"Tatort: Familien" – Kölner Kommissare auf den Spuren eines Entführers
Charlotte Ritter ist verschwunden. Dass die Kölner Kommissare überhaupt von ihrer Entführung erfahren, verdanken sie einem äußerst unglücklichen Zufall. Das Erste wiederholt einen soliden Kölner "Tatort" vom Mai 2018 – für Anhänger klassischer Krimi-Unterhaltung.
Dass neben dem Toten in den Straßen von Köln eine Tasche mit 500.000 Euro liegt, weist nicht unbedingt auf einen Raubmord hin. Vielmehr führt das die Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) auf die Spur eines Entführungsfalles, der vertuscht werden sollte. Die junge, hübsche Charlotte Ritter ist weg. Das Geld auf der Straße sollte sie auslösen. Doch was ist geschehen? Mit dem "Tatort: Familien" (2018) wiederholt das Erste einen durchaus sehenswerten Krimi der zuletzt doch immer wieder mal kritisierten Kölner Ermittler.
Fingerabdrücke auf dem Geld führen in die erfolgreiche Wirtschaftskanzlei von Rainer Bertram (Hansjürgen Hürrig), dessen Enkelin die Entführte ist. Ballauf und Schenk dringen ein in ein komplexes Familiengeflecht. Da sind die besorgten Eltern Charlottes, Ines (Nicole Marischka) und Ludwig (Harald Schrott), die in finanziellen Schwierigkeiten sind. Dazu ihr Sohn Paul (Johannes Franke). Er war am Abend der Entführung zusammen mit seiner Schwester Charlotte in einer Bar. Mit dabei war auch Kasper Fröhlich (Anton von Lucke), Charlottes Freund. Es floss eine Menge Alkohol, und irgendwann tauchte dann Philipp Weigel (Simon Böer) auf, ein deutlich älterer Mann, der die junge Charlotte umgarnte, aber zügig vertrieben wurde.
Das Buch von Christoph Wortberg, der 2017 bereits die Kölner Folge "Nachbarn" schrieb, versteht sich als klassische Familientragödie. Was genau geschehen ist an diesem Abend, als die junge Frau verschwand, offenbart sich tatsächlich erst spät. Bis dahin darf der Zuschauer eifrig mitsuchen nach Täter und Motiv. Ein "Tatort" also für all jene, die sich am Sonntagabend nach der eher klassischen Krimi-Unterhaltung sehnen und mit den künstlerischen sowie erzählerischen Experimenten im Rahmen der populären Reihe nur wenig anzufangen wissen.
Über weite Strecken ist "Familien" ein ziemlich konservativ erzählter "Tatort". Dann jedoch führt die erfahrene Krimi-Regisseurin Christine Hartmann den Betrachter tief hinein in ein ziemlich konstruiert wirkendes, aber interessantes Familiengeflecht. Auch wenn einige Dialoge und Monologe eher referierenden Charakter haben, präsentiert die sommerliche Krimi-Wiederholung doch eine ganze Reihe interessanter und glaubwürdig gespielter Charaktere. In irgendeiner Weise schuldig sind am Ende erstaunlich viele von ihnen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst