Nach harscher Kritik

Ranga Yogeshwar unterzeichnete offenen Brief – jetzt äußert er sich

04.05.2022, 11.25 Uhr

Der offene Brief, in dem einige Prominente Olaf Scholz dazu aufforderten, keine schweren Waffen in die Ukraine zu liefern, ist hochumstritten. Auch Ranga Yogeshwar gehörte zu den Unterzeichnern – in einem Podcast erklärte er, warum er hinter dem Brief steht.

Es war ein offener Brief, gerichtet an Bundeskanzler Olaf Scholz, der für viel Zündstoff sorgte: Knapp 30 Prominente, unter anderem die Feministin Alice Schwarzer, Schriftsteller Martin Walser und Schauspieler Lars Eidinger, sprachen sich gegen weitere Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine aus – und ernteten teils harsche Kritik.

Der Vorwurf der Täter-Opfer-Umkehr wurde laut. Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar, Mitunterzeichner des offenen Briefes, verteidigte nun seine Haltung im "Wochentester"-Podcast des "Kölner Stadt-Anzeigers".

"Es geht nicht darum, die Ukraine alleine zu lassen oder dass sie sich ergeben soll", stellte der 62-Jährige klar. Stattdessen gehe es "in dem Brief um eine Eskalationsstufe, bei der durch schwere Waffen etwas passieren könnte, was wir alle nicht wollen". Nach Ansicht des Fernsehmoderators wird es keinen klaren Sieger dieses Krieges geben. "Es wird nicht so sein, dass eines schönen Tages die Ukraine aufsteht und sagt: Wir haben den Krieg gewonnen." Umgekehrt gelte das Gleiche für die russische Seite. Seine Schlussfolgerung: Nur Verhandlungen könnten den Krieg beenden.

"Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass mit denen nicht zu verhandeln ist und wir liefern Waffen", warnte Yogeshwar im Podcast. Dies führe "am Ende zu einer völligen Zerstörung der Ukraine". Ein für beide Länder akzeptabler Kompromiss – wie genau dieser aussehen solle, blieb offen – müsse am Ende stehen. "Es muss Russland und der Ukraine das Gefühl vermittelt werden, dass beide Player als Sieger aus dem Krieg hervorgehen."

Diskussionen auch bei Markus Lanz

Ähnlich argumentierte am Dienstag im ZDF-Talk "Markus Lanz" der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, laut eigener Aussage einer der Co-Autoren des offenen Briefs. Den Verlust "Tausender Menschenleben" schlicht zu ignorieren, sei "moralisch verwerflich". Die Kinder in der Ukraine "würden lieber überleben, als den Preis für die Tapferkeit ihrer eigenen Regierung zu bezahlen". Statt weitere Wochen und Monate Kriegsgeschehen mit Waffen zu unterstützen, sei die Zeit jetzt günstig für einen Waffenstillstand und das Ausarbeiten eines Kompromisses. Denn Russland wisse, dass es "diesen Krieg politisch, ökonomisch und in mancherlei Hinsicht militärisch längst verloren" habe. Zugleich trügen beide Seiten Verantwortung, eine atomare Eskalation nicht entstehen zu lassen.

In der "Markus Lanz"-Runde gab es dazu viel Widerspruch. Der "Welt"-Journalist Robin Alexander wunderte sich: "Sie wollen Kriegsverbrechen stoppen, indem Sie die Ukraine nicht mehr ausrüsten. Das ist doch wirklich ein seltsamer Gedanke!" Wenn man ihn zu Ende denke, sei das "ein harter Zynismus". Gastgeber Lanz warf Merkel vor, "übelste russische Propaganda" zu übernehmen und zu viel durch "die russische Brille" auf den Krieg zu blicken.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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