Mit-Initiator

Dietrich Brüggemann verteidigt "#allesdichtmachen"-Kampagne

von Eric Leimann

"Tatort"-Regisseur Dietrich Brüggemann hat wegen der Satire-Kampagne "#allesdichtmachen" einiges an Shitstorm abbekommen. Nun verteidigte der Filmemacher die Aktion – und will sich explizit nicht dafür entschuldigen.

Der Regisseur Dietrich Brüggemann ("Tatort: Das ist unser Haus") ist einer der Initiatoren der umstrittenen #allesdichtmachen-Kampagne prominenter Schauspieler, die als Kritik an den Corona-Maßnahmen gewertet und in den vergangenen Tagen vielfach auf das Heftigste diskutiert wurde. Am Montag verteidigte der 45-jährige Filmemacher die Satire-Aktion beim Nachrichtensender "Welt", dem früheren "N24".

Die Videos würden nicht die Anti-Corona-Maßnahmen selbst kritisieren, sondern jene Art der Kommunikation, "in der die Regierung mit uns spricht", so Brüggemann in dem Interview. "Die Regierung sagt mit diesen Kampagnen: 'Ach, ist doch alles halb so wild. Wir bleiben zu Hause." Dabei würden die Maßnahmen vielen Menschen kaum aushaltbare Härten abverlangen – eine Sichtweise, die dem Filmemacher in der öffentlichen Kommunikation fehlt. "Das Narrativ dieser ganzen Bundeskampagnen ist: Wir müssen zu Hause bleiben – und das ist eigentlich gar nicht so schlimm und sogar ganz nett. Aber wenn du das nicht machst, dann ist die Intensivstation sofort voll. Aber so kommen wir nicht mehr weiter."

Laut Brüggemann müsste die Regierung eine "Blut, Schweiß und Tränen-Rede" halten und den Leuten deutlicher sagen, welche Härten seit über einem Jahr auszuhalten wären. Die Videos der prominenten – und damit "besser gestellten" Schauspieler seien eine Satire-Aktion, die auf folgenden Sachverhalt abziele: "Die Bessergestellten kritisieren genau das, was die Bessergestellten tun. Nämlich aus einer besser gestellten Position heraus zu sagen: Ich bleibe zu Hause und schütze damit mich und andere. Die anpackende Bevölkerung soll mir bitte meine Sachen bringen, die Pizza liefern und so weiter. Wenn die sich dann aber am Wochenende raussetzen, dann mache ich ein Foto auf Twitter und sage: Die sind alle egoistisch. Das ist eine privilegierte Position, aus der ganz oft der Lockdown befürwortet wird. Diese Position haben wir mit privilegierten Leuten persifliert."

Brüggemann sagte, er wolle sich keinesfalls für die Aktion entschuldigen, betonte aber, dass er nur für sich selbst und nicht für die Gruppe spreche. #allesdichtmachen war auch deshalb in die Kritik geraten, weil AfD, Querdenker und Corona-Leugner den Videos von über 50 Schauspielern öffentlich applaudierten. Prominente Mitwirkende wie Ulrich Tukur, Jan Josef Liefers, Heike Makatsch oder Meret Becker hatten einen Shitstorm für ihre Videos geerntet. Einige Schauspieler hatten sich danach direkt von der Aktion distanziert.

Unabhängig vom Verständnis oder Unverständnis der Satire-Aktion warb Dietrich Brüggemann nun im Welt-Interview dafür, Lockdown-Maßnahmen zurückzunehmen, weil sonst zu viel kaputtginge. "Wir machen jetzt auf, weil wir müssen. Weil wir sonst das Land kaputtmachen." Es ist davon auszugehen, dass auch diese Position umstritten bleiben wird. Ebenso wie das Verständnis der Videos von #allesdichtmachen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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