Vorstandsvorsitzender Thomas Ebeling

Pro7-Chef nennt eigene Zuschauer "fettleibig und arm"

15.11.2017, 11.00 Uhr
ProSieben-Chef Thomas Ebeling stellt sich einen Teil der eigenen Zuschauer offenbar eher dickbäuchig vor.
ProSieben-Chef Thomas Ebeling stellt sich einen Teil der eigenen Zuschauer offenbar eher dickbäuchig vor.  Fotoquelle: kurhan / Shutterstock.com

Für die ProSiebenSat.1 Media SE läuft es derzeit alles andere als rund. Nachdem zuletzt die Umsatz- und Gewinnprognosen nach unten korrigiert wurden, hat sich Vorstandschef Thomas Ebeling in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Börsen-Experten nun abfällig über die Zuschauer der Sendergruppe geäußert.

"Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert." Mit diesen Worten soll Ebeling sich gegenüber eines Analysten des Bankhauses BNP Paribas geäußert haben, nachdem dieser ihn auf den Konkurrenzdruck durch Streaminganbieter wie Netflix hingewiesen habe.

Dem Medienmagazin dwdl.de liegt das Transkript der Telefonkonferenz vor, in dem es auch heißt, dass die TV-Zuschauer in Amerika für "beschissene Inhalte" zahlen müssten, während man in Deutschland guten Inhalt kostenlos anbiete. So gebe es "all die Hollywood-Blockbuster auf unseren Sendern" und nicht jeder Netflix-Film sei "ein Homerun".

Dementiert wurden die Aussagen von Ebeling nicht. Die ProSiebenSat.1 Media SE teilte auf Anfrage von dwdl.de jedoch mit: "Wir möchten einordnen: Die im Englischen getroffene Bemerkung im Analysten-Call war eine zugespitzte Aussage im Zusammenhang mit einer provokanten Frage durch einen französischen Analysten. Es ging bei der Bemerkung darum, die gerne von Analysten verwendeten Stereotypen eines TV-Zuschauers in englischer Sprache zu reflektieren. Wenn man die Bemerkung aus dem Kontext zieht und wortwörtlich übersetzt, kann dies womöglich missverstanden werden. Die reine Textaussage spiegelt weder die Historie noch die Tonalität der Aussagen wider."

Vorzeitiges Aus für Ebeling?

Helfen wird es Ebeling vermutlich nicht. Wie die "Süddeutsche Zeitung" bereits spekulierte, könnte der seit 2009 in seinem Amt als Vorstandsvorsitzender tätige Ebeling bereits im kommenden Jahr bei der Hauptversammlung abgelöst werden – ein Jahr früher, als vertraglich vereinbart.

In dem Bericht heißt es auch: "Ebeling kämpft gerade um sein Erbe, er will sich seine Bilanz auf den letzten Metern nicht versauen lassen." Äußerungen über eine "fettleibige" und "arme" Kernzielgruppe bewirken vermutlich aber eher das Gegenteil.

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