Aktion zur Berlinale 2018

"Nobody's Doll": Revolution auf dem Roten Teppich?

Was "darf" frau auf dem Roten Teppich tragen? Mit der Aktion "Nobody's Doll" wollen deutsche Filmschaffende veraltete Erwartungshaltungen abbauen.

Enganliegende Kleider, schwindelerregende High Heels, tiefe Ausschnitte? Ein gewohnter Anblick auf roten Teppichen, der hierzulande in Zukunft seltener werden könnte: Mit der Aktion "Nobody's Doll", niemandes Puppe, wollen – nicht nur weibliche – Filmschaffende auf einen "Aspekt der Gleichberechtigung" hinweisen, "der seit Jahren stiefmütterlich behandelt" wird, wie es Initiatorin Anna Brüggemann formuliert: "Der Druck, der auf Frauen lastet, noch immer viel zu dünn, makellos und alterslos zu sein." Auf dem roten Teppich jedenfalls sei die Gleichberechtigung noch nicht angekommen, beklagt die Schauspielerin: "Wir Schauspielerinnen empfinden uns zwar als moderne, feministisch gesonnene Frauen, sobald es aber auf den roten Teppich geht, scheinen wir das vergessen zu müssen."

Das Frauen- und Männerbild bei Branchenevents "kommt mir vor wie aus den 50er-Jahren", beklagt die 36-Jährige: "Die Frauen zwängen sich in enge Röcke, zeigen Dekolleté, balancieren auf sehr hohen, sehr dünnen Absätzen, und die Männer versuchen, möglichst markant und nonchalant ihre Bodies zu präsentieren. Wir Frauen tun nach wie vor Dinge, die unbequem für uns sind, unpraktisch, Dinge, von denen wir glauben, dass wir sie machen müssen, um dem unsichtbaren Dritten zu gefallen. Dieser unsichtbare Dritte ist nach wie vor ein Mann."

Dabei sei die Branche doch eigentlich weiter, wundert sich Brüggemann: "Attraktiv ist nämlich, was eine Frau macht. Nicht, was man mit ihr machen kann. Interessant sind die Wege, die wir gehen, und nicht eine zur Statue erstarrte Person, die man sich ins Regal stellen kann. Wir sind Künstlerinnen und keine hübschen Puppen", schreibt sie "mit viel Verve und auch gehörig Wut".

"Wir werden übertreiben und untertreiben"

Die Initiative, die auch von Kolleginnen wie Lavinia Wilson, Rosalie Thomass, Alina Levshin und Anneke Kim Sarnau unterstützt wird, sei aber "kein Aufruf, in Sack und Asche zu gehen": "Dies hier ist ein Aufruf, die eigene Schönheit zum Leuchten zu bringen und sie nicht durch reale oder eingebildete Zwänge einzukerkern. Fühlen wir uns zum Beispiel wirklich alle in High Heels wohl? Und muss eine Frau immer geschminkt sein? Gibt es wirklich nur eine Sorte Mann, den wir in Filmen sehen wollen?"

Die Befürworter von "Nobody's Doll" planen, "ab dieser Berlinale das Spektrum dessen, was man auf dem roten Teppich anziehen 'darf'" zu öffnen. "In jede Richtung. Wir werden übertreiben und untertreiben. Und wir freuen uns über alle, die mitmachen." Auf die diesjährigen Filmfestspiele in Berlin, die vom 15. bis 25. Februar 2018 stattfinden, darf man nun also noch gespannter sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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