Zweiter "Wunsch-'Tatort'"-Sieger

"Tatort: Fangschuss" - Ist Schlumpfine Thiels Tochter?

von Jens Szameit

Favoritensieg im zweiten Anlauf: Der Münsteraner "Tatort: Fangschuss" setzte sich in der Abstimmung zum zweiten "Wunsch-'Tatort'" durch. In dem Krimi, der 2017 satte 14,56 Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte, wird Kommissar Thiel mit seiner angeblichen Tochter konfrontiert.

ARD
Tatort: Fangschuss
Kriminalfilm • 28.06.2020 • 20:15 Uhr

Nachdem in Woche eins der sommerlichen Wunsch-"Tatorte" etwas überraschend ein 17 Jahre alter Fall aus München gewann ("Frauen, die Austern essen") kommen bei der zweiten Wahl die Quoten-Könige Boerne und Thiel zu ihrem Recht. 175.640 Zuschauerinnen und Zuschauer beteiligten sich an der jüngsten Abstimmungsrunde des Sommer-Events. Dabei wurde der "Tatort: Fangschuss" aus dem Jahr 2017 mit 41.482 Stimmen auf Platz eins gewählt. Hinter der Münsteraner Krimimär mit Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) belegte der Stuttgarter "Tatort: Bienzle und die blinde Wut" von 1999 mit 38.489 Stimmen Platz zwei. An dritter Stelle folgte der Wiesbadener "Tatort: Im Schmerz geboren" mit Kommissar Murot aus dem Jahr 2014.

Doch zurück zum Sieger. Im April 2017 war wieder mal allerhand geboten in Deutschlands Schmunzelrevier Nummer eins. Wie fast immer wurde die augenzwinkernde Form der Krimi-Unterhaltung vom Publikum in überragender Vielzahl goutiert: 14,56 Millionen Menschen schalteten damals den "Tatort: Fangschuss" im Ersten ein. Sie sahen, dass Frank Thiel, der ewig grummelnde "Tatort"-Kommissar aus einem Münsteraner Single-Haushalt, eben doch kein asexuelles Wesen ist.

Wie zum Beweis steht da im neuen Fall die zumindest potenzielle "Frucht seiner Lenden" vor ihm, wie Thiels platonische Hassliebe Professor Boerne (Jan Josef Liefers) genussvoll schäkert. Leila Wagner (Janina Fautz), ein gerissenes Gör mit Schlumpfschopf, geht davon aus, des Kommissars Tochter zu sein. Ein "ganz passabler Lover" sei er gewesen bei einem möglicherweise folgenreichen One-Night-Stand vor gefühlten Urzeiten – so habe es ihr jüngst die schwer kranke Mama gebeichtet.

Es kennt den Münster-"Tatort" schlecht, der glaubt, die Vielleicht-Tochter eröffne nur einen Nebenschauplatz. Tatsächlich hängt das knallblau gefärbte Früchtchen natürlich mit drin in einem Doppelmordfall, in dem die Stammautoren Stefan Cantz und Jan Hinter gewohnheitsgemäß alles mit allem verquicken: Jägerlatein mit Haarwuchsmittel, verstrahltes ukrainisches Gemüse mit einem belgischen Auftragskiller aus dem Darknet. Kaum möglich, sich da als Zuschauer zurechtzufinden. Viel wichtiger aber: Man fühlt sich pudelwohl.

"Das Timing und die Chemie zwischen den beiden, der Rhythmus in ihren Dialogen, sind zu einem Ballett geworden", schwärmt der amerikanische Regisseur der Folge, Buddy Giovinazzo, der Boerne und Thiel schon 2003 einmal in Szene gesetzt hatte ("Tatort: Dreimal schwarzer Kater"). Ihre Schlagabtausche wirken auch diesmal wie Schmiermittel im Getriebe eines chaotisch gebauten und doch ganz schnurrig laufenden Krimimotors. Ein IT-Experte wurde vom Balkon geworfen, ein Investigativ-Reporter erschossen. Beide, so zeigt sich, hatten im Verbund Recherchen gegen einen Münsteraner Futtermittelhersteller angestrengt.

Mit den mutmaßlichen Hintermännern der Taten legt sich furchtlos Thiels neue "Mitbewohnerin" Leila an, die wohl auch im ermordeten Alki-Journalisten einen möglichen Vater wähnte und dessen Rechercheergebnisse nun als Druckmittel ins Spiel bringt. Nur gut, dass in Münster immer ein geparktes Fahrrad zur Hand ist, das man einem Grobian auf der Flucht vor die Füße werfen kann ...


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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