Ehrentag für Schauspieler

Rolf Schimpf wird 98 – er war 20 Jahre lang "Der Alte"

14.11.2022, 08.52 Uhr

Über 20 Jahre, über 200 Folgen: Als "Der Alte" war Rolf Schimpf fester Bestandteil der deutschen Krimi-Landschaft. Vor 15 Jahren verabschiedete sich seine Figur in den Ruhestand. Wie ist es Schimpf danach ergangen?

Beamte gehen, so schreibt es das Gesetz vor, spätestens mit 65 Jahren in den Ruhestand. Gut, dass beim Fernsehen andere Maßstäbe gelten. Noch im Alter von 82 Jahren stand Rolf Schimpf als Kommissar Leo Kress für die ZDF-Krimiserie "Der Alte" vor der Kamera. Und sein wahres Alter sah man dem Mann mit der Brille, dem kecken Schnauzer und dem grauen Haar auch nicht an: "Solange man mir noch den Polizisten, der kurz vor der Pensionsgrenze steht, abkauft, mach' ich weiter", pflegte Schimpf lange Zeit zu sagen. Als er 2007 dann doch seinen Hut nahm, fiel ihm das Aufhören dementsprechend auch "ganz schön schwer", wie er im "Welt"-Interview erzählte. Es sollten auch kaum weitere Rollen folgen, vor über zehn Jahren hat sich Schimpf, der am 14. November seinen 98. Geburtstag feiert, ins Privatleben zurückgezogen.

Seine Schauspielkarriere hatte Schimpf erst spät starten können: 1924 in Berlin geboren, musste er in den Zweiten Weltkrieg ziehen, wo er sich eine schwere Kopfverletzung zuzog. Nach dem Krieg erlernte er zunächst einen kaufmännischen Beruf, bevor er eine Ausbildung an einer Schauspielschule in Stuttgart begann, feste Theaterengagements, etwa in Luzern und Bern, folgten bald. Als er 1986 die Hauptrolle in "Der Alte" von seinem Vorgänger Siegfried Lowitz übernahm, hatte Schimpf zudem bereits in zahlreichen TV-Serien – etwa in "Ida Rogalski" (1969), "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1977) und "SOKO 5113" (1977 bis 1984) – sowie mehreren "Tatort"-Folgen mitgespielt – allerdings fast immer nur in Gast- und Nebenrollen. Erst in der ZDF-Familienserie "Mensch Bachmann" (1984) war Schimpf zum ersten Mal in einer Hauptrolle zu sehen.

Dafür nahm "Der Alte" den Schauspieler dann vollends ein, Zeit für andere Rollen blieb ihm nicht. "Zehn oder elf Mal im Jahr drehen, das füllt aus", sagte Schimpf 2007 im Interview mit der Nachrichtenagentur "teleschau". Angst vor Routine hatte er dennoch nie: "Es gibt für einen Schauspieler kaum bessere Möglichkeiten, so tief in eine Figur einzudringen, wie in einer Serie." Wichtig war ihm dabei auch immer, nahe an der Realität zu bleiben: "Wir haben immer versucht, den kriminalistischen Alltag darzustellen, und das hat sich ausgezahlt", sagte Schimpf der "Welt".

Auszeichnung als "Ehrenkommissar"

Dies wusste auch die Polizei selbst zu schätzen: Lange vor seiner "Pensionierung" bekam Schimpf die höchste Auszeichnung, die diese für Außenstehende zu vergeben hat: den Titel eines "Ehrenkommissars": "Das hat mich sehr gefreut. Es ist wichtig, wie die Fachleute einen beurteilen, ob die Rolle, die man spielt, auch der Realität entspricht!" Nichts, so der Schauspieler, sei schlimmer als "Kriminalmärchen" zu bieten, sagte er 2007 der "teleschau".

So ganz konnte Schimpf die Rolle auch nicht ruhen lassen: 2009 kehrte er als pensionierter Hauptkommissar Leo Kress in der "Der Alte"-Folge "Taximörder" noch einmal zur Serie zurück, im selben Jahr übernahm er auch eine kleine Gastrolle in der ARD-Telenovela "Sturm der Liebe". Es sollten seine letzten TV-Auftritte bleiben, im darauffolgenden Jahr zog er gemeinsam mit seiner Ehefrau, Schauspielerin Ilse Zielstorff, in ein Seniorenheim in München, wo er bis heute lebt. Die bayrische Landeshauptstadt ist seit Langem seine Wahlheimat: "Ich mag München und das schöne Umland. Wenn ich Süddeutschland mit dem Norden vergleiche, lebe ich lieber hier", sagte er der "teleschau".

Nach dem Tod seiner Ehefrau 2015 lebt Schimpf inzwischen alleine im Heim. Anlässlich seines 95. Geburtstags erzählte er der "Bild"-Zeitung, dass er zwar "kein Mann in den besten Jahren" mehr, aber im Gehirn noch fit sei: "Aber man muss sagen: Altwerden ist kein Zuckerschlecken." Auf die Frage nach Geburtstagswünschen blieb Schimpf damals bescheiden: "Ich wünsche mir gute Nachrichten in der Zeitung, viel weißblaues Wetter. Ich gehe einmal in der Woche zum Friedhof und wünsche mir, dass meine Ille noch da wäre. Und wenn mir eine Freundin eine wunderbare hausgemachte Quittenmarmelade mitbringt, schlecke ich den Rest aus dem Glas und wünsche mir ein neues."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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