Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel

Das echte Leben als Videospiel-Quest

von Markus Schu

Als sein Account gehackt wird, muss Rollenspiel-Fan Jan zeigen, dass auch im echten Leben ein Held in ihm steckt. Wer Games mag, sollte auch dieser Komödie bei ARTE eine Chance geben.

ARTE
Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel
Komödie • 06.09.2018 • 21:40 Uhr

Heroisch schwingt der Krieger Fenris sein Schwert, ihm zur Seite steht sein treuer Troll-Kompagnon Gotrax. Gemeinsam sind sie unschlagbar! Allerdings nur in der Fantasywelt des Rollenspiels "Schlacht um Utgard". Denn hinter Fenris steckt der Abiturient Jan (Moritz Jahn, "Dark") – und im echten Leben ist der verhuschte Nerd so überhaupt nicht heldenhaft. Das soll sich bald ändern: Als sein Account gehackt wird, und er seinen Avatar kurz vor einem Wettkampf verliert, begibt er sich zum Sitz des Spieleentwicklers. Dort läuft er der aufgedrehten Karo (Mala Emde, "Charité") über den Weg. Ungläubig muss er feststellen, dass sie hinter dem mächtigen Troll-Charakter steckt! Als Team wollen sie ihre Konten zurückerobern, um am prestigeträchtigen "Ragnarök"-Turnier teilzunehmen – doch die Zeit drängt! ARTE zeigt die Abenteuerkomödie "Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel" nun in einer Erstausstrahlung.

Selbstverständlich klappt das mit dem Teamwork nicht auf Anhieb. Jan und Karo haben noch einen weiten Weg vor sich – bildlich und wortwörtlich. Denn die IP des geheimnisvollen Missetäters lokalisieren sie irgendwo im Albtal. Und als sie gerade romantische Gefühle füreinander entwickeln, wird Jan vor eine harte Loyalitätsprobe gestellt...

Florian Schnells Debütfilm ist nicht frei von Klischees und Stereotypen – spaßig ist die chaotische Odyssee aber allemal. Das liegt vor allem daran, dass die Kombination von Realfilmsequenzen und solchen aus der virtuellen Realität viel Esprit versprüht. Denn Jan begreift auch sein wirkliches Leben als Videospiel-Quest. Daher werden neben tatsächlichen Gaming-Szenen auch immer wieder Grafiken im realen Setting eingeblendet, um dies zu untermauern: eine Lebensleiste, ein Inventar, eine Map. Die Verknüpfung von digitaler und realer Welt stellt sich als überaus gelungene Idee heraus. Für die ansehnlichen Computerspiel-Sequenzen zeichnet übrigens der deutsche Kult-Entwickler Piranha Bytes ("Gothic", "Risen", "ELEX") verantwortlich. Wer allerdings bei Begriffen wie "Dungeon Run" oder "Raid" nur Bahnhof versteht, sollte einen großen Bogen um die Gamer-Comedy machen.

Gehört man aber zur Zielgruppe, sollte man dem Werk definitiv eine Chance geben. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob an einigen Stellen nicht ein wenig zu viel parodistischer Eifer betrieben wurde. Andererseits wird offensichtlich, dass alle Figuren mit einem schelmischen Augenzwinkern präsentiert werden. So zum Beispiel, als Jan im gutaussehenden Ben (David Schütter) einen Konkurrenten im Kampf um die Gunst von Karo wittert. Daraufhin imaginiert er ihn nämlich als Videospielfigur, deren "Charakterattribute" veralbert werden.

"Offline" wartet außerdem mit etlichen Gaststars wie Kida Khodr-Ramadan ("4 Blocks"), Florence Kasumba ("Black Panther") oder den Internet-Berühmtheiten Daniele Rizzo und Sarazar auf. Insgesamt ist Schnells Werk zwar ein holpriger, aber auch ein sehr unterhaltsamer Spaß geworden, der mit vielen kreativen Ideen begeistert. Wenn Gamingerfahrung auf das wahre Leben trifft, sind Lacher stets garantiert. Hätte man dieselbe Sorgfalt auch in die Entwicklung von Story und Charakteren investiert, wäre "Offline" vielleicht richtig stark geworden. So bleibt immerhin ein sehenswerter Film. Schließlich ist das Leben ja kein Wunschkonzert – und auch kein Bonuslevel.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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