Musical-Verfilmung im Kino

Filmkritik zu Wicked: Teil 2 – Lohnt sich die Rückkehr in die fantastische Welt von Oz?

03.12.2025, 09.32 Uhr
Abgesehen von „Avatar: Fire and Ash“ ist „Wicked: Teil 2“ der wahrscheinlich am meisten erwartete Film des Jahres 2025. Warum das Fantasy-Musical mit Ariana Grande nicht so gut ist wie Teil eins.
Ariana Grande vor einer Fotowand
Wicked 2 läuft seit dem 19. November in den deutschen Kinos.  Fotoquelle: picture alliance / Sipa USA | Image Press Agency

Es war ein magisches Fantasy-Abenteuer das uns Universal Pictures vor rund einem Jahr mit „Wicked: Teil 1“ bescherte. Die Musical-Verfilmung mit Superstar Ariana Grande und Cynthia Erivo in den Hauptrollen fügte sich nahtlos in die vorweihnachtliche Stimmung ein – und ließ auch die Kinokassen ordentlich klingeln: Weltweit konnte „Wicked: Teil 1“ rund 750 Millionen US-Dollar einspielen. Damit avancierte der Film zur bislang finanziell erfolgreichsten Adaption eines Bühnen-Musicals, wie das US-Magazin Deadline damals berichtete; noch vor dem Mega-Erfolg „Mamma Mia!“ (2008).

„Wicked: Teil 1“ bestach mit seiner wundervoll charmanten Mischung aus Humor, Magie, großen Gefühlen und gesellschaftlichen Themen, die kaum aktueller sein könnten. Die Musical-Performances waren großartig choreografiert und die weitestgehend bekannten Songs gehen so leicht ins Ohr wie eh und je. Die Erwartungen an die Fortsetzung waren entsprechend groß – vor allem nach dem bombastischen Zwischenfinale im ersten Film. Jetzt ist klar: „Wicked: Teil 2“ hat Vieles, was im ersten Teil schon verzauberte. Mithalten mit ihm kann die Fortsetzung aber nicht.

Wo „Wicked: Teil 2“ seinem Vorgänger hinterherhinkt

Nachdem „Wicked: Teil 1“ die Handlung des ersten Akts des Musicals erzählte, deckt die Fortsetzung den zweiten Akt ab. Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) haben sich entzweit und müssen nun mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen leben. Als „böse Hexe des Westens“ verteufelt, lebt Elphaba versteckt in den Wäldern. Noch immer setzt sie sich für die Belange der Tiere ein und versucht zugleich, den Zauberer (Jeff Goldblum) als Scharlatan zu enttarnen. Glinda (Ariana Grande) ist unterdessen für ganz Oz zum strahlenden Symbol des Guten geworden – und faktisch zu einem Propagandawerkzeug des Zauberers und Madame Akabers (Michelle Yeoh).

Auch die die Handlung des zweiten Films ist sehr nah an der Musical-Vorlage. Fans eines Originalstoffs – egal ob Roman oder Bühnenstück – ist das normalerweise sehr wichtig. Das allein entscheidet jedoch nicht darüber, ob eine Adaption gelungen ist oder nicht. Beim Anschauen von „Wicked: Teil 2“ drängt sich der Gedanke auf, dass ein wesentlicher Teil des Pulvers schon im ersten Film verschossen worden sein muss. So hat die Fortsetzung leider deutlich weniger Highlights zu bieten als der erste Teil. Das zeigt sich allein schon beim Finale, das im ersten Teil epischer wirkt als im zweiten – obwohl dieser doch die gesamte Handlung abschließt. Dass man hier nicht das große Finale bekommt, das man erwarten würde, wirkt etwas unglücklich.

„Wicked: Teil 2“ hätte sich mehr hätte trauen können

Nur langsam nimmt die Story an Fahrt auf; die meiste Zeit über plätschert sie gemächlich vor sich hin. Zwischendurch gibt es größere Wendungen und Ereignisse, die allerdings in der Regel zu wenig Zeit bekommen und dadurch weniger bedeutsam erscheinen, als sie es eigentlich sind. Von Vornherein hätten die beiden Filme etwas anders aufgebaut werden müssen, um dem zu entgehen. Zum einen wäre es sinnvoll gewesen, vielleicht ein paar Handlungselemente aus dem ersten Teil in den zweiten zu verschieben und damit ein bisschen mehr von der Vorlage abzuweichen.

Zum anderen hätte man den wenigen Highlights, vor allem dem Finale, des zweiten Teils mehr Zeit einräumen müssen. Auch, wenn das den Film länger gemacht hätte. Das Beispiel von Wicked zeigt: Was auf der Bühne funktioniert, muss es nicht unbedingt genau so gut auf der Kinoleinwand. Wer ein Jahr lang auf die Fortsetzung gewartet hat, könnte sich mehr von ihr erhofft haben. Nichtsdestotrotz feiern viele Fans „Wicked: Teil 2“ in den sozialen Medien – unbeeindruckt von den Kritiken, die zwar nicht schlecht sind, aber eben doch meist schlechter als noch für den ersten Teil.

Das verwundert wenig, denn: Trotz der Schwächen im Drehbuch – und des sehr künstlichen und teils verwaschen aussehenden CGI-Looks – hat „Wicked: 2“ auch so Einiges zu bieten. Da wäre vor zum Beispiel eine gewisse Leichtigkeit. Zwar kommt auch die im Vergleich zum ersten Film etwas zu kurz, weil die Fortsetzung insgesamt einen düstereren Anstrich bekommen hat, aber sie ist noch immer präsent. Wenn der Abspann läuft und man auf den Ausgang des Kinosaals zusteuert, fühlt man sich beschwingt. Beschwingt, aber auch nachdenklich.

Schwere Themen, Leichtigkeit in der Erzählung

Eine weitere Stärke von „Wicked: Teil 2“ sind nämlich erneut die Themen, mit denen sich der Film auseinandersetzt. Neben Freundschaft greift nämlich auch die Fortsetzung Aspekte auf wie Rassismus, Führerkult, Propaganda und wie sich letztere Vorurteile sowie den Wunsch vieler Menschen nach Feindbildern und einfachen „Wahrheiten“ zu Nutze macht. Das verleiht dem Film sowohl eine erschreckende Aktualität als auch eine gewisse Zeitlosigkeit. Unter anderem erinnert „Wicked: Teil 2“ damit an die antisemitische Propaganda während der NS-Zeit in Deutschland.

Was Fans aber in erster Linie in die Kinos locken dürfte, sind selbstverständlich die beiden Hauptdarstellerinnen Ariana Grande und Cynthia Erivo – und die Musicalnummern. Auch wenn die kraftvollsten und eingängigsten Songs schon im ersten Film performt worden sind, kann auch Teil zwei mit ein paar richtigen Hinhörern aufwarten. Als kleinen Bonus gibt es noch dazu zwei neue Songs, die wir nicht schon aus dem Bühnenmusical kennen. Auch die Tanzchorografien sind hier und da ähnlich mitreißend wie im ersten Teil.

Alles in allem ist „Wicked: Teil 2“ zwar enttäuschend, aber unterm Strich noch immer gut genug. In der Vorweihnachtszeit sowie zwischen den Jahren wird die Fortsetzung wohl so einige Menschen in die Kinos locken. Auch, wenn sich die fantastische Welt von Oz am Ende vermutlich der dieses Mal feurigen Welt von Pandora geschlagen geben werden muss.

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