Interview

Thomas Anders macht jetzt Wein: "Das ist unser Sweet Spot"

23.05.2022, 06.56 Uhr
von Felix Förster
Winzer Dirk Würtz und Sänger Thomas Anders haben beim Anders Grauburgunder eng zusammengearbeitet.
Winzer Dirk Würtz und Sänger Thomas Anders haben beim Anders Grauburgunder eng zusammengearbeitet.   Fotoquelle: Vincenzo Mancuso/BILD

Dirk Würtz vom Weingut St. Antony hat Sänger Thomas Anders in die Weinproduktion eingeführt. Im Gespräch mit prisma reden sie über ihren ersten gemeinsamen Wein, wie er produziert wurde, und warum der "anders" ist.

Herr Anders, Sie waren bereits im kulinarischen Bereich aktiv, wenn ich an Ihr Kochbuch denke oder Ihre Koch-Sendungen. Wie kam nun die Idee einer eigenen Wein-Linie zustande?

Thomas Anders: Es ist alles Dirk Würtz schuld (lacht). Es fing damit an, dass ich eine Flasche des Weines "Wunderschön anders Rosé" aus seinem Weingut St. Antony bei Instagram gepostet habe. Das ist Wein, der mir schmeckt, der aber übrigens nichts mit mir zu tun hat. Ich fand den Namen sehr witzig. So kam es dann, dass Dirk und ich in Kontakt getreten sind. Ich habe dann gemeinsam mit ihm am bekannten Podcast "Dieters Weinbar" teilgenommen und da sagte Dirk mir im Laufe des sehr weinseligen Abends: "Du, lass uns zusammen einen Weißwein machen." Daran habe ich das zuerst nicht geglaubt, aber er hat Wort gehalten.

Dirk Würtz: Der "Wunderschön anders Rosé" hatte wirklich gar nichts mit Thomas zu tun. Wir haben da eine neue dreistufige Rosé-Linie kreiert mit einem Basiswein, einem gehobenen Mittelsegment und einem Premium-Wein oben drauf. Und diese Linie heißt "Wunderschön": den ersten haben wir einfach nur "Wunderschön" genannt, den mittleren "Wunderschön anders", weil er wirklich "anders" ist, da er aus Holzfässern kommt, was für einen deutschen Rosé sehr ungewöhnlich ist, und den Premium-Wein haben wir dann den Namen "Wunderschön pure" gegeben. Das war tatsächlich ein absoluter Zufall mit dem "Anders", denn ich habe nicht in einer Sekunde an Thomas Anders gedacht.

Thomas Anders (lacht): Schade…

Dirk Würtz: Die Rosé-Linie kam schon vor drei Jahren auf den Markt und sie funktioniert immer noch gut. Ein gemeinsamer Bekannter, der Thomas sehr gut kennt und weiß, dass er sehr gerne Wein trinkt, hat ihm dann mal eine Flasche hingestellt. Zack, so war das.

Thomas Anders: Genau, zack, so war das!

Und so kam der Kontakt zwischen Ihnen dann zustande?

Wirtz: Wir sind so ein typisches Corona-Pandemie-Paar.

Herr Anders, ich fand interessant, dass Sie bei dem nun vorgestellten "Anders Grauburgunder" wirklich mit in die Produktion einbezogen wurden. Welche Verbindung hatten Sie vor dieser Kooperation zum Thema Wein?

Thomas Anders: Dass ich ihn getrunken habe (lacht). Nein, im Ernst, durch Dirk habe ich erst erfahren, wie umfangreich diese Thematik überhaupt ist. Wein hat mich schon immer fasziniert. Und wenn man dann ein Produkt mag, und dann auch noch genau erfährt, wie die Herstellung abläuft, wird die Faszination noch größer. Es ist nicht einfach nur: Ich quetsch da ein paar Trauben aus und kann das dann ein halbes Jahr später trinken. Nein, die Winzer arbeiten das ganze Jahr an ihren Weinen. Dabei ist die Verbindung mit der Natur entscheidend: Was passiert da jetzt? Welche Qualität der Traube erwartet uns? Schließlich weiß man vorher nicht, was das Jahr weintechnisch bringen wird. Wenn man dann viel mehr über ein Produkt erfährt, baut man eine viel persönlichere Beziehung dazu auf. Auch einen viel größeren Respekt und eine größere Achtung davor. Hinter dem Beruf des Winzers steht nicht der Gedanke, so viele Flaschen wie möglich voll zu bekommen, sondern eine Berufung, wie ich finde. Das hat mich auch bei Dirk Würtz sehr beeindruckt.

Herr Würtz, Sie haben Thomas Anders in die Geschmacksfindung des Weines mit einbezogen, ihn gefragt, welche Weine er gerne trinkt. Nehmen Sie uns da mal mit, wie so ein Prozess aussieht: Kann man einen Wein überhaupt neu entwickeln?

Dirk Würtz: Grundsätzlich ist das ein alter, nicht zu verändernder Prozess: Wein wird nach wie vor aus Trauben gemacht, man presst sie, der Saft läuft heraus und der enthält Zucker. Dieser Zucker wird mithilfe von Hefe zu Alkohol. Es ist einer der einfachsten und natürlichsten Prozesse der Welt. Man hat aber in jedem Moment dieser Entstehung Einflussmöglichkeiten. Das geht schon mit dem Rebstock los, wenn man im Frühjahr festlegt, wieviel Ertrag man haben möchte. Je mehr man stehen lässt vom Rebstock und nicht wegschneidet, desto mehr Trauben hat man. Als Winzer hat man das ganze Jahr die Möglichkeit, einzugreifen. Ich habe Thomas das ganze Jahr mitgenommen, er hat bei jedem Produktionsschritt einen Einblick gehabt. Das Entscheidende ist aber, und da wird es tatsächlich etwas unromantisch, aus Trauben wird Wein, aus guten Trauben wird guter, aus guten Trauben kann aber auch schlechter Wein werden. Aus schlechten Trauben wird aber nie guter. Am Ende man hat man dann nicht nur ein Fass, vielmehr sind es viele verschiedene Fässer. Daraus macht man dann ein sogenanntes Cuvée, im Deutschen heißt das unschöne Wort "Verschnitt". Dieses Cuvéetieren ist die Kunst des Weinmachens. Guten Wein können viele produzieren, aber aus vielen verschiedenen einzelnen Fässern einen sehr guten Wein zu machen, das erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl. Und genau da haben Thomas und ich gemeinsam den entscheidenden Schritt gemacht. Thomas hat einen wirklich sehr guten Weingeschmack und so haben wir dann am Tisch zusammengesessen und solange hin und her probiert, bis wir gesagt haben "Wow, das ist unser Sweet Spot! Genauso haben wir uns das vorgestellt."

Es gab bei der Geschmacksfindung schnell einen gemeinsamen Nenner? Haben Sie sich da schnell einigen können?

Thomas Anders: Dadurch, dass Dirk schon wusste, wo meine Geschmacksvorlieben sind, konnten wir da gut zusammenfinden. Ich bin jemand, der junge Weißweine liebt. Ich mag bei Weißweinen kein Barrique. Ich unterscheide auch immer zwischen "Ich zelebriere den Wein im Glas" – da kann man ganz wunderbare Tropfen erkennen – und dem Alltagswein. Da bin ich eher derjenige, der sagt "Der muss jung sein, der muss frisch sein, der muss knackig sein, unkompliziert, der muss zu Salat ebenso passen wie zu Nudeln". Der Wein muss für mich in Gesellschaft schmecken, aber auch, wenn ich alleine bin. Also, die eierlegende Wollmilchsau (lacht).

Also unkompliziert…

Thomas Anders: Ja, aber man darf jetzt nicht den Fehler begehen, und denken unkompliziert ist gleich "wenig Geschmack". Das ist vollkommen falsch, man kann Geschmackserlebnisse auch mit einem unkomplizierten Wein haben. Ich habe heute Morgen von Freunden eine Sprachnachricht bekommen, sie hätten gestern in der Familie meinen Wein probiert, und sie wollten mir sagen, wie toll sie den finden. Ich habe Freunde, die handeln mit Wein in Koblenz und sind wirkliche Weinkenner, und die sagten, das wäre genau der Wein, wie ich ihn beschrieben habe. Und die ordern jetzt direkt nach. Dirk und ich haben da wohl etwas richtiggemacht.

Dirk Würtz: Das Entscheidende ist, dass es keinen Trinkwiderstand gibt (lacht). Man hat ein Glas Wein vor sich und freut sich bereits auf das zweite. Das läuft dann automatisch, aber bitte immer in Verbindung mit einem Glas Wasser, das ist ganz wichtig. Beim Wein braucht man immer ein Glas Wasser. Weine mit viel Trinkfreude kann man nur aus Top-Material herstellen, das geht nicht mit irgendeinem Tropfen. Wir wollten nie einen Grand Cru produzieren, über den man jetzt eine halbe Stunde reden kann.

Ist dieses Unkomplizierte ein Trend bei Weinliebhabern? Eine Zeit lang waren die Experten ja etwas verschrien mit ihrem Geschnalze und dem überheblichen Habitus.

Dirk Würtz: Das ist immer noch so. Diese Weinwelt gibt es nach wie vor, nur, die hat sich jetzt neu erfunden und von der alten gelöst. Aber die ist für unseren Wein auch nicht unser Zielpublikum. Thomas' Wein ist einfach für alle da. Alle, die Lust auf Genuss haben.

Thomas Anders: Durch Corona hat sich das Geschmacksempfinden vieler Menschen verändert. Während der Lockdownphase waren die Restaurants geschlossen und sie kauften ihre Weine im Supermarkt oder beim Weinhändler. Aufgrund der unterschiedlichen Geschäftskalkulationen erhielten sie plötzlich für weniger Geld einen qualitativ hochwertigeren Wein. Ich glaube, die Zeiten des Lockdowns haben dem Weingeschmack der Leute gutgetan.

Dirk Würtz: Die Leute haben ihren Geschmack weiterentwickelt, das habe ich auch beobachtet.

Wo kann man Ihren Wein denn beziehen?

Dirk Würtz: Den gibt es bei uns im Shop, aber es kommen immer mehr Händler hinzu und auch der gehobene Einzelhandel wird ihn verkaufen.

Herr Anders, haben Sie den Trauben denn wirklich ein Ständchen gesungen, wie es in der Boulevardpresse kolportiert wurde, oder war das ein Werbegag?

Thomas Anders: Das ist einfach dem geschuldet, dass ich die Klappe nicht halten kann (lacht). Wir saßen zusammen und ich wurde gefragt "Warum soll dein Wein besser sein als die anderen?" Da habe ich im Scherz gesagt, weil ich ihn besungen habe. Und schon wurde es geschrieben.

Sie haben ja auch betont, dass der Wein kein Merchandising-Artikel ist. Was war denn für Sie der Höhepunkt des Produktionsablaufs?

Thomas Anders: Das war schon das Cuvéetieren. Über die Monate immer wieder im Weingut zu sein, war auch einfach toll. Ich weiß noch, es war im Januar, als wir das erste Mal aus dem Fass probiert haben. Da hatte der Wein noch die Trübstoffe und war noch nicht der fertige, den wir heute haben. Aber da sagte Dirk mir schon, das wird was. Das kann ich so gar nicht beurteilen, weil ich ja immer erst die Endprodukte konsumiere. Aber dabei zu sein, war aufregend. Es ist ja in jeder Branche gleich, Man möchte ja immer sein Bestes geben: Genauso, wie ich ein Album so einsinge, das ich ich mir es selbst gerne zu Hause anhöre, so möchte ich auch einen Wein haben, so wie ich ihn mir wünsche. Deshalb ist das auch kein Merch-Produkt, wo dann noch mein Gesicht drauf ist.

Ist denn da in Zukunft noch mehr geplant?

Thomas Anders: Ja, wir arbeiten schon am an Anders Rosé. Das wird ein neues Standbein, wenn es mit der Stimme mal nicht mehr klappt (lacht).

Ein Interview mit Ihnen kann ich natürlich nicht beenden, ohne auf die Musik zu sprechen zu kommen. Worauf können sich Ihre Fans denn freuen? Sie haben ja vor zwei Jahren das sehr erfolgreiche Album mit Florian Silbereisen herausgebracht und im vergangenen Jahr das englischsprachige "Cosmic".

Thomas Anders: Ich fahre ja zweigleisig: In Deutschland mache ich deutschsprachige Musik, wohingegen das Cosmic-Album für den internationalen Markt geplant war. Natürlich verhindere ich nicht, dass die deutschen Fans es auch hören, aber ich habe hier keine Promo dafür gemacht. Ich kann schließlich nicht am Samstagabend mit Florian Silbereisen deutsch singen und am nächsten Tag im Fernsehgarten etwas Englisches. Das wäre für das Publikum nicht nachvollziehbar. Die XXL-Schlager-Shows mit Florian sind gerade zu Ende gegangen und für mich allein gehen jetzt die Nachholtermine aus den vergangenen zwei Jahren weiter. Im August bin ich dann auf Amerikatournee. Wir haben dort acht Shows. Anfang ist in Chicago und Ende August beenden wir die Tour in Los Angeles.

Bringen Sie da vor allem Modern-Talking-Titel?

Thomas Anders: Das ist gemischt. Das ist ein tolles Programm, wo ich auch mal ein Medley bringe, Fremdtitel singe.

VERLOSUNG:

prisma und das Weingut St. Antony verlosen 5x3 Flaschen "Anders Grauburgunder". Einfach bis zum 3.6.2022 unter 01378 - 900 392* anrufen oder senden Sie eine SMS mit prisma92 + Ihre Adresse an die 99699**

* 0,50 Euro/Anruf ** 0,50 Euro/SMS. Die Preise wurden prisma vom Kooperationspartner unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Teilnahmebedingungen finden Sie auf www.prisma.de/teilnahmebedingungen

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