Der "dicke Johnny"

"Eis am Stiel"-Star Zachi Noy: Seine Paraderolle ist Fluch und Segen bis heute

11.07.2023, 14.16 Uhr
von Aylin Rauh

Mit der frivolen Rolle des "dicken Johnny" in der Kult-Reihe "Eis am Stiel" wurde Zachi Noy zum Filmstar. Noch heute wird das Leben und Wirken des israelischen Schauspielers davon geprägt.

In den 70er- und 80er-Jahren gehörte die Filmreihe "Eis am Stiel" zu den Kultproduktionen schlechthin. Der Fokus aller acht Teile liegt auf den Erlebnissen dreier jugendlicher Freunde, die in den 50er-Jahren in Tel Aviv aufwachsen – Strand, Partys und Erotik inklusive. Besonders ein Gesicht prägte die Filmreihe: das von Zachi Noy. In den Filmen verkörperte er den "dicken Johnny", der vergeblich sein Glück bei den Frauen versucht. Nun ist dessen Darsteller 70. Jahre alt geworden – die "Eis am Stiel"-Zeit prägt sein Leben bis heute.

Unter seinem bürgerlichen Namen Yitzhak Novogruder wurde Zachi Noy 1953 in Haifa geboren. Bereits 1971, zu seiner Armeezeit, war er als Alleinunterhalter tätig. Nachdem er aus dem Militär entlassen wurde, veranstaltete er Varietéshows in Hotels und Nachtclubs – was seine Schauspielkarriere ins Rollen brachte. Insbesondere seine Imitationen berühmter zeitgenössischer israelischer Persönlichkeiten und Künstler waren beim Publikum beliebt.

Demütigungen am Filmset von "Eis am Stiel"

1974 nahm Noy seine erste Filmrolle an. Im deutschen Verleih trug der Streifen den wenig subtilen Titel: "Wovon die Frauen träumen – Der Orgasmologe". Aufgrund halb-pornografischer Szenen wurde die Aufführung in seinem Heimatland verboten. Von 1977 bis 1988 stand er dann als Johnny für "Eis am Stiel" vor der Kamera. Die Rolle machte ihn zum Filmstar und auch in Deutschland bekannt.

Erzählt wurde von den Liebesabenteuern dreier Freunde: dem schüchternen, süßen Benny (Yftach Katzur), dem "dicken" Johnny (damals gab man noch nicht viel auf Bodyshaming-Vermeidung) und dem schönen, aber arroganten Momo (Jonathan Sagall). Das Lexikon des Internationalen Films bezeichnet "Eskimo Limon", benannt nach einem in Israel populären Eislutscher, als "American Graffiti" auf Israelisch. Nicht ganz falsch. Wegen seiner authentischen Atmosphäre und der anrührend erzählten Geschichte einer ersten traurigen Liebe wurde der erste Film gar zur Berlinale eingeladen.

Eine weniger rühmliche Geschichte zum Kult-Hit kam 2018 durch den Dokumentarfilm "Eskimo Limon: Eis am Stiel – Von Siegern und Verlierern" zum Vorschein. Darin heißt es, Noy und weitere Darstellerinnen und Darsteller seien zu expliziten Nacktszenen genötigt worden und hätten Demütigungen über sich ergehen lassen müssen. Das lässt Noys weiteren Werdegang in besonderen Licht erscheinen, dem der "Spiegel" vor einigen Jahren vielleicht etwas forsch "tragische Züge" attestierte.

Verhöhnt von Dieter Bohlen, rausgeschnitten von Til Schweiger

Nach dem achten Teil der Filmreihe wirkte Noy noch 2001 am Remake "Lemon Popsicle 9 – The Party Goes On" und vereinzelten Projekten wie "Der kleine Verräter" (2007) und "Timeless" (2015) mit.

Daneben versuchte er, aus seiner Popularität in Deutschland Kapital zu schlagen. 2010 trat er in bayerischer Tracht beim "Supertalent" von RTL auf, wurde ausgebuht, von Dieter Bohlen verhöhnt und fühlte sich hinterher vorgeführt. Auch 2017 beim deutschen "Promi Big Brother" hatte der Vater zweier Kinder wenig Glück und schied schon als zweiter Kandidat aus. Eigentlich hätte Noy, der fließend Deutsch spricht, 2023 in "Manta Manta – Zwoter Teil" in einer Gastrolle (passenderweise als Eisverkäufer) zu sehen sein sollen, doch auch hier war Pech im Spiel: Die mit ihm gedrehten Szenen wurden herausgeschnitten.

Heute arbeitet er immer noch als Schauspieler, Komiker und ist regelmäßig auf Musical- oder Theater-Bühnen zu sehen. "Ich liebe es zu singen. Gerade spiele ich Balou der Bär aus dem Dschungelbuch", verriet er gegenüber "Bild". Mit seiner Frau lebt er in seinem Geburtsort und reist immer mal wieder für Engagements nach Deutschland.

"Rente gibt es nicht bei mir, warum sollte ich aufhören?!"

Von seiner Paraderolle, die ihm Ruhm und Demütigungen gleichermaßen bescherte, scheint sich Noy nie wirklich gelöst zu haben – was unter anderem sein neues Musikprojekt zeigt. An seinem Geburtstag erscheint der Partysong "Wir lieben Eis am Stiel". Für das Musikvideo reiste Noy eigens von Israel nach Hürth bei Köln.

"Die Dreharbeiten waren toll, das Video wird sehr witzig werden", erklärte er vor wenigen Wochen der "Bild", "wir haben den Song auch schon auf einem Fest gesungen und er kam supergut an, alle haben geklatscht." Obwohl Noy nun sein 70. Lebensjahr vollendet hat, denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Vor Kurzem stand er in Israel für eine Komödie vor der Kamera. "Rente gibt es nicht bei mir, warum sollte ich aufhören?! Ich verbringe genug Zeit mit meiner Familie, außerdem sehen sie mich hier viel in Kindershows und im Fernsehen", erläuterte Noy, der mittlerweile Opa von vier Enkelkindern ist.

Auch an einem weiteren Projekt soll der Schauspieler gerade arbeiten: "Ich habe mit meinem deutschen Manager eine Autobiografie geplant. Vielleicht kommt sie noch in diesem Jahr raus", verriet er "Bild". Sie könnte aufschlussreich und spannend werden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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