lässt sich von eben diesem eine angenehme Zeit mit ihrem Yachtfreund wünschen. Wer da lange schlucken will ob des libertinösen Gebarens, versäumt in "Der Kroatien-Krimi: Der Mädchenmörder von Krac", den das Erste nun wiederholt, schon viel: In den Bergen ob Split liegt ein totes Mädchen. Ist ein Serienmörder am Werk? Schließlich hat es vor Jahresfrist schon einmal einen ähnlichen Mord gegeben.

Zwar zeigt auch der fünfte Kroatien-Fall zwischendurch die üblichen Fernweh-Perspektiven – hier von Split und Sibenik -, doch es gibt eben auch die rauen Seiten, etwa wenn ein Tankwagen im unwirtlichen Hinterland ums Eck biegt und dabei eine Staubwolke hinter sich herzieht. Solche Szenen (Regie: Michael Kreindl) halten diesen Krimi eher am Leben als die üblichen Touristen-Ansichten, die alle Degeto-Krimis aus dem Ausland würzen. Das ist umso bedeutsamer, als dass der Fall selbst eher konventionell daher kommt. Immerhin: Brankas Intelligenz sagt ihr sehr früh, dass der neue Mord nichts mit dem alten zu tun hat. Der Täter damals war äußerst brachial, der jetzige bettete sein Opfer sorgfältig auf eine Wiese.

Der Tat verdächtig sind viele: der Freund, der das Mädchen nachts nach Hause fuhr und in einiger Entfernung aussteigen ließ. Ein Tanklastwagen-Fahrer, der in der Nacht vorbeifuhr. Und nicht zuletzt der meist betrunkene Vater des Mädchens (Martin Feifel). Doch die Kommissarin glaubt bald, dass es ein Unfall war. Zumindest so lange, bis sich ein dritter Mord ereignet ...

Leider drückt der versierte Krimi-Autor Christoph Darnstädt allzu sehr auf die Hard-boiled-Tube. Die Charakterisierung eines mit lauter Vorurteilen beladenen Konkurrenzkommissars aus Sibenik (David Rott) ist zweifelsohne grenzwertig. Mehr Klischee über Muslime und vorbestrafte Migranten auf der Balkanlinie geht wohl kaum.

Die Stärke dieses Krimis sind denn auch die leichten Szenen – etwa wenn Brankas Kollege Emil Perica (Lenn Kudrjawizki) Freundschaft mit der in ihn gleich verknallten Schwester der Toten schließt, oder wenn sich Emil und Branca die Haare über ihre Fälle raufen. So kommt alles in allem doch noch ein recht geschicktes Spiel mit allerlei Krimi- und Kroatien-Klischees zustande.

Mittlerweile wurde die Darstellerin Neda Rahmanian als Ermittlerin ersetzt: Seit diesem Jahr steht Jasmin Gerat als Stascha Nowak für die Krimi-Reihe vor der Kamera.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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