Start der neuen Serie

"Punisher" bei Netflix: Brutal, aber gerecht?

von Amelie Heinz

In der neuen Netflix-Serie "Punisher" hat Schauspieler Jon Bernthal in der Rolle des Frank Castle nur eines im Sinn: Rache zu nehmen. Und das auf äußerst brutale und fragwürdige Weise.

Frank Castle ist ein Mann der Tat. Angetrieben durch den Mord an seiner Familie, führt der Kriegsveteran einen brutalen Rachefeldzug gegen all jene, die am Tod seiner Frau und seiner zwei Kinder Schuld tragen. All das hat der treue Netflix-Schauer bereits in der zweiten "Daredevil"-Staffel erfahren, wenn auch der "Punisher" dort nur als Nebencharakter auftrat. In seiner "eigenen" Serie, deren 13 Episoden ab Freitag, 17. November 2017, bei Netflix abrufbar sind, erfährt man nun mehr über den von Hass getriebenen Ex-Marine, der einer großen Sauerei auf der Spur ist, die mit seiner Zeit in Afghanistan zu tun hat. Natürlich ist Frank Castle ein gewalttätiger Psychopath, der mordend durch die Stadt zieht. Aber er ist ein gewalttätiger Psychopath, den der Zuschauer triumphieren sehen will – was in gewisser Weise sehr beängstigend ist.

Alle halten Frank Castle für tot. Als Pete Castiglione führt er ein unauffälliges Leben, arbeitet auf dem Bau und versucht, Problemen so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Freilich ist der Punisher damit nicht sehr erfolgreich, bald finden die Probleme ihn. Ein Hacker namens Micro (Ebon Moss-Bachrach) nimmt Kontakt zu Frank Castle auf und eröffnet ihm, dass hinter der Ermordung seiner Familie viel mehr steckt, als dieser bisher dachte.

Zugleich ermittelt die eben erst aus Afghanistan zurückgekehrte Homeland-Security-Agentin Dinah Madani (Amber Rose Revah) im Fall eines ermordeten afghanischen Polizisten. Dieser hatte herausgefunden, dass US-Soldaten Drogen aus dem Kriegsgebiet schmuggelten. Getötet wurde der Polizist von einer geheimen Eliteeinheit. Derselben Einheit, der auch Frank Castle angehörte.

Waffen im Zentrum der Handlung

Nach dem Massaker in Las Vegas am 1. Oktober 2017 wurde die Veröffentlichung von "Marvel's The Punisher" verschoben. Schauspieler Jon Bernthal betonte, dies sei "die einzig richtige Entscheidung". Das ist nicht verwunderlich, stehen Waffen aller Art und deren inflationärer Gebrauch gemeinsam mit Frank Castle im Zentrum der Handlung.

Auf der anderen Seite bleibt allerdings tragischerweise zu sagen: Wann ist dieser Tage nicht eine Schießerei in den USA, nach welcher die Forderungen nach schärferen Waffengesetzen laut werden und nach der eben diese Forderungen immer wieder genauso konsequent ignoriert werden? So gibt es wohl keinen guten Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer derartigen Serie. Oder vielleicht – vor allem auch dank der vielen interessanten und gut durchdachten Nebenhandlungen – gibt es auch keinen besseren?

"Ich will sie alle töten"

Der "Punisher" handelt noch eine Spur brutaler, als die "Defenders", Jessica Jones, Matt Murdock, Luke Cage und Danny Rand, in vorangegangen Netflix-Marvel-Kooperationen. Zudem sind die Taten des "Punishers" moralisch noch weitaus fragwürdiger, als die der "Superhelden". Sein Antrieb ist es nicht unbedingt, Gutes zu tun, sondern er will vor allem eines: Rache. Rache für alles, was ihm und seiner Familie angetan wurde. Das macht er bald auch seinem Komplizen Micro (Ebon Moss-Bachrach) klar. Er arbeite mit ihm nur unter einer Bedingung zusammen: "Ich will sie alle töten." Ohne Verfahren und derlei "Bullshit", wie Frank es nennt. Der Punisher ist eben kein strahlender Held. Aber er gibt einem vieles zum Nachdenken.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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