Scharfe Kritik

'So etwas sagt kein Staatsmann!': "Polizeiruf"-Star Kurth rechnet mit Merz ab

30.07.2024, 07.27 Uhr

Peter Kurth, bekannt aus 'Polizeiruf 110' und 'Babylon Berlin', kritisiert CDU-Chef Friedrich Merz scharf und erinnert sich an die Nach-Wendezeit am Theater. In einem Interview spricht der Schauspieler offen über seine Ansichten zu Ostdeutschland und seine Karriere im deutschen Fernsehen.

Er ist einer der großen Charakterköpfe der deutschen Schauspielbranche – aber gewiss kein "Promi" im herkömmlichen Sinn. Peter Kurth lässt in der Regel lieber seine Arbeit auf den Bühnen und vor der Kamera sprechen. Jetzt hat der 67-jährige Darsteller aus "Babylon Berlin" und dem Hallenser "Polizeiruf 110" in einem Interview für die "Neue Zürcher Zeitung" Auskunft gegeben und dabei CDU-Parteichef Friedrich Merz scharf wegen seiner Haltung gegenüber Ostdeutschland kritisiert.

Im Gespräch erinnert sich der gebürtige Mecklenburger an seine Theaterlaufbahn zu DDR-Zeiten: "Ich spürte nie wirklich den Druck rüberzugehen." Auch wenn es eine "lange Zeit der Agonie" gegeben habe. Nach der Wende habe dann der "Zukunftsglaube" Einzug gehalten: "Fast alle Theater haben die Türen aufgemacht. Nach den Vorstellungen wurde das Haus offen gelassen, es gab Diskussionsrunden, stundenlang." Doch diese Aufbruchstimmung sei rasch verflogen.

"So etwas sagt kein Staatsmann"

"Unsere Idee war es, eine Autonomie zu erreichen, um dann in eine Verhandlungsbasis einzutreten und nicht in eine katastrophale Übernahme", findet Kurth für die Nach-Wendezeit deutliche Worte. Der Schauspieler weiter: "Da kamen die Herren von der Treuhand und haben Gelder eingesteckt, aber nie investiert. Verbrechen sind passiert. Knallharte Verbrechen. Und das immer auf den Köpfen der Leute."

Die Nachwirkungen dieses Fehlverhaltens seien bis heute in Ostdeutschland spürbar. Umso mehr ärgern ihn manche Aussagen westdeutscher Politiker: "Wenn der Herr Merz sich heute hinstellt und sagt, 'wir hätten es den Ossis besser erklären müssen', da kriege ich das grüne Kotzen. So etwas sagt kein Staatsmann."

Bezug nimmt der Schauspieler offenbar auf eine Aussgage von Friedrich Merz in einem "Tagesthemen"-Interview vom Mai 2024. Damals sagte der Parteivorsitzende der CDU: "Man muss im Osten mehr erklären als im Westen, das ist wahr, aber ich tu's gern. Die Diskussionen da sind anders, aber sie machen auch Freude." Der inhaltliche Bezug war allerdings nicht die Wiedervereinigung, sondern der Krieg in der Ukraine: "Ich bin viel unterwegs und erkläre meine, unsere Position zu diesem russischen Angriffskrieg sehr ausführlich", hatte Merz die umstrittene Aussage eingeleitet.

"Im Moment gibt es ja vorwiegend Krimis und Kochshows"

Peter Kurth hat sich nach langer Theaterlaufbahn in den letzten Jahren zu einer Art spät berufenem Shootingstar in Film und TV entwickelt. 2003 war er im Kino-Hit "Good Bye, Lenin!" zu sehen. Er spielte in der Erfolgs-Serie "Babylon Berlin" und ist aktuell neben Sandra Hüller und Max Riemelt in der Komödie "Zwei zu eins" auf der Leinwand zu erleben.

Vom neu formierten "Polizeiruf 110" aus Halle an der Saale wurden bislang zwei, von der Kritik hoch gelobte Folgen am Sonntagabend im Ersten gezeigt. Kurth kommentiert sein Engagement als TV-Kommissar im "NZZ"-Interview eher knorrig: "In dem Genre kann man in Deutschland das beste Geld verdienen. Im Moment gibt es ja vorwiegend Krimis und Kochshows."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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