Zweiter Teil folgt Mittwoch

"Tödliche Geheimnisse": Zwischen Stillstand und Tempo

von Eric Leimann

Gerade noch rechtzeitig, drei Tage vor der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten, strahlte das Erste 2016 den Thriller "Tödliche Geheimnisse" aus. In dem Film geht es um das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP, das Trump nur wenig später auf Eis legte. So aktuell wie damals ist das Thema heute also nicht mehr – was die erneute Wiederholung des Films von Regisseurin Sherry Hormann allerdings nicht weniger interessant macht. Bereits zwei Tage später zeigt das Erste die Fortsetzung des quotenstarken Dramas.

ARD
Tödliche Geheimnisse
Thriller • 25.06.2018 • 20:15 Uhr

Rommy Kirchhoff (Nina Kunzendorf), Journalistin eines bedeutenden Nachrichtenmagazins, reist nach Brüssel, um dort Paul Holthaus (Oliver Masucci) zu treffen. Der Anwalt arbeitete als Lobbyist für das Unternehmen Norgreen und will nun sein Gewissen um brisante Informationen erleichtern. Auch ein Polit-Aktivist ist mit seiner Kamera bei dem Treffen in einem Hotelzimmer dabei. Als Kirchhoff aus dem Zimmer gerufen wird, sind ihre Gesprächspartner kurze Zeit später verschwunden. Zusammen mit ihrer Chefin Karin Berger (Anke Engelke) recherchiert Kirchhoff die Hintergründe und vermutet bald, dass Norgreen-Chefin Lilian Norgren (Katja Riemann) hinter dem Verschwinden von Holthaus steckt.

Je länger, desto banaler

Einen Thriller über das Freihandelsabkommen TTIP zu drehen, kommt dem Versuch gleich, ausgerüstet mit einer Packung Schlaftabletten einen mehrtägigen Rave zu überstehen. Kaum ein politisches Reizthema unserer Zeit gilt als so sperrig und komplex. Spannend macht den Film dann auch eher die Verflechtung von Politik und multinationalen Konzernen, die im Plot des ARD-Films eingebaut ist. Da werden Erinnerungen wach an den typische Paranoia-Polit-Thriller, wie er in den später 60er und frühen 70er Jahren vom damals jungen US-Kino erfunden wurde. Je mehr sich 105 Minuten "Tödlichen Geheimnisse" aber entfalten, desto unrunder und banaler wird das Drehbuch von Florian Oeller.

Was seine Erzählung seltsam macht, ist ihr merkwürdiges Timing. Journalistin Kirchhoff, die eine ungeklärte Liebesbeziehung mit ihrer Chefin Karin verbindet, sucht im Haus des verschwundenen Whistleblowers die Nähe zu dessen 18-jährigem Sohn Max (Leonard Scheicher). Der ist in Trauer, weil er gerade vom Totenbett seiner am Krebs verstorbenen Mutter nach Hause kommt. Warum war der Vater nicht dort, fragt er sich.

Die schon ohnehin reichlich künstliche Situation der Annäherung zwischen dem Jugendlichen und der Journalistin nimmt sich nun alle Zeit der Welt. Der Thriller kommt hier fast zum Stillstand. Um in der zweiten Hälfte plötzlich durchzustarten, sämtliche Figuren miteinander zu verbinden und ein fast schon absurdes Tempo aufzunehmen.

Ein veritabler Publikumserfolg

Bei seiner Erstausstrahlung war der starbesetzte Film allerdings ein veritabler Publikumserfolg, vor allem bei den jungen Zuschauern. Also entschied man sich, eine Fortsetzung zu drehen: "Tödliche Geheimnisse – Jagd in Kapstadt" (Mittwoch, 27. Juni, 20.15 Uhr) setzt die Jagd nach den Hintergründen von Holthaus' Verschwinden fort – diesmal in Südafrika.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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