Schauspielerin im Interview

Uschi Glas über Liebe, Trennung und ihre "Inga Lindström"-Rolle

01.10.2023, 09.51 Uhr
von Eric Leimann

Uschi Glasist eine Legende im TV. Nun spielt die Schauspielerin im 100. Film der "Inga Lindström"-Reihe eine Frau, die sich trennen will. Im Interview spricht Uschi Glas über die Liebe, Trennungen und ihre neue Rolle. 

Der Film "Inga Lindström – Einfach nur Liebe" (Sonntag, 1. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF), die 100. Folge der Romantikreihe, verfolgt einen ungewöhnlichen Ansatz: Erzählt wird von Paaren unterschiedlichen Alters, die sich auf eine kleine schwedische Insel begeben. Dort nehmen sie am Seminar "Achtsamm trennen" teil. Uschi Glas, die am 2. März 2024 80 Jahre alt wird, spielt eine Frau, die ihre – wohl letzte – Beziehung freiwillig beenden möchte -und das im Guten. Im Interview erklärt die Kultschauspielerin der Deutschen ("Zur Sache, Schätzchen"), wie sich ihr Blick auf Liebe und Trennung im Laufe eines langen Lebens verändert hat und warum man runden Geburtstagen – genau wie anderen Dingen – mit großer Gelassenheit entgegenblicken sollte.

prisma: Sie spielen in der 100. Folge der "Inga Lindström"-Reihe. Wie neu war Schweden für Sie?

Uschi Glas: Komplett neu. Ich war auch privat zuvor noch nie in Schweden gewesen. Natürlich hat man viele Bilder gesehen und Geschichten gehört. Aber gerade die Gegend, wo wir gedreht haben, war schon atemberaubend schön. Diese Schären-Region mit den kleinen Inselchen bei Stockholm, das sanfte Wasser, der Wald, die hübschen Häuser – es ist schon ein traumhaftes Landschafts-Ensemble.

prisma: Die Folge spielt auf einer pittoresken Insel, auf der ein "Achtsam trennen"-Seminar stattfindet. Es ist wohl eine zu charmante Vorstellung, dass die Filmcrew so wie die Seminar-Teilnehmer auf dieser kleinen Insel gelebt haben?

Uschi Glas: Ja (lacht), wir haben mit der Crew in einem Hotel namens "Sunlight" in Nyköping gewohnt. In dem historischen Gebäude war früher mal eine der bekanntesten Seifenfabriken Schwedens beheimatet. Wenn man schon etwas älter ist, kennt man die Produkte unter dem eingedeutschten Namen "Sunlicht". Außerdem wurde dort die "Lux"-Seife hergestellt. Die wurde damals als "Seife der Filmstars" beworben. Sophia Loren und Gina Lollobrigida haben sich dafür fotografieren lassen. Und irgendwann, als ich in dieses Filmgeschäft eingestiegen war, erhielt ich die Anfrage, ob ich nicht auch für diese Seife werben möchte – denn ich würde ja jetzt auch zu diesen Stars gehören (lacht). Es war ein tolles Kompliment für mich, in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu werden.

"Permanentes Unglück der Eltern macht die ganze Familie unglücklich"

prisma: Und da schließt sich dann der Kreis – dass Sie nun in einem Hotel gelebt haben, in dem vielen Jahrzehnten diese Seife hergestellt wurde?

Uschi Glas: Ja. Ein Bekannter von mir hat sogar das alte Werbebild von mir mit der Seife im Internet gefunden (lacht). Aber wir sind leider nicht mit dem gesamten Team per Boot täglich zum Drehen auf die Insel gefahren. Das wäre wohl zu teuer und umständlich gewesen. Es gab einen Landweg mit dem Auto über Brücken. Nur ein Mitarbeiter, der dort immer etwas länger lebt, hatte ein Haus auf einer Nachbarinsel gemietet. Der kam tatsächlich jeden Tag mit dem Boot zu Dreh.

prisma: Wie finden Sie den Ansatz, dass man als 100. Folge einer Liebesfilm-Reihe ausgerechnet von einem Trennungs-Seminar erzählt?

Uschi Glas: Ich finde, das ist eine sehr schöne Idee, von der Liebe zu erzählen. Wenn man sich wirklich trennen will oder muss, sollte man alles daransetzen, es in Frieden zu tun. Es ist schlimm, im Groll oder gar mit Hass auseinanderzugehen. Dagegen ist es ein großer Gewinn fürs Leben aller Beteiligten, wenn man es schafft, sich zugewandt zu trennen – auch wenn es trotzdem schmerzvoll bleibt. Aber das ist dann eine andere, viel weniger ungesunde Form des Schmerzes, den man dann empfindet.

prisma: Vor 20 Jahren haben auch Sie eine in der Öffentlichkeit viel diskutierte Trennung erlebt. Ihr damaliger Mann und Vater Ihrer drei Kinder hat Sie verlassen. Haben Sie es geschafft, Ihren Frieden damit zu machen?

Uschi Glas: Ich muss zugeben, dass mir die Trennung damals sehr wehgetan hat. Es war ein Schock für mich, auch weil ich es nicht habe kommen sehen. Heute, mit Abstand, bin ich aber durchaus dafür, sich zu trennen, wenn es nicht mehr geht. Das ist dann der Fall, wenn man sich dauerhaft unglücklich fühlt. Es ist auch nicht richtig, nur der Kinder wegen zusammenzubleiben. Permanentes Unglück der Eltern macht die ganze Familie unglücklich. Auch dass man sich mal ein Versprechen gegeben hat, dass man zusammenbleibt – ich sehe das heute nicht mehr so dogmatisch wie früher. Am wichtigsten ist, dass man als Mensch frei, zufrieden und glücklich leben kann. Ob nun in einer Beziehung oder auch allein.

"Ohne Liebe kann nur ein absoluter Egoist leben"

prisma: Also haben Sie Ihrem Ex-Mann verziehen?

Uschi Glas: Im Großen und Ganzen habe ich meinen Frieden damit gemacht. Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, man hätte das damals etwas feinfühliger machen können. Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Ich halte die Idee, sich einen Mediator zu nehmen, der eine anständige und saubere Trennung begleitet, für ziemlich gut. Wenn es dazu führt, dass man ohne tiefe Wunden, Vorwürfe und Hass auseinandergeht, ist das Honorar für eine solche Fachkraft gut angelegtes Geld.

prisma: Welche Rolle spielt die Liebe generell in Ihrem Leben?

Uschi Glas: Na ja, ohne Liebe ergibt das Leben schlichtweg keinen Sinn. Das muss jetzt keine romantische Liebe sein. Die Liebe zu deinen Kindern, zur Familie, zum Nachbarn, die Liebe für Menschen allgemein – das alles ist eine essenzielle Kraft, die wir unbedingt brauchen. Liebe ist die schönste Emotion von allen, ohne sie wäre unser Alltag kaum zu ertragen. Und Liebe spinnt sich ja auch in anderen wichtigen Eigenschaften des Menschen fort: in der Verantwortung, der Behutsamkeit, der Zuneigung zu Menschen und Dingen. Ohne Liebe kann nur ein absoluter Egoist leben.

prisma: Man sagt, dass die Liebe altruistischer wird, wenn man älter geworden ist. Wenn dann zum Beispiel die Kinder oder andere "Nachfolger" einen hohen Stellenwert einnehmen. Kennen Sie das?

Uschi Glas: Ich kenne dieses Gefühl eigentlich schon lange. Auch aus der Zeit, als ich noch keine Kinder hatte. Die große Ego-Perspektive war eigentlich nie mein Ding. Ich habe schon recht früh über den Tellerrand geschaut und wollte wissen, wie es den anderen um mich herum geht. Wer ein gutes Leben führen will, muss die Augen aufmachen und schauen, was außerhalb des eigenen Dunstkreises passiert, wem es vielleicht nicht so geht oder wo es sogar brennt. Trotzdem empfinde ich es als eine der Segnungen des Alters, dass ich gelassener geworden bin. Ich bin seltener ungeduldig oder gestresst im Leben als früher. Das empfinde ich als großes Glück.

"Wer lieber sterben will, als alt zu werden, tut mir leid"

prisma: Wie sieht Ihr Alltag heute aus, wie viel arbeiten Sie noch?

Uschi Glas: Für mich ist eher das Drehen Erholung. Wenn ich nicht drehe, arbeite ich eigentlich permanent. Für mich ist das eine Art Lebenselixier. Ich finde es toll, dass ich bei meiner humanitären Arbeit gebraucht werde und ich damit etwas bewegen kann. Natürlich geht das nur, weil ich gesund bin, wofür ich sehr dankbar bin. Mit meinem Verein "Brotzeit" schaffe ich es, jeden Tag mehr als 14.000 Kinder mit Essen zu versorgen. Das ist eine so großartige Erfahrung, ein so toller Erfolg, dass es mich jeden Tag dazu bringt, dass ich mit Spaß weiterarbeiten will. Und natürlich habe ich da ein tolles Team Menschen, die mich dabei unterstützten, ohne die das alles auch gar nicht ginge. Die Hälfte meiner Arbeitszeit nimmt "Brotzeit" mit Sicherheit ein.

prisma: Haben Sie eigentlich auch Enkel?

Uschi Glas: Ja, ich habe drei Enkel – alles Buben. Die Kleinen werden jetzt im Oktober zwei Jahre alt, und der Große ist acht geworden. Meine Enkel leben in der Nähe, und ich sehe sie regelmäßig. Auch das ist eine große Freude in meinem Leben.

prisma: Verfolgen Sie noch Pläne als Schauspielerin?

Uschi Glas: Ich lese Drehbücher – mit großer Lust – und überlege mir, ob ich das machen möchte. Das darf gern ein Teil meines Lebens bleiben, da hätte ich nichts dagegen. Aber ich habe keine Ziele, die ich auf Krampf verfolge. Wie gesagt, ich bin viel gelassener als früher (lacht).

prisma: Sie werden im März nächsten Jahres 80 Jahre alt. Man sagt, runde Geburtstage sind für die Betroffenen meist ein bisschen surreal. Wie ist es für Sie?

Uschi Glas: Als surreal würde ich die Aussicht, 80 zu werden, nicht bezeichnen. Ich bin eher dankbar, dass ich es, wenn es gut läuft, erleben darf. Natürlich dachte ich früher, dass man steinalt ist, wenn jemand 80 geworden ist. Aber es fühlt sich für mich jetzt eigentlich nicht so an. Ich fühle mich wie immer, die meisten Dinge gehen noch wunderbar. Wer sich übers Alter beschwert, sofern man gesund ist, muss sich klarmachen, dass viele Menschen so ein Alter gar nicht erreichen – was ich wiederum traurig finde. Das Leben ist in all seinen Facetten viel zu schön, um sich über den 60., 70. oder 80. Geburtstag zu beschweren. Wer lieber sterben will, als alt zu werden, tut mir eigentlich leid.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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