Film im ZDF

"Endlich Witwer": Joachim Król ist ein umwerfendes Ekel

von Wilfried Geldner

Georg Weiser hat nach langer Ehe grade in die Scheidung eingewilligt, als seine Noch-Ehefrau verstirbt. Sehr zur Freude ihres Witwers – endlich ist er frei und kann sein eigenes Leben führen.

ZDF
Endlich Witwer
Komödie • 09.07.2020 • 20:15 Uhr

Da holte sich das ZDF mit Joachim Król in der schwarzen Komödie "Endlich Witwer" (2019) ein – sehr umwerfendes – verwitwetes Ekel ins Programm: 32 Jahre hat Georg Weiser an der Seite seiner treuen Frau mehr schlecht als recht hinter sich gebracht. Nun ist sie tot, und Weiser wird endlich seine Ruhe haben. Fortan, so glaubt er, kann er machen, was er will. Alles, was zuvor verboten war: den Kühlschrank mit "seinen" Bierflaschen füllen bis obenhin. Ganz alleine Fußball glotzen im Dolby-Stereo-Sound – eben alles das, wovon so ein lebenslang leidgeprüfter Witwer eben so träumt.

Weiser, Kunstrasenhersteller von Beruf und jenseits der 60, hasst die Welt und die Menschen um ihn herum. Noch während die Bestattung seiner Frau im Gange ist, verhandelt er mit Mitarbeitern über die "sechs Quadratmeter" Kunstrasen, mit denen er statt des empfohlenen Bodendeckers ("Mondpreise!") das frische Grab belegen will. Im Übrigen verschanzt er sich in seiner Wohnung hinter den Gardinen. Keiner könnte in der Griesgram-Rolle treffender sein als Król, wenn er tigerhaft aus tiefster Kehle böse knurrt und die Stirn über dem Fünftagebart in Falten zieht.

Doch das mit der Ruhe hält nicht lange vor. Susanne, seine engelsgleiche Tochter (Friederike Kempter), versucht beispielsweise unablässig, den Vater zu bekehren. Wie ein Kätzchen auf Samtpfoten schleicht sie sich immer wieder an ihn heran – wohl wissend, dass da eine ewige Zeitbombe tickt. Gerd (Tristan Seith) hingegen, der nach Meinung des Vaters völlig missratene Sohn, der jetzt als "Detektiv" und Gelegenheitspförtner arbeitet, zwingt ihn gar zur Herausgabe seines Pflichtanteils, das ihm die Mutter mit dem Testament hinterlassen hat. Bedenkt man, das der Notar Weisers Kunstrasenfirma gegen Null gehend einstuft, bedeutet das nichts Gutes – vielleicht ist es des Griesgrams Untergang.

Die flott geschriebene und leichthin inszenierte Komödie (Drehbuch: Martin Rauhaus, Regie: Pia Strietmann) zielt jedoch nicht auf gängige Klischees. Sie mäandert in wunderbaren miesepetrigen Gags und Dialogen dahin. Alles ist auf Król und seinen Gram zugeschnitten. Dieser Kunstgrasfabrikant leidet viel. Doch dass er sich irgendwann häuten wird, ist bald zu ahnen. Wenn er ein Wäschestück der verstorbenen Frau entdeckt, oder in der Kühltruhe gar die anlässlich der Trennung vorgekochten Lieblingsrouladen, überkommt den Wüterich so etwas wie Reue. Dann wird selbst die Wut auf die Golden Girls, die immer so fies klappernd vor seinem Fenster vorüberziehen, irgendwann ganz klein.

Doch noch sägt Weiser Halteverbotsschilder um, raucht mit dem alten Freund einen Joint in der Kirche, bis er lacht, oder drückt im Schwimmbecken in unübertrefflicher Haifischmanier einen Widersacher in die Tiefe. Weiser, der Misantrop ohnegleichen, hat sich nämlich endlich neu verliebt. Die von der Tochter für ihn georderte Haushaltshilfe (Anneke Kim Sarnau) hat es ihm angetan. Man trifft sich zum gespielten Blind Date.

Auch diese Liebesgeschichte innerhalb der Królschen Parforcetour als Miesepeter funktioniert in ihrer Mischung aus forciertem Mut und Schüchternheit. Dass es am Ende auch hier wieder mal auseinanderläuft – geschenkt. Keiner knurrt so schön wie Król. Wäre er Jack Nicholson, hätte er sicher einen Oscar für die Rolle gekriegt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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