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Katar – warum nur? Thomas Hitzlsperger recherchierte vor Ort

14.11.2022, 08.09 Uhr
von Rupert Sommer
Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger bilden bei der WM 2022 in Katar ein Team. Sehen Sie hier, wer für die ARD bei der Weltmeisterschaft in Katar im Einsatz ist.
BILDERGALERIE
Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger bilden bei der WM 2022 in Katar ein Team. Sehen Sie hier, wer für die ARD bei der Weltmeisterschaft in Katar im Einsatz ist.  Fotoquelle: SWR/Christian Koch

Bei der WM 2022 wird Thomas Hitzlsperger als Experte für die ARD die Spiele analysieren. Doch das reicht dem früheren Nationalspieler nicht. Für eine Reportage machte er sich ein Bild von der gesellschaftlichen Situation in Katar.

ARD
Thomas Hitzlsperger: Katar – warum nur?
Dokumentation • 14.11.2022 • 20:15 Uhr

Katar gegen Ecuador. So lautet die den Namen nur nach nur bedingt attraktive Paarung zur Eröffnung. Am Sonntag, 20. November, 17 Uhr deutscher Zeit, beginnt die umstrittenste Weltmeisterschaft der Fußballgeschichte. Viele Fans sind noch immer fassungslos, wie die Entscheidung fallen konnte, den Wettbewerb ausgerechnet in ein autoritär regiertes Land ohne echte Fußballtradition, aber auch ohne Verständnis etwa für nicht-heterosexuelle Lebensformen zu vergeben. In seiner sehr persönlich gehaltenen Spurensuche "Thomas Hitzlsperger: Katar – warum nur?" macht sich der Ex-Nationalspieler und Bundesliga-Sportfunktionär für die ARD selbst ein Bild vor Ort. Und er besuchte den Himalaya-Staat Nepal, wo viele Arbeitskräfte für den Bau der Stadien rekrutiert wurden.

Gerade die Arenen zogen oft massive Kritik aus dem Ausland auf sich. Bedenken hinsichtlich ihrer späteren Wirtschaftlichkeit und ihrer Umweltverträglichkeit schienen bei den Stadion-Bauten oft keine Rolle zu spielen. Unter enormem Zeitdruck wurden gigantische Fußballarenen oft buchstäblich auf Wüstensand errichtet. Hitzlsperger wollte sich das noch einmal etwas genauer anschauen – so gut das bei oft offenbar rigider Auflagen für die Berichterstattung der Auslandspresse überhaupt möglich ist.

WM 2022 in Katar:

Der 52-fache Nationalspieler suchte in Katar nach Arbeitern, die an den Bauten mitwirkten, um sich von ihnen aus erster Hand von den Arbeitsbedingungen berichten lassen. Immer wieder war von schier unmenschlichen Belastungen die Rede, es kam auf den Baustellen zu vielen Todesfällen. Um mehr zu erfahren, unternahm Hitzlsperger in der Rolle des Reporters einen Abstecher nach Nepal und sprach mit Hinterbliebenen von WM-Arbeitskräften, die in Katar beim Arbeiten verunglückten.

Außerdem suchte der selbst offen schwul lebende Ex-Fußballprofi, der als erster prominenter Spieler galt, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, das Gespräch mit Einheimischen. Vor allem mit Frauen aus Katar, von denen auch in der westlich geprägten Berichterstattung oft nur wenig die Rede ist. Eine der Interview-Partnerinnen ist Noof Alabdulla, die Hitzlsperger sogar zu sich nach Hause einlud. Sie führt auch das ARD-Publikum und die Sportfans in Besonderheiten der arabischen Kultur ein, bei der es sich immer lohnt, etwas genauer hinzusehen – und sich von allzu schnell vorgefassten Meinungen zu befreien.

WM 2022 auch bei "Hart aber fair" Thema

Nicht nur im Gespräch mit Menschenrechtsexperten, sondern auch mit Mitgliedern der LGBTQ-Gemeinde spricht Hitzlsperger zudem die Frage von Repressionen und Alltagsängsten an – in Katar, aber auch in der Sportwelt allgemein. Dabei scheut er sich nicht, auch die deutsche Doppelmoral zu kritisieren. Zwar gelte es oft als wohlfeil, in Statements vor allem gegenüber heimischen Medien Verletzungen von Menschenrechten zu kritisieren. Milliardenschwere Verträge für Energie-Lieferungen, aber auch für die Bauprojekte in Katar schließe man dann aber doch ab.

Schließlich geht es im Film um die Nationalmannschaft selbst. Wie soll sie sich positionieren? Dafür sprach der bestens vernetzte Fußballexperte mit dem DFB-Kapitän Manuel Neuer und mit Ilkay Gündogan.

Die 20.15-Uhr-Dokumentation ist im Ersten der Auftakt für eine Art Themenabend rund um die umstrittene WM in Katar. Um 21.00 Uhr dreht sich die politische Diskussion im Talk "hart aber fair" mit Frank Plasberg um Fragen rund um das Turnier. Um 22.50 Uhr folgt die kritische Dokumentation "Die Story im Ersten: WM der Lügen – wie die FIFA Katar schönredet", bevor ab 23.20 Uhr dann Olli Dittrich satirisch die dubiosen Geldgeschäfte der Fußball-Spitzenfunktionäre in der Sendung "Infantinos Friseur – Leo Marchetti und die FIFA Milliarden" auf die Schippe nimmt.

Thomas Hitzlsperger: Katar – warum nur? – Mo. 14.11. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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