Schauspielerin im Interview mit prisma

"Im Netz der Gier"-Star Tanja Wedhorn: "Ja, ich kann es nachvollziehen, dass Anna so unbedacht da hineingerät"

24.09.2024, 08.03 Uhr
von Annika Schmidt
Tanja Wedhorn im Interview über "Praxis mit Meerblick" und "Im Netz der Gier".
Tanja Wedhorn im Interview über "Praxis mit Meerblick" und "Im Netz der Gier".  Fotoquelle: ARD Degeto/Christoph Assman

Was mit einem Freundschaftsdienst für ihre Chefin beginnt, verwickelt die rechte Hand einer Bundestagsabgeordneten in einen Korruptionsskandal. Tanja Wedhorn, unter anderem als Inselärztin in "Praxis mit Meerblick" im Einsatz, kämpft im Thriller "Im Netz der Gier" nicht nur um ihren guten Ruf, sondern auch um das Leben ihrer Tochter. Im Interview verrät Tanja Wedhorn unter anderem, wie die Dreharbeiten verliefen und welche Fan-Begegnungen die Schauspielerin auf Rügen erlebte.  

Tanja Wedhorn in "Im Netz der Gier"

Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Franziska Schlotterer verfilmte den spannenden Politthriller "Im Netz der Gier" nach einem Drehbuch von Grimme-Preisträger Michael Vershinin. Als Schauplatz dienen die Hauptstadt Berlin und die Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Tanja Wedhorn gerät als Büroleiterin einer Bundestagsabgeordneten nicht nur in einen Korruptionsskandal, sie muss zudem ihrer Tochter (Paula Hartmann) helfen. Die Studentin wird zur Gefahr für einen russisch-kasachischen Oligarchen.

Zu sehen gibt es "Im Netz der Gier" am Samstag, dem 21. September um 20.15 Uhr im Ersten.

Anna Grawe befindet sich in einer besonderen Situation. Aus Loyalität und Freundschaft ist sie zunächst bereit, einiges zu riskieren und geht auch illegale Wege. Zu ihren Aufgaben gehört, nicht allzu viel zu hinterfragen. Dafür bringt ihr Job auch Vorteile, so kann ihre Tochter an einer Elite Uni in England studieren. Können Sie nachvollziehen, dass Anna Grawe so handelt?

Tanja Wedhorn: Ich fürchte, in diesem Mix aus beruflicher Abhängigkeit und privater Verbundenheit muss man sehr bewusst von vornherein klare moralische Grenzen ziehen, um nicht wie Anna in einen solchen Strudel von Gewalt gezogen zu werden. Kleine Gefälligkeiten hier und da, die nie direkt an etwas geknüpft waren, gute Arbeitsatmosphäre, die Tochter, die man alleine großzieht, ist grandios versorgt … ja, ich kann es nachvollziehen, dass Anna so unbedacht da hineingerät.

Von Komödien, romantischen Filmen über Telenovelas und nun der packende Politthriller "Im Netz der Gier". Sie haben schon in verschiedenen Genres ihr Können gezeigt. Gibt es ein Genre, das Sie besonders fasziniert?

Tanja Wedhorn: All diese unterschiedlichen Genres bedienen zu dürfen, ist fantastisch! Vier Staffeln lang die Krebskranke Fritzie in „Fritzie - Der Himmel muss warten“ spielen zu dürfen ist ebenso ein Geschenk wie mittlerweile im achten Jahr die souveräne und eigenwillige Ärztin Nora Kaminski in „Praxis mit Meerblick“. Ich muss aber gestehen, die Dreharbeiten zu “Im Netz der Gier“ haben mir riesigen Spaß gemacht. „Angeschossen", eine Eisenstange zu schwingen in einer krass lebensbedrohenden Situation, sprich mit viel Körpereinsatz zu spielen … hat schon was.

Die Dreharbeiten für den Thriller fanden Ende Februar bis Ende März 2023 in Berlin und Umgebung sowie in Mecklenburg-Vorpommern statt. Das ist eine sehr kurze Zeit für die komplexe Geschichte. Gab es großen Zeitdruck beim Dreh?

Tanja Wedhorn: Wir fanden in einem einzigen Straßenzug im Dorf Papendorf fast alle Motive des Filmes, welche auf dem Land spielten. Das war ein großes Glück. So konnten wir uns die üblichen oft zeitraubenden Motivumzüge sparen. Womit man im Winter aber immer kämpft, sind die wenigen Stunden Tageslicht, die man nur hat. Und das Wetter mit Schnee und Eis ist auch immer wieder eine Herausforderung an uns alle, vor und hinter der Kamera.

Mit Paula Hartmann als Tochter Larissa Grawe und Jutta Wachowiak als Mutter Magda Grawe standen zwei weitere starke Frauen mit Ihnen für den Film vor der Kamera. Wie war die Stimmung am Set und die Zusammenarbeit? Konnten Sie auch etwas voneinander lernen?

Tanja Wedhorn: Von Paula, die ja auch Musik macht, hab ich viel über die Musikbranche erfahren, und Jutta ist einfach eine beeindruckende Kollegin. Es war mit beiden toll zu arbeiten und im Film sind die drei Generationen „Grawe-Frauen" durch ihre jeweilige Sozialisation sehr unterschiedlich und sehr spannend.

Seit 2017 stehen Sie für die beliebte Serie "Praxis mit Meerblick" vor der Kamera und reisen dafür regelmäßig nach Rügen. Wie ist es, wenn Sie für die Dreharbeiten vor Ort sind? Treffen Sie auf der Insel auf Fans und wie waren die Begegnungen bisher? Fühlen Sie sich auf Rügen schon heimisch?

Tanja Wedhorn: Heimisch vielleicht nicht, aber super wohl! Es ist einfach eine wahnsinnig schöne Insel mit so vielen unterschiedlichen Facetten. Und die Anzahl der Fans auf der Insel ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Es sind durchweg schöne Begegnungen. Vom jungen Paar, das mir strahlend erzählt, dass es seine Tochter Nora genannt hat, bis zu drei Freundinnen aus der Schweiz, die extra auf die Insel sind, um uns zu sehen.

Nicht nur das regelmäßige Reisen nach Rügen und ihre weiteren Projekte nehmen viel Zeit in Anspruch. Zudem leben Sie mit Ihrer Familie in Berlin. Wie schaffen Sie es, alles unter einen Hut zu bekommen? Ist das stressig oder haben Sie eine gute Taktik für sich gefunden?

Tanja Wedhorn: Ich liebe meine Familie und meinen Beruf und es beruht auf Gegenseitigkeit. Das macht die ganze Sache sehr viel einfacher!