Free-TV-Premiere bei RTL

"Overdrive": Scott Eastwood soll den Film tragen, schafft es aber nicht

von Andreas Günther

Einige Kunststücke zwischen Himmel und Asphalt bietet der Actionstreifen "Overdrive" (2017) durchaus. Abruptes Bremsen und halsbrecherische Wendemanöver schicken so manches Verfolgerauto über die Bande. Die tückisch gewundenen Serpentinenstraßen hoch über Marseille und Nizza erweisen sich verblüffenderweise als ideales Terrain für Finten und abgekartete Kollisionen. Allerdings bewegt sich derlei im Rahmen des Erwartbaren, wenn der Produzent Pierre Morel heißt und Regisseur des ersten "Taken"-Films war. Das Problem ist, dass bis auf Weiteres überwiegend Menschen hinterm Steuer sitzen, die Motive für den Temporausch brauchen. Sich auf die ererbte Prominenz von Scott Eastwood zu verlassen, genügt jedenfalls nicht. RTL zeigt den Actionfilm nun erstmals im Free-TV.

RTL
"Overdrive"
Action • 26.07.2020 • 20:15 Uhr

Der jüngste Sohn von Clint Eastwood spielt den amerikanischen Autodieb Andrew Foster. Zusammen mit seinem englischen Halbbruder Garrett (Freddie Thorp) klaut er an der Côte d'Azur auf Bestellung Luxusautos – mit dem Schwerpunkt seltene Sammlerstücke, für die Autonarren bei Auktionen Millionen hinblättern. Engel sind natürlich weder die Auftraggeber noch die Geschädigten. Gangster Jacomo Morier (Simon Abkarian) gehört zu Letzteren, ist ziemlich wütend und bringt die beiden jungen Ganoven, die ihm seinen frisch erworbenen Bugatti entwendet haben, kurzerhand in seine Gewalt. Er ist entschlossen, sie über den Haufen zu knallen.

Doch Andrew und Garrett entwinden sich dem sicheren Tod mit einem Angebot, das Morier nicht ablehnen kann. Sie bieten an, ihm eine traumhafte Ausführung des Ferrari 166 MM aus dem Besitz seines Erzrivalen Max Klemp (Clemens Schick) zu klauen. Für den Bruch stellen Andrew und Garrett ein Team aus Spezialisten zusammen. Mit von der Partie sind auch die Trickdiebinnen Stephanie (Ana de Armas) und Devin (Gaia Weiss), die für Andrew respektive Garrett romantische Gefühle hegen.

Zu großes Erbe

"Overdrive" gehört zu jenen Filmen, deren Budget falsch verplant wirkt. Entführungen, Befreiungen, Scharmützel auf Marktplätzen, Verfolgungsjagden in engen Gassen, Prügeleien, junge Damen in Bedrängnis – viel passiert, ohne dass sich wirklich etwas ereignet. Die behauptete Liebe der Kerle zu den Motoren reduziert sich auf zerstreute Streicheleinheiten über die edle Karosserie, das Brüdergespann bleibt ohne Chemie und den Schäkereien mit den Mädchen fehlt der Charme.

Allein Scott Eastwood soll den Film tragen. Aber das schafft er nicht. Er soll ein Gauner-Mastermind verkörpern und kommt doch rüber wie jemand, der nichts kapiert, das komplizierter ist als Max und Moritz. Abgesehen davon, dass Eastwoods mühsam gespielte Lässigkeit geradezu quälend ist, drückt im Gegensatz zu seinem Erzeuger weder sein Augenpaar noch sein Ganzkörperbild etwas aus. Der Apfel fällt eben manchmal sehr weit vom Stamm.

Auf seinen Durchbruch als Schauspieler wartet Scott Eastwood noch immer. Seit seiner Rolle in "Overdrive" war er lediglich im Action-Spektakel "Pacific Rim: Uprising" (2018) zu sehen – ebenfalls nicht wirklich überzeugend. Deutlich besser läuft es hingegen für Ana de Armas. Nachdem die 32-Jährige in "Knives Out - Mord ist Familiensache" in diesem Jahr bereits im Kino zu sehen war, gibt sie in Daniel Craigs letztem Abenteuer als Geheimagent 007 in "Keine Zeit zu sterben" (Kinostart: 12. November) das Bond-Girl.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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