Jan Hofer bei "Let's Dance": "Bammel habe ich"

36 Jahre lang hat Jan Hofer uns die Nachrichten präsentiert. Jetzt versucht er sich bei "Let's Dance" auf dem Tanzparkett.
Herr Hofer, wie kommt man von der Tagesschau zu "Let's Dance"?
Tja, fragen Sie mich mal! (lacht) RTL hat mich gefragt, ob ich Lust habe, mitzumachen. Ich habe überlegt und den Familienrat einberufen. Das waren meine Frau und mein Sohn. Der ist fünf und hatte nicht so viel zu sagen. Aber er fand das gleich klasse. Meine Frau und ich haben besprochen, ob das machbar ist. Danach habe ich noch meinen Arzt gefragt. Der hatte keine Bedenken, also habe ich zugesagt.
Bringen Sie denn Tanzerfahrung mit?
Nö, gar nicht. Außer dem, was man auf Bällen oder in der Disco und auf Festen lernt. Ich bin nicht der große Standardtänzer, und auch nicht der Weltmeister im Discofox.
Wie bereiten Sie sich vor?
Ich versuche, Ausdauersport zu machen. Das bedeutet bei mir Laufen, Radfahren oder Inlineskating, je nach Wetterlage. Außerdem habe ich mir online ein paar Gymnastikübungen rausgesucht. Eigentlich hatte ich vor, ins Fitnessstudio zu gehen und mit einem Coach zu trainieren. Das ist wegen Corona leider bisher nicht möglich gewesen.
Wo sehen Sie denn Ihre Stärken und Schwächen beim Tanzen?
Keine Ahnung. Ich hatte bisher kein Tanztraining. Ich habe mir zwar Rat von verschiedenen Leuten geholt – unter anderem Thomas Herrmanns – aber das ist schon alles sehr theoretisch. Und es kommt auch sehr stark aufs Individuum an. Das Weiterkommen hängt ja nicht allein vom Tanz ab. Natürlich gibt es da die Jury, aber im Endeffekt entscheidet der Zuschauer, wer weiterkommt.
Es geht um die Persönlichkeit.
Genau, und das fand ich bei Ilka Bessin so toll, als sie bei Let’s Dance dabei war. Sie wusste selbst, dass sie nicht die Gazelle auf der Tanzfläche ist, aber sie hat es mit Personality und Mut, sich zu öffnen, sehr weit gebracht.
Können wir das von Ihnen auch erwarten?
Ich weiß es nicht. Ich habe keine Vergangenheit wie Ilka Bessin, habe nie Hartz IV bezogen und komme aus gutbürgerlichem Haus. Ich weiß um das Privileg, dass ich aus guten Verhältnissen komme. Daher kann man unseren Werdegang nicht unbedingt vergleichen. Abgesehen davon haben wir sehr unterschiedliche Charakterzüge. Wie schwer die Kraft der Personality wiegt, kann man ohnehin nicht vorhersehen.
Sie waren über viele Jahre hinweg als "Tagesschau"-Sprecher eine Instanz, die die Nachrichten verkündet hat. Jetzt müssen Sie mit Ihrer Persönlichkeit überzeugen. Hat man da Bammel?
Den Bammel habe ich. Das ist wirklich nicht so, als würde ich da einfach sorgenlos hineinmarschieren. Sonst habe ich nie mit Lampenfieber zu tun, aber wenn ich daran denke, dann wird mir ganz anders. Das ist etwas vollkommen Neues für mich, etwas komplett Anderes. Aber "Let's Dance" ist eine gute Unterhaltungssendung. Selbst Johannes B. Kerner hat mir gesagt, er hätte so etwas auch gerne fürs ZDF gemacht. Ich kenne nicht einen, der nicht mal in eine Sendung von "Let's Dance" reingeguckt hätte. Und alle fanden es super.
Haben Sie sich ein Ziel gesetzt, wie weit Sie kommen wollen?
Nein, das kann man nicht. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Natürlich gehe ich nicht ohne sportlichen Ehrgeiz in die Sendung. Ich will so weit kommen, wie möglich, und professionellen Einsatz zeigen. Man darf nicht vergessen: Ingolf Lück hat die Sendung mit 60 Jahren gewonnen.
Haben Sie Angst vor der Jury?
Angst nicht, Respekt auf jeden Fall. Vor jemandem wie Joachim Llambi Angst zu haben wäre falsch, aber ich habe Respekt vor ihm, da er auch die fachliche Kenntnis mitbringt. Das bringt Motsi auch mit, allerdings bewertet Llambi, anders als die anderen, mit dem harten Blick des Profi und einer damit einhergehenden, besonderen Strenge. Es wäre schade, wenn es nicht jemanden wie Joachim Llambi bei "Let's Dance" geben würde. Wie ist das, mit deutlich jüngeren Kandidaten auf der Bühne zu stehen? Das ist überhaupt kein Problem. Alter ist eine Frage des Denkens und nicht des körperlichen Verfalls.
Ist "Let's Dance" jetzt der Auftakt? Werden wir Sie in weiteren Shows sehen?
Im Moment liegt meine volle Konzentration auf "Let's Dance", danach bin ich durchaus offen für alles. Rente und Ruhestand sind für mich ein Unwort. Das Schöne daran, aus dem täglichen Berufsleben herauszukommen, ist, dass man nicht mehr alles machen muss. Ich war 36 Jahre lang im Schichtdienst bei der ARD: Nachtschicht, Spätschicht, Frühschicht, immer wieder durcheinandergewürfelt. Das war kein Zuckerschlecken, und das geht auch gesundheitlich nicht spurlos an einem vorbei. Damit aufzuhören, ist ein Gewinn an Lebensqualität. Jetzt habe ich mehr Zeit und möchte noch mehr Dinge einfach aus Spaß machen.
Haben Sie noch eine Botschaft an die Zuschauer?
Ich liebe euch! God bless you… (lacht) Nein, Quatsch! Ich hoffe, dass viele Menschen einschalten und Spaß an der Sendung haben. Wenn sie mich gut finden, können sie auch für mich anrufen. Wenn nicht, dürfen sie aber auch für jemand anderen anrufen.