Janina Fautz im Interview

Von Revolution, Drehstopp und Gemeinschaft

28.04.2021, 13.20 Uhr
von Lara Hunt
Trixi (Katja Hutko, r.) versteht nicht, warum sich ihre Freundin Franka (Janina Fautz) so verändert hat.
Trixi (Katja Hutko, r.) versteht nicht, warum sich ihre Freundin Franka (Janina Fautz) so verändert hat.  Fotoquelle: MDR/UFA Fiction/Steffen Junghans

"Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution" erzählt von einer Umweltgruppe im Leipzig kurz vor der Wende. prisma hat mit Janina Fautz über ihre Rolle der Franka Blankenstein gesprochen.

Sie sind 1995 in Mannheim geboren. Fällt es da schwer, sich ins Leipzig vor der Wiedervereinigung hineinzuversetzen?

Natürlich fällt es erst einmal schwer sich in eine Zeit hineinzuversetzen, wenn man diese nicht miterlebt hat, aber ich habe das große Glück, privat mit Tim Eisenlohr befreundet zu sein, der damals in der DDR in einer Umweltgruppe war, nämlich in der Umweltbibliothek in Berlin. Aber er hatte auch Kontakte nach Leipzig. Es hat mir bei der Vorbereitung unglaublich geholfen, seine Geschichten zu hören, zu erfahren, was ihn und seine Freunde bewegt hat so viel zu riskieren, welche Ängste sie hatten, aber auch wie sie gemeinsam gefeiert und sich als Gemeinschaft gefühlt haben. Natürlich habe ich auch darüber hinaus recherchiert, aber seine persönlichen Einblicke haben mir ganz besonders dabei geholfen mich in die Geschichte hineinzuversetzen.

Wie haben Sie sich sonst auf die Rolle vorbereitet?

Ich habe natürlich schon vor dem ersten Casting die Buchvorlage von Peter Wensierski gelesen gehabt. An dem Drehbuch und der Figur habe ich gemeinsam mit einem Coach gearbeitet, um zum Beispiel Wege zu finden, Frankas schwierig Familiengeschichte nachzuempfinden oder nachzuvollziehen, warum sie im Laufe des Films diese riesige Verwandlung mit all ihren Konsequenzen durchlebt.

Was haben Sie und Franka gemeinsam?

Wir haben beide einen kleinen Bruder, und Frankas Bruder ist für die Geschichte sehr wichtig. Wir haben sogar denselben Altersabstand zu unseren Brüdern. Im Film ist zum Beispiel ein Foto von mir mit meinem Bruder zu sehen, das auch bei mir zu Hause steht, über den im Film aber mit Photoshop ein anderer Junge gelegt wurde. Das war total komisch: Man kennt das Foto, aber da ist ein anderes Gesicht zu sehen. Frankas Beschützerinstinkt und ihr Verantwortungsgefühl für ihren Bruder konnte ich wirklich gut nachvollziehen.

Waren Sie schon mal auf einer Demo?

Ja, allerdings natürlich unter ganz anderen Voraussetzungen als im Film. Zum Glück können wir ja hier frei demonstrieren, ohne unsere Arbeit, unser familiäres Umfeld oder sogar unsere Freiheit aufs Spiel setzen zu müssen. Ich war schon bei einigen Demonstrationen von Fridays-for-Future-Demos oder auch Vier Pfoten dabei.

Meinen Sie, dass "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution" durch Fridays for Future auch für jüngere Zuschauer interessant ist?

Auf jeden Fall! Die Fridays-for-Future-Bewegung kämpft dafür, ein System zu verändern, dass ihre Zukunft verspielt. Natürlich ist die Situation anders als in unserem Film, aber auch heute geht es für Fridays for Future um einen scheinbar übermächtigen Gegner. Die Geschichte der Umweltgruppen und Aktivist*innen in der DDR zeigt, dass auch wenige die Macht haben, etwas zu verändern, sogar ein komplettes System zum Einsturz zu bringen. Was damals unter so schwierigen Bedingungen und mit so wenigen Mitteln erreicht und bewegt wurde, kann auf jeden Fall Mut machen.

Im Film geht es viel um Gemeinschaft. Wie war das, so etwas 2020, im Corona-Jahr, zu drehen?

Schwierig. Am Anfang des Drehs fing das mit Corona gerade an, es gab immer mehr Sicherheitsvorgaben, und wir haben einfach nur gehofft, dass wir normal zu Ende drehen können. Auf der einen Seite hatten wir einen riesigen Spaß an der Arbeit, auf der anderen hing die Angst vor dem Abbruch über uns. Mitten in der Geschichte mussten wir dann tatsächlich aufhören, und uns wurde zwar von allen Seiten versichert, dass der Film auf jeden Fall zu Ende gedreht werden soll, aber durch die unsichere Situation konnte und keiner sagen, wann und wie es weitergeht …

Dann ging es aber weiter…

Ja, zum Glück. Allerdings unter strengen Sicherheitsauflagen. Für unsere Geschichte war es wichtig, dass wir Schauspieler vor der Kamera frei miteinander spielen können und uns körperlich nah sein dürfen. Um das zu ermöglichen, mussten wir uns vor Drehstart in häusliche Quarantäne begeben, und während den Dreharbeiten durften wir niemanden von außerhalb sehen und auch nicht an den Wochenenden nach Hause fahren, sondern nur als Gruppe zusammen sein. Außerdem wurden wir und das Team ständig getestet. Dadurch wurde uns Schauspielern ermöglicht, vor der Kamera so zu tun als gäbe es kein Corona.

Im Film haben Sie eine Oben-Ohne-Szene. Hat das Überwindung gekostet?

Nein, solche Szenen gehören zum Beruf gelegentlich dazu. Es wird in der Szene damit ja auch etwas Wichtiges erzählt: wie Franka ihren Protest zeigt, wie sehr sie provoziert und wie kompromisslos sie bereit ist, für ihre Überzeugungen einzustehen.

Was sind Ihre weiteren Pläne für dieses Jahr?

Ich habe im Oktober ein Schauspielstudium begonnen Und im ersten Jahr darf man dabei nicht drehen. Das ist schon hart, weil ich deshalb einige schöne Sachen absagen musste. Aber im Frühjahr darf ich bei einem „Wilsberg“ dabei sein und ab Sommer kann ich dann auch wieder andere Projekte drehen.

Warum haben Sie sich jetzt für ein Studium entschieden?

Über ein Schauspielstudium habe ich mir an sich schon immer Gedanken gemacht, und nach meinem Abitur habe ich es dann erstmal ausgekostet, mich voll aufs Drehen konzentrieren zu können, ohne auf die Schule Rücksicht nehmen zu müssen. Die Frage nach einem Schauspielstudium hat mich aber nie ganz losgelassen. Mir ist klar, dass ich mein Leben lang als Schauspielerin arbeiten möchte, und deshalb finde ich das Studium als Grundlage wichtig.

TV-TIPP

  • "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution"
  • Mittwoch, 28. April, 20.15 Uhr
  • ARD

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