"Die Abenteuer des Herrn Lukas"

Schauspieler Florian Lukas wird nochmal Praktikant

von Eric Leimann

Das hat man so auch noch nicht gesehen: TV-Star Florian Lukas ("Weissensee") riecht als Praktikant in archaische Männerberufe hinein. Mit frischem Fisch geht es los.

Eigentlich hat er schon einen guten Job. Schauspieler Florian Lukas ("Weissensee") zählt zu den bestgebuchten TV-Darstellern im deutschsprachigen Raum. Warum sich der 45-Jährige trotzdem für den RTL-Sender Nitro in der Reihe "Die Abenteuer des Herrn Lukas" (ab Sonntag, 30. September, 17.35 Uhr) als Berufspraktikant verdingt und sich in der Auftaktfolge ein hartes Brot als Hochseefischer verdiente, erklärt der gebürtige Ostberliner im Interview.

Sollte der launig herbe Fischereiausflug am Sonntagnachmittag auf Nitro reüssieren, wollen Sender und Protagonist "Die Abenteuer des Herrn Lukas" zum regelmäßigen Primetimeformat formen.

prisma: Herr Lukas, Sie haben doch als Schauspieler gut zu tun. Warum tun Sie sich ein Berufspraktikum auf hoher See an?

Florian Lukas: Mich interessiert an der Schauspielerei immer auch die Vorbereitung auf neue Rollen. Ich liebe es, in das Leben anderer Menschen hineinzublicken. Der Beruf meiner Figuren ist da natürlich eine ganz wichtige Facette. Ich habe immer den Anspruch, deren Leben nicht nur zu imitieren, sondern wirklich Bescheid zu wissen, was die da machen. Insofern interessiert mich das einfach, zum Beispiel mal einen Tag unter Hochsee-Fischern zu arbeiten. Ich habe großen Respekt vor Leuten, die in ihrem Job wirklich hart anpacken müssen.

prisma: An welche Rollenvorbereitungen erinnern Sie sich?

Lukas: Für den Film "Kammerflimmern" bin ich zum Beispiel mehrere Schichten im Rettungswagen mitgefahren, weil ich einen Rettungssanitäter spielte. Mit der normalen Uniform, so dass mich keiner erkennen konnte. Dann stand ich ziemlich blöd da, wenn es um Leben und Tod ging und alle Beteiligten etwas von dir erwarteten, weil du aussiehst, wie ein Profi. So was macht demütig. Für "Nordwand" habe ich ein Jahr lang klettern gelernt. Auch das war eine intensive Zeit. Vor dem Dreh von "Good-bye Lenin" begleitete ich einen Satellitentechniker bei Hausbesuchen, auch das fand ich spannend.

prisma: Was war daran spannend?

Lukas: Es ist großartig, mit einem Handwerkerkoffer in die Wohnungen fremder Leute zu gehen. So etwas mache ich normalerweise nicht. Mich wurden alle Berufe reizen. Straßenbau fände ich sehr spannend oder auch auf einer Bohrinsel zu arbeiten. Alles Orte, wo man normalerweise nicht hinkommt. Ferien auf dem Bauernhof kann jeder buchen. Die Dinge, die ich in der Doku-Reihe tun konnte, nicht.

prisma: Geht es vor allem um archaische Berufe, die zum Teil sogar vom Aussterben bedroht sind. Schließlich ist Nitro ja auch ein Männersender ...

Lukas: Klar, ein Film über Systemadministratoren wäre optisch vielleicht nicht so reizvoll. Es geht schon um Jobs, die etwas mit Anfassen zu tun haben. Ich fühle mich durchaus wohl bei einem Sender, der sagt: Wir wollen Männerthemen machen!

prisma: Wie meinen Sie das?

Lukas: Männerthemen dieser Art sind ja schon fast anachronistisch. Hier darf ja auch mal Blut fließen, zumindest das von Fischen (lacht).

prisma: War es schwer, die Fische zu töten und auszunehmen?

Lukas: Es ist körperlich schwere Arbeit, mit der man auf wackliger See uber viele Stunden beschäftigt ist. Man hat dann einen Riesenotto im Arm und musst den erst mal festhalten, bevor man handgreiflich wird. Aber – es fiel mir nicht schwer. Vielleicht hatte es der Regisseur wegen der schöneren Bilder besser gefunden, wenn es mir schwerer gefallen wäre (lacht).

prisma: Finden Sie Männerthemen tatsächlich anachronistisch?

Lukas: Ich finde sie keineswegs anachronistisch. Mittlerweile hat man aber oft das Gefühl, sie waren es. Vieles wird auf feministische Korrektheit abgeklopft, bevor es an die Öffentlichkeit kommt. Ich lese in letzter Zeit viele Stoffe, in denen Frauen Dinge tun müssen, die ziemlich erstaunlich sind. Manchmal kommt es mir vor, dass Frauen heute die besseren Männer sein sollen. Da finde ich es durchaus erfrischend anachronistisch, wenn drei Männer zum Fische fangen nachts aufs Meer hinausfahren, im Dreck stehen und im Blut wühlen.

prisma: Bekommt man als Schauspieler in der Regel genug Vorbereitungszeit für eine Rolle?

Lukas: Je nachdem. Oft ist da privates Engagement gefragt, aber ich nehme mir die Zeit in der Regel, denn ich will den Zuschauern keinen Quatsch, kein Nur-so-tun-als-ob verkaufen. Das finde ich irgendwie albern.

prisma: Zeigen Sie uns in "Die Abenteuer des Herrn Lukas" denn wirklich einen Teil Ihres Berufs?

Lukas: Ja, ich gehe immer sehr gut vorbereitet in Rollen hinein. Manchmal sind die Regisseure deswegen sogar genervt von mir, weil ich alles ganz genau wissen und machen will. Insofern war dieses Format fast wie freier Fall für mich und sehr ungewöhnlich. Ich gehe zu diesen Fischern und gucke, was passiert. Ich habe keine Ahnung, ob ich das kann und wie die mit mir umgehen. Eigentlich ist es wie Improvisationstheater. Nichts ist vorbereitet oder abgesprochen, trotzdem habe ich natürlich den Anspruch, damit zu unterhalten. Es ist also etwas völlig anderes als das, was ich sonst tue und deshalb eine spannende Übung für mich.

prisma: Ist es auch eine persönliche Herausforderung?

Lukas: Ja, durchaus. Ich bin normalerweise keiner, der die Leute an- oder vollquatscht. Ich habe auch überhaupt kein journalistisches Talent. Hier muss ich so ein bisschen den Karren anschieben oder den Kutter am Laufen halten. Andererseits finde ich es wichtig, solche Dinge zu tun. Ich lebe nach dem Motto: Einmal im Jahr sollte man etwas tun, vor dem man Angst hat (lacht).


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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