Erste Folge der Krimireihe

"Über die Grenze": Geiselnahme-Thriller mit starker Besetzung

von Eric Leimann

Im Dezember 2017 feierte die "interkulturelle" Grenzgebiet-Krimireihe zwischen Baden und Frankreich ihr TV-Debüt. Der flirrende Geiselnahme-Thriller erhielt starke Kritiken. Mittlerweile wurden die Folgen drei und vier abgedreht – mit einer personellen Änderung.

ARD
Über die Grenze: Alles auf eine Karte
Kriminalfilm • 25.07.2019 • 20:30 Uhr

Bei der deutsch-französischen Polizeieinheit in Kehl feiert eine Neue ihren Einstand: die jungforsche Polizistin Leni Herold (Anke Retzlaff). Sie hätte sich besser einen anderen Tag fürs Praxis-Debüt aussuchen sollen, denn während eines Raubüberfalls gerät sie in Geiselhaft. Alles spielt sich vor den Augen von Lenis Vater (Thomas Sarbacher) ab, der als Chef der länderübergreifenden grünen Minna einen missglückten Zugriff auf die Serienräuber Danne Marquardt (Sebastian Hülk) und Milou Jangy (Rick Okon, "Das Boot") verantwortet.

"Über die Grenze: Alles auf eine Karte", ein deutscher Krimi mit französischen Co-Darstellern, beginnt klischeehaft und lässt für die weitere Dauer des Abends nichts Gutes erwarten. Wenn sich der Film mehr und mehr zum klaustrophobischen Geiseldrama mit bärenstarkem Darsteller-Trio verdichtet, sorgt er doch noch für spannende, intensive Thrillermomente.

Hauptdarsteller der Anfang Dezember 2017 gestarteten ARD-Krimireihe waren Vater Steffen Herold (Sarbacher) und seine Tochter Leni (Retzlaff). Der knarzig erfahrene Polizist respektive liebende Vater also – und das junge Küken, das sich etwas mehr zutraut, als es ihm gut täte. Man muss zugeben: Es gab schon spannendere Konstellationen. Rund um jene Reißbrettfiguren gruppieren sich: Mutter Sabine (Jenny Schily), die in dieser Folge eher besorgt am Telefon hängt und der nonchalante Vorzeigefranzose Yves Kléber, dessen Darsteller Philippe Caroit schon mal den französischen Präsidenten und Liebhaber von "Bundeskanzlerin" Veronica Ferres in der eher missglückten Politkomödie "Die Staatsaffäre" (2014)) spielte.

Was den "Über die Grenze"-Debütfilm deutlich über den Durchschnitt hebt, ist allerdings das intensive Spiel Sebastian Hülks, der in Christian Petzolds "Polizeiruf 110: Wölfe" (2016) jenen irren Biologen verkörperte, der Barbara Auer und Matthias Brandt fast das Leben gekostet hätte. Wie Hülk, sein Partner Rick Okon (der junge U-Boot-Kapitän in der Sky-Serie "Das Boot") und Jungschauspielerin Anke Retzlaff, die 2013 für den Film "Puppe" als beste Nachwuchsschauspielerin mit dem New Faces Award ausgezeichnet wurde, das Gangster-Geisel-Trio geben, hat schon große Klasse. Es kommt zu Fluchtversuchen, aber auch Momenten des Mitgefühls, der Erotik und des Rauschs. Ein Rausch, der das Leben auf der Kippe feiert.

Ende Mai 2019 wurden zwei neue Folgen "Über die Grenze" abgedreht. Regie führte wie bei beiden ersten Filmen vom Dezember 2017 Michael Rowitz ("Mit Burnout durch den Wald"). Nicht mehr dabei ist allerdings Hauptdarsteller Thomas Sarbacher, der von Carlo Ljubek ("Das Leben danach", "Tatort: Damian") ersetzt wird. Wann die beiden neuen "Über die Grenze"-Filme ausgestrahlt werden, ist noch nicht bekannt. Sollten die Verantwortlichen das Niveau vor allem der zweiten Hälfte des Debütfilms halten können, darf man den deutsch-französischen Krimi zu den besten Produkten des eher mediokren Donnerstags-Sendeplatzes zählen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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