Free-TV-Premiere bei ARTE

"Jonas – Vergiss mich nicht": das plötzliche Ende einer Freundschaft

von Wilfried Geldner

Als Jonas 15 ist, verliert er jäh seinen Freund Nathan. Auch 18 Jahre später kommt er nicht darüber hinweg. Ist er schuld am Tod des Freundes? ARTE zeigt das Coming-of-Age-Drama "Jonas – Vergiss mich nicht" erstmals im Free-TV.

ARTE
Jonas – Vergiss mich nicht
Drama • 23.11.2018 • 20:15 Uhr

Jonas, jetzt 33 Jahre alt, ist wieder mal aus der Gay-Disco "Boys" im südfranzösischen Toulon rausgeflogen – zu viel Alkohol, zu viele Männer. Einen hat er in den Arm gebissen und damit eine Schlägerei angezettelt. Jetzt sitzt er im Polizeiauto, das ihn aufs Revier bringen wird. Neben ihm Caroline, eine freundliche Polizistin, die vor vielen Jahren mit ihm in die Schule gegangen ist. Caroline kann es kaum fassen, dass er sich so gar nicht mehr an sie erinnern kann. Doch Jonas hatte damals eben nur Augen für den frechen, so selbstsicheren Nathan, der ihm zeigte, wie das Leben geht – auch das von Mann zu Mann. Christophe Charriers Erstlingsfilm "Jonas" gewann beim internationalen Fernsehfilmfestival von La Rochelle 2018 den Preis für den besten französischen Fictionfilm. Nun kommt er (unter dem Titel "Jonas – Vergiss mich nicht") bei ARTE zur Free-TV-Premiere.

Es war eine kurze Liebe, damals 1997 – aus dem Fernseher kommen die Meldungen über Dianas Tod in Paris. Auch 18 Jahre danach – die Meldungen drehen sich jetzt um den Terror in Paris – ist Jonas noch immer nicht über das plötzliche Ende seiner Freundschaft mit Nathan hinweggekommen. Nathan hatte Caroline, die spätere Polizistin, ganz selbstverständlich in der Klasse vom Platz neben dem verträumten Jonas verdrängt. Und er konnte sich einfach mal so vom Stuhl fallen lassen und den Leidenden spielen, nur um den Unterricht zu schwänzen, um in der verlassenen Turnhalle mit Jonas eine Zigarette zu rauchen und erste Küsse zu tauschen. Die Mobbingversuche eines lästigen Mitschülers hielt er sich und Jonas vom Leibe, indem er die von diesem geschnorrten Zigaretten mit unverträglichen Zutaten versah.

Doch dann war Nathan verschwunden, Jonas' Eltern nahmen auch ihn von der Schule. Heute, mit 33, ist er ein gebrochener, noch immer auf der Suche nach sich selbst befindlicher Mann. Immer wieder werden von Christophe Charrier (Buch und Regie) die Szenen von damals und heute ineinander geschnitten, um Jonas' Trauma, sein Aus-der-Zeit-gefallen-sein, zu verdeutlichen. An sich keine schlechte Idee, aber sie verhindert auch, sich in Jonas wirklich hineinzuversetzen, der immer noch mit dem Gameboy von damals spielt, den ihm Nathan schenkte. Seine Unruhe, seine Wut geben Rätsel auf.

Dabei wird bereits früh angedeutet, dass Jonas damals eine schwere Schuld auf sich geladen hat, er verließ in einer prekären Lage den wohl toten Freund. Als Nachklapp wird dann Jonas spätes Zusammentreffen mit der Familie des Verschwundenen geliefert, Nathans jüngerer Bruder weist da den Weg. Nach erteilter Absolution führt Jonas Nathans Bruder gar in den Vergnügungspark "Magic World" – dort hatte sich Nathan als Kind einst eine mit Stolz getragene Gesichtsnarbe geholt – und eben nicht bei der Abwehr eines übergriffigen Priesters, wie er selbst zunächst erzählte.

Da begibt sich der Versuch, eine Coming-of-Age-Geschichte mit thrillerhaften Spannungsmomenten zu kreuzen, dann doch in recht seichte Gewässer. Die von Nicolas Bauwens (Jonas jung) und Tommy-Lee Baik (Nathan) lebensnah gespielten Freunde, vor allem aber Félix Maritaud als traumatisierter Wutmensch halten die Spannung jedoch trotz der Zeit übergreifenden Springprozession am Schneidetisch lange erstaunlich hoch.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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