"Gäste zum Essen"-Star im Interview

Neda Rahmanian über Menschenrechte: Frauen im Iran "sind ein leuchtendes Vorbild"

11.09.2023, 16.16 Uhr
von Aylin Rauh

Die ehemalige "Kroatien-Krimi"-Darstellerin Neda Rahmanian stellt im ZDF-Film "Gäste zum Essen" erneut ihr großes Schauspieltalent unter Beweis. Im Interview berichtet sie über den Kampf der Menschen im Iran für mehr Frauenrechte. 

Neda Rahmanian ist eine Frau, die gerne und mit großem Engagement über die Dinge redet, die ihr am Herzen liegen. "Es geht mich direkt an", sagt sie im Interview über die aktuelle Lage und andauernden Proteste in ihrem Heimatland Iran. "Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass wir als Frauen noch einen Weg vor uns haben." Für die 44-Jährige seien die Frauen im Iran "ein leuchtendes Vorbild", deren "Mut" sie "als Funken im eigenen Leben etablieren" möchte. Um die Frauen zu unterstützen, spricht sie das Thema auch auf den sozialen Plattformen an.

"Ich kann Informationen in den sozialen Medien verbreiten, um die Bewegung dieser Frauen am Leben zu erhalten und ihr Echo in Deutschland zu sein", erläuterte die Schauspielerin, die im Alter von fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland immigrierte. In der ZDF-Culture-Clash-Komödie "Gäste zum Essen" (Donnerstag, 14. September, 20.15 Uhr) beweist sie als elegante Innenarchitektin einmal mehr ihr schauspielerisches Talent. "Es gab eine Menge Futter, um meinen Charakter gestalten zu können", schwärmte die ehemalige "Kroatien-Krimi"-Darstellerin von ihrer Rolle.

prisma: Wenn Sie Gäste zum Essen einladen, gibt es da ein bestimmtes Gericht, das niemals auf dem Tisch fehlen darf?

Neda Rahmanian: Persischer Reis mit Krustenboden! Danach fragen die Gäste immer (lacht). Der Reis wird wie ein Kuchen aus dem Topf gestürzt – im besten Fall mit einer goldbraunen Kruste, die geschnitten wird. Das schmeckt sehr lecker! Je nachdem, was für Gäste da sind, gibt es etwas Vegetarisches oder ein Fleischgericht dazu.

prisma: Sind Sie gerne Gastgeberin?

Rahmanian: Ich habe Freude daran, Gäste bei mir da zu haben und für sie zu kochen. Aber davor drehe ich mich wie ein Karussell im Kreis. Erst, wenn die Gäste da sind, bin ich entspannt. Wenn das Abendessen auf dem Tisch steht, ist bei mir der Fuß vom Gaspedal und es wird nur noch genossen. Dann will ich mit meiner Aufmerksamkeit bei den Gästen sein und nicht den gesamten Abend performen. Das ist mir sehr wichtig.

prisma: Bis das Abspülen an der Reihe ist ...

Rahmanian: Aber das geht dann ja auch. In einer dreiviertel Stunde ist alles erledigt, und zum Glück gibt es die Geschirrspülmaschine, das ist ein sehr dankbares Gerät (lacht). In meiner Studentenzeit habe ich alles mit Hand abgewaschen. Das hatte aber auch was Schönes, denn während des Abwaschens lasse ich gerne den Abend Revue passieren. Für mich ist das kein schlimmer Teil, durch den ich mich durchquälen muss. Das gehört einfach dazu.

"Wenn ich erst mal irgendwo gelandet bin, dann gibt es für mich kein abruptes Zurück"

prisma: In Ihrem Film "Gäste zum Essen" treffen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten aufeinander. Wie war das für Sie zu drehen?

Rahmanian: Ganz wunderbar, wenn ich einen Charakter spielen darf, die mit dem Leben zu kämpfen hat und in einer für sie schwierigen Situation steckt. Es gab eine Menge Futter, um meinen Charakter gestalten zu können: Warum ist sie so? Warum hat sie Schwierigkeiten? Was sind ihre Probleme?

prisma: Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

Rahmanian: Soraya ist eine vielschichtige und selbstbewusste Frau. Das macht sie für mich so spannend. Sie ist Ehefrau, Mutter, Innenarchitektin und wohnt sehr geschmackvoll. Aber dann fängt diese Fassade an zu bröckeln, und sie offenbart abgründigere Züge. Ihre Unsicherheit und die daraus resultierenden Beweggründe, mit Menschen umzugehen oder Situationen zu bewältigen geben mir eine großartige Grundlage, einen Charakter zu gestalten und zu spielen.

prisma: Haben Sie sich privat auch mal in so einer Situation befunden, wie eine Essenseinladung, bei der Sie sich unwohl gefühlt haben?

Rahmanian: Jetzt nicht vergleichbar mit dem Film. Ich denke, wir kennen das alle, dass man vielleicht mal im Leben in einer Konstellation bei einem Abendessen saß, wo man sich zwischendrin gefragt hat: Was mache ich hier eigentlich? Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich denke in solchen Fällen: Es geht vorbei! Das hat es das eine oder andere Mal mit Sicherheit auch bei mir gegeben.

prisma: Also lautet Ihr Motto in solchen Fällen "Augen zu und durch"?

Rahmanian: Wenn ich erst mal irgendwo gelandet bin, dann gibt es für mich kein abruptes Zurück. Wenn, dann braucht es einen eleganten Ausgang. Ich habe mich ja selber in eine Situation gebracht. Also, wenn ich in so einer Situation bin, dann schaue ich schon, dass ich die Chose in meiner Manier zu Ende bringe. Wenn ich mich irgendwo unwohl fühle, dann muss ich damit umgehen – die anderen können dafür ja nichts. Und das mache ich nach meinem Empfinden, möglichst ohne anderen Menschen zu schaden oder sie in eine Situation zu bringen, die für sie unangenehm ist. Das meine ich mit elegant.

"Deutschland riecht anders als Iran"

prisma: Sie sind im Alter von fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Können Sie sich noch an die ersten Eindrücke erinnern, die Sie als Kind von Deutschland hatten?

Rahmanian: Ja! Wir sind in Frankfurt, angekommen, und Frankfurt riecht anders als Teheran. Gar keine Frage: Deutschland riecht anders als Iran. Und: In Teheran herrscht ein lebendiges Chaos. Natürlich ist das gerade sehr reflektiert von mir ausgedrückt, aber als Kind denkt man sich: Das sieht hier einfach anders aus. Als Kind bewertet man das nicht, man nimmt nur den Unterschied wahr. Ich würde es auch heute nicht bewerten, denn das sind meine beiden Heimaten. Mit Sicherheit ist Deutschland auch etwas mehr meine Heimat, da ich hier aufgewachsen bin.

prisma: Wann waren Sie das letzte Mal im Iran?

Rahmanian: Vor etwa fünf Jahren.

prisma: Was macht es mit Ihnen, wenn Sie auf die aktuelle Lage im Iran blicken?

Rahmanian: Es geht mich direkt an. Es macht mir meine Freiheit in meinem eigenen Leben, hier in Deutschland, noch bewusster vor allem meine Handlungsfreiheit.

"Revolution ist für mich nicht nur, auf die Straße zu gehen"

prisma: Wie handeln Sie diesbezüglich?

Rahmanian: Ich kann Informationen in den sozialen Medien verbreiten, um die Bewegung dieser Frauen am Leben zu erhalten und ihr Echo in Deutschland zu sein. Ich kann mir aber auch die Frage stellen: Was kann ich in meinem eigenen Leben tun, unabhängig von dem, was im Iran passiert? Das ist eine Art Potenzierung: die Potenzierung von Mut, Revolution und Voranschreiten.

prisma: Was können wir in Deutschland tun, um den Frauen im Iran mehr zu helfen?

Rahmanian: Das Thema am Leben erhalten. Davon erzählen, darüber sprechen und letztendlich ein Funken dieser revolutionären Bewegung sein. Den Mut, den diese Frauen dort haben, als Funken im eigenen Leben etablieren. Ich frage mich das durchaus: Wo bin ich als Frau hier in Deutschland mutig? Revolution ist für mich nicht nur, auf die Straße zu gehen. Revolution passiert auch im Kopf und vor allem im Herz. Sie soll ein Teil meines Alltags sein – das ist für mich Revolution. Wie kann ich täglich meine Haltung aufrechthalten?

prisma: Sie denken dabei nicht nur an den Iran, oder?

Rahmanian: Richtig. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass wir als Frauen noch einen Weg vor uns haben. Es ist noch ein Kampf, der gekämpft werden muss, um auch hier, in dieser demokratischen Gesellschaft, die trotz allem noch sehr patriarchal geprägt ist, das Bewusstsein zu verändern. Auf alle Fälle ist es ungeheuer wichtig, immer wieder zu erwähnen, dass die Frauen im Iran, in einem Land, in dem sie so unterdrückt werden, aufstehen und sich wehren. Sie sind ein leuchtendes Vorbild.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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