Mike Süsser kritisiert Konsumverhalten: "Ananas wächst auch nicht in Düsseldorf"
Fernsehkoch Mike Süsser hat konkrete Ratschläge, wie wir nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Planeten besser behandeln können.
Im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Coronavirus im Schlachtereibetrieb Tönnies Mitte Juni geriet auch das Thema Billigfleisch wieder verstärkt in die Schlagzeilen. Der Vorfall zeigt erneut auf, welche Wechselwirkungen zwischen dem Konsum- und Essverhalten und der Fleischerzeugung und Nahrungsmittelindustrie bestehen. Auch Fernsehkoch Mike Süsser, der anlässlich der 1.000. Folge des Gastro-Wettbewerbs "Mein Lokal, Dein Lokal – Der Profi kommt" (montags bis freitags, 17.55 Uhr, kabel eins) im Interview mit der Agentur teleschau auf das Thema Nachhaltigkeit zu sprechen kommt, machte sich nun für bewusstere Essgewohnheiten stark.
"Wir problematisieren argentinisches Rindfleisch, aber dann geht der Endverbraucher in den Supermarkt und kauft Ananas. Die wächst auch nicht in Düsseldorf", kritisiert Süsser. Stattdessen solle man "in der Region und im lokalen Umfeld die Augen offenhalten", findet der bekannte Koch. Auch saisonales Obst und Gemüse sollten seiner Meinung nach viel stärker berücksichtigt werden. "Nur der Industrie die Schuld zu geben, halte ich für falsch", erklärt Süsser. "Es ist schon auch der Konsument, der im November in den Markt rennt und fragt: 'Wieso gibt es heute keine Erdbeeren? Und wieso gibt es nicht ganzjährig Spargel?' Wir müssen einfach die Hirnplatte wieder so justieren, dass wir saisonales Gemüse haben. Auch, wenn es dann vielleicht nicht mehr ganzjährig Erdbeeren aus Israel zu kaufen gibt."
In der Fleischindustrie sieht der Fernsehkoch diverse große Probleme, die durch ein bewussteres Essverhalten gelöst werden könnten. "Wir müssen im Geflügelbereich konsequent aufhören, diese Billigscheiße zu kaufen", schimpft Süsser. "Hendl, die keine 30 Tage leben durften, sind das Allerschlimmste. Männliche kleine Küken werden getötet, damit die Überproduktion aufhört."
Einen Lösungsvorschlag hat er parat: "Wir hätten es im Griff, wenn wir nur selber Verzicht üben würden! Dann ließe sich das regulieren." Der Fernsehkoch hebt die jüngere Generation lobend hervor, die "mit dem Thema etwas bewusster" umgehe als die Älteren, die häufig die Einstellung "Das habe ich immer so gemacht" hätten. Doch die Medaille hat laut Süsser zwei Seiten: "Es kann auch nicht die Lösung sein, auf die Straßen zu rennen und alles kaputtzureden, was die Älteren aufgebaut haben. Das ist auch nicht richtig."
Doch im Großen und Ganzen ist der 49-Jährige der Meinung, dass die Menschen in den deutschsprachigen Ländern auf einem guten Weg seien. "Der Kunde, der essen geht, muss sich umstellen, und dazu ist er tatsächlich immer mehr bereit." Allerdings könne sich das nicht jeder leisten, bleibt der Wahlösterreicher realistisch. "Menschen, die mit 1.200 Euro klarkommen müssen, kann man nicht vorschreiben, dass sie jetzt Biofleisch kaufen sollen. Das können sie nämlich einfach nicht bezahlen und damit grenzen wir sie aus."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH