Vier Doppelfolgen im ZDF

"Der Pass": Sky-Serie läuft erstmals im Free-TV

von Eric Leimann

Eine deutsche Ermittlerin und ihr österreichischer Kollege müssen zusammenarbeiten, nachdem eine Leiche genau auf Höhe der Grenze gefunden wurde. Die Serie "Der Pass" hebt sich vom TV-Einheitsbrei deutlich ab. Nun zeigt ihn das ZDF als Free TV-Premiere in vier Teilen.

ZDF
Der Pass
Thriller-Serie • 01.12.2019 • 22:15 Uhr

Exakt auf Höhe eines Grenzsteins zwischen Deutschland und Österreich findet man eine grausam inszenierte Leiche. Entsprechend quälen sich zwei Ermittler in die verschneite Bergwelt. Die jüngere Ellie Stocker (Julia Jentsch) aus Berchtesgaden ist sehr motiviert, denn es ist der erste Fall, den sie eigenverantwortlich leitet. Dagegen gibt Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek), der von Wien nach Salzburg strafversetzt wurde, ein gegensätzliches Bild ab. Der ungepflegte Ösi-Cop ernährt sich von Zigaretten, Alkohol und viel Zynismus. Mit seinem Dasein als "Ordnungshüter" scheint er abgeschlossen zu haben. Was für Fans der dänisch-schwedischen Serie "Die Brücke" wie das vierte Remake des Stoffes klingt, ist in Wirklichkeit ein eigenständiger, bärenstarker Alpenthriller in acht Teilen. Das ZDF zeigt "Der Pass", die mehrfach preisgekrönte Edelproduktion des Bezahlsenders Sky, als Free TV-Premiere in vier Teilen, jeweils zwischen 90 und 110 Minuten lang. Die weiteren Sendetermine: Montag, 2.12., Sonntag, 8.12., und Montag, 9.12., jeweils um 22.15 Uhr.

Zwei gegensätzliche Ermittler aus zwei Ländern, die gemeinsame Sache machen müssen. Ein Serienkiller, der spektakulär inszenierte Leichen an schmucken Orten zurücklässt. Das Böse der Welt, welches den Zuschauer auf unheilvoll dräuende, aber auch seltsam ästhetische Art erschreckt. All diese Qualitäten, die das dänisch-schwedische Thriller-Epos "Die Brücke – Transit in den Tod" (2011 bis 2018) über vier Staffeln der TV-Kultur schenkte, finden sich nun auch in "Der Pass" wieder. Trotzdem ist die meist grauweiß verschneite Sky-Serie kein weiteres Remake, wie die US-Variante mit Diane Kruger ("The Bridge – America", zwei Staffeln 2013 und 2014) oder der englisch-französische Ableger "The Tunnel" (drei Staffeln, 2015 bis 2017) es waren. Durchaus im Wortsinne "gewaltig" leuchtete im Januar 2019 die erste deutsch-österreichische Sky-Serie das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und all die Tragik dazwischen aus.

Der vom deutschen Autoren- und Regieduo Cyrill Boss und Philipp Stennert inszenierte Thriller dringt nicht nur tiefer in die sich über die Folgen stark verändernde Psyche der Ermittler ein, er verfolgt auch noch eine dritte Hauptfigur: die des Mörders. Weil das Drehbuch ihn zu Beginn aber noch im Verborgenen hält, soll diesbezüglich nichts verraten werden. Außer dem Umstand, dass man auch mit dieser Figur, die logischerweise nicht entdeckt werden will, mitgeht – was bei einem derart bösen Charakter schon ein wenig Selbsthinterfragen beim Zuschauer auslöst.

Als vierten Hauptdarsteller darf man die grandiose winterliche Bergwelt des Salzburger Landes nennen, die Kameramann Philip Peschlow ("Eine gute Mutter") meisterhaft subtil und bedrohlich in Szene setzt. Oft wirken Täter, Opfer und Ermittler erschreckend klein in diesem Szenario, was die bösen Taten vor den großen, stummen Zeugen Wald und Bergwelt noch niederträchtiger erscheinen lässt. "Der Pass" ist allerdings kein sarkastisches, ironisch gebrochenes Drama wie die ähnlich von ihrer winterlichen Landschafts-Atmosphäre geprägten "Fargo"-Serie beziehungsweise ihr Ursprungsfilm der Cohen-Brüder.

Nein, hier leisten sich die Autoren, wie auch in "Die Brücke", eine weitgehende Abwesenheit von Humor. Lediglich schmale österreichische Ausflüge in sarkastische Sprüche und derbe Beschimpfungen, ohne geht es wohl nicht in der Alpenrepublik, sind zur Unterhaltung geeignet. Um Größe und Bedeutung der Natur zu untermauern, kaufte Sky sich noch den Komponisten Jacob Shea (produced by Hans Zimmer), der ähnlich wie sein Produzent klingt. Nicht unerwähnt, weil essenziell zur großen Qualität der Serie beitragend, sollen die Hauptdarsteller Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek bleiben, die hier ein weiteres Mal Arbeit weit über dem üblichen TV-Niveau abliefern.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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