Film im ZDF

"Der Mann aus dem Eis": Archaisches Drama mit Jürgen Vogel

von Wilfried Geldner

1991 fanden Bergwanderer eine vom Similaun-Gletscher freigegebene Steinzeit-Mumie samt Kleidung und Ausrüstung. Doch wer war der "Mann aus dem Eis"? Der Film gibt eine fiktive, aber nicht unrealistische Antwort.

ZDF
Der Mann aus dem Eis
Abenteuer • 27.07.2020 • 23:45 Uhr

Endlich erfahren wir die ganze Geschichte über die Mumie vom Ötztal, von Wiener Journalisten und gleich auch von der ganzen Welt "Ötzi" genannt. Dass den Steinzeitmenschen, der nach 5300 Jahren mumifiziert wieder vom Similaun-Gletscher freigegeben wurde, ein tödlicher Pfeil getroffen hatte und womöglich auch noch ein Hieb mit dem Beil, ließ auf wüste Kämpfe schließen. Ebenso wie erst später entdeckte Schnitt- und Kratzspuren am ganzen Körper. Ein Wunder, dass dieses Urdrama so lange warten musste, bis es endlich mit dem fantastischen Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt wurde.

Der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Felix Randau zeigt in seinem düsteren Actionfilm "Der Mann aus dem Eis" (2017), den das ZDF nun zu später Stunde wiederholt, ein archaisches Drama, das in freier Assoziation forsch mitten hinein in eine recht grausame Urzeit führt.

Randau führt zu Beginn in das Leben einer spätsteinzeitlichen Sippe ein. Die Bilder sind allesamt durch Forschungsergebnisse fundiert. Man war Bauer und Jäger und weit fortgeschritten in der Kunst des täglichen Lebens. Ötzi selbst, der im Film den schönen Namen Kelab trägt, ist ein Stammesfürst oder Schamane. Er predigt und tauft, das gibt ihm jene Besonderheit, welche die folgende einem Frühwestern gleichende Rachegeschichte vertieft. Am Ende wird Kelab, der zu einem Vergeltungszug aufbricht, seine Friedfertigkeit mit dem Leben bezahlen.

Sehr bald kommt es zu einem Überfall: Eine feindliche Sippe steckt Hütten in Brand, tötet und vergewaltigt ihre Bewohner. Nur ein Baby überlebt. Kelab wird es auf seinem beschwerlichen Weg durch das Hochgebirge lange mit sich tragen und es aus Not gar noch von einer Ziege säugen lassen. Zweierlei hilft dem Film: Eine bei allem Erfindungsgeist doch geheimnisvoll-rudimentär bleibende Geschichte und eine unwirtliche Natur, die hier eigentlich stets die erste Geige spielt.

Nichts für schwache Nerven

Man durfte dem gewagten Versuch, die Mumie vom Hauslabjoch zu neuem Leben zu erwecken, mit einiger Skepsis entgegensehen. Jürgen Vogel bestand die Prüfung jedoch aufs Beste. Man hätte ihn in seinem fantastischen Fellkostüm und der Maske mit dem zugewachsenen Bartgesicht und der hohen Stirn kaum wiedererkannt. Den Rest an Realismus schafft Vogels fulminante Körperlichkeit und eine erstaunliche Kamera – in Schnee- und Baumzonen stets mittendrin im Rache- und Überlebenskampf – es dürfte Schwerstarbeit für den Kameramann Jakub Beinarowicz gewesen sein. Vieles wurde nach ausführlichen Proben an einem Stück gedreht, hoch oben im alpinen Gelände, aber auch in der Tiefe der Garmischer Partnachklamm.

Der Film will ohne Sprache funktionieren, die dem Rätischen nachempfundene Ursprache bleibt so suggestiv wie rätselhaft, Untertitel gibt es nicht. Doch die Geschichte von Blutrache, Verfolgung, Mord und Vergewaltigung bleibt packend bis zuletzt. "Der Mann aus dem Eis" ist nichts für schwache Nerven, aber er gibt zu denken: Daher kommen wir – und so weit haben wir es gebracht. Wie weit? Das ist die Frage, die hier hinter allem steht.

Das ist der Trailer zu "Der Mann aus dem Eis":


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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