Fernsehen

Meister aus Deutschland

15.09.2015, 06.30 Uhr
von Detlef Hartlap
Ein schmutziges Geschäft, aber einer muss es tun: Heiner Lauterbach mit Veronica Ferres.
Ein schmutziges Geschäft, aber einer muss es tun: Heiner Lauterbach mit Veronica Ferres.  Fotoquelle: SWR/Diwa Film

Wenn das Anliegen mit dem Film durchgeht: der Waffenhandel als Versuch eines Politdramas.

Löblich. Ein Film über Deutschland als Waffenhändler. Ein Land, das Frieden predigt, rangiert auf der Liste des internationalen Waffenhandels Jahr für Jahr unter den Top 5; auch das ist Deutschland. Leider wird aus einem löblichen Anliegen nicht automatisch ein guter Film.

Es geht los, wie es der Titel Meister des Todes erwarten lässt: Es knallt. Peter Zierler (Hanno Koffler) drückt Kinder und Frau geistesgegenwärtig aus der Schusslinie, löscht das Licht, greift selbst zur Knarre. Ganz unvorbereitet ist er nicht.

Was folgt, ist ein Bilderbogen des zivilen Waffenhandels: Es wird geprostet, getoastet, scharwenzelt, geschleimt. Händeschütteln, Worthülsen, Win-win-Situationen, ehrbares Kaufmannstum um eine Ware, die sagenhaft viel Geld bringt und Probleme final löst. "... der Tod ist ein Meister aus Deutschland", dichtete Paul Celan.

Veronica Ferres verkörpert den Grundwiderspruch des schmutzigen Geschäfts: Sie spielt die Frau des Waffenhändlers Stengele (Heiner Lauterbach); sie ekelt sich vor ihrem Mann, vor dem, was er tut, aber sie lebt gut dabei. Sie ist reich, chic und nie um einen Schluck guten Weins verlegen. Als aus der grauen Handelseminenz Stengele ein grauer Esel geworden ist, den man der politischen Reputation Deutschlands geopfert hat, ist seine schöne Frau die Erste, die auf gepackten Koffern sitzt und das Weite sucht. Man muss wissen, wann die Party vorbei ist.

Peter Zierler, der junge Familienvater, hat es nicht gewusst. Sein Faible für Waffen hat ihn anfällig gemacht für Stengeles Offerten. In Mexiko führt er deutsche Präzisionsgewehre vor. In Mexiko erlebt er, wie mit diesen Gewehren Demonstranten abgeknallt werden. "... wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng", heißt es in Paul Celans "Todesfuge".

Ein guter dramatischer Filmstoff, einer von der Sorte, die gern als "wichtig" bezeichnet werden. Doch das Anliegen geht mit dem Film durch. Man sieht ihn, als ob 100 ehrenwerte Klaus-Staeck-Plakate nebeneinanderhingen.

Zierler reagiert auf die Todesschüsse wie ein Vegetarier, der gewahr wird, dass er einer Bruderschaft von Fleischfressern beigetreten ist. Heiner Lauterbach mimt das knallharte Realitätsschwein. Axel Milberg schüttelt sich ein paar Momente von Aalglattheit aus dem Mundwinkel. Michael Roll gibt den Handelskomplizen aus dem Wirtschaftsministerium. Udo Wachtveitl spielt einen Normalo, der seine Seele ans Geld verkauft hat.

Hartes Thema, starke Besetzung, doch als Film eher eine Schmonzette. Wie heißt es bei Celan: "... der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau." Eben das gelingt dem Film nicht.

"Meister des Todes", am 23. September um 20.15 Uhr im Ersten.

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