Neue Krimiserie

"Schlafende Hunde": Darum geht es in der deutschen Netflix-Serie mit Max Riemelt

19.06.2023, 09.14 Uhr
von Eric Leimann

Mit "Schlafende Hunde" präsentiert Netflix eine neue deutsche Krimiserie. In der furios besetzten Reihe spielt Max Riemelt einen derangierten Ex-Kommissar, der mittlerweile auf der Straße lebt.

Wer glaubt, das Krimigenre habe längst sämtliche Ideen und vor allem Rollenprofile ausgereizt, mag in der deutschen Netflix-Serie "Schlafende Hunde" (ab Donnerstag, 22. Juni) eine neue Idee wertschätzen. Max Riemelt ("Bonn – Alte Freunde, neue Feinde") spielt in sechs bereits zum Starttermin vorliegenden Episoden den Berliner Ex-Kommissar Mike Atlas, der nach einem Schicksalsschlag sein bürgerliches Leben aufgegeben hat. "Kommissar Obdachlos" könnte man den Mann taufen, denn als sein ranziger Wohnwagen, in den er sich vor Frau Lenni (Peri Baumeister) und Teenagertochter Tina (Tara Africah Corrigan) geflüchtet hat, abgefackelt wurde, lebt der Mann als Wohnungsloser auf der Straße.

Als ein junger Mann, den Mike durch seine Aussage ins Gefängnis gebracht hat, unter mysteriösen Umständen in seiner Zelle stirbt, erregt der Fall die Aufmerksamkeit sowohl Mikes als auch der jungen Staatsanwältin Jule Andergast (Luise von Finck). Um ihrer strengen Chefin (Melika Foroutan) nach einem Fehler zu beweisen, dass sie doch Potenzial mitbringt, schließt sich Jule mit Mike zu einem ungewöhnlichen Ermittlungs-Duo zusammen. Dabei stechen die beiden in das berühmte Wespennest eines klassischen Verschwörungsthrillers, der mit der Berliner Straße, ihren Verbrecher-Clans, aber auch mit den "besseren Kreisen" der Großstadt zu tun haben könnte.

Luise von Finck wird zum Serienstar

Während die Gesichter und Rollen der Netflix-Miniserie nach und nach eingeführt werden – fast alle Figuren lernt man bereits in Folge eins kennen -, wird man vielleicht denken: Bin ich hier vielleicht bei ARD oder ZDF gelandet? Sowohl die bereits genannten Rollen wie auch weitere wie Mike Atlas' bester Freund bei der Polizei, gespielt von Carlo Ljubek, oder auch Helgi Schmid als Freund und Kollege der Staatsanwältin, kennt man aus unzähligen Krimiproduktionen öffentlich-rechtlicher Sender. Macht ja auch nichts, denn es sind exzellente Darstellerinnen und Darsteller, die Netflix hier für die Adaption (Drehbuch: Christoph Darnstädt, Autor der ersten Til Schweiger-"Tatorte") eines israelischen Formats verpflichtet haben. "The Exchange Principle" hieß die Original-Serie aus dem Nahen Osten, in der die Hauptfigur übrigens ebenfalls Atlas heißt, aber auf den Straßen Tel Avivs lebt.

Luise von Finck (29), die zuletzt in "Sam – Ein Sachse" die erste Frau der Hauptfigur spielte und in "Bonn – Alte Freunde, neue Feinde" lustigerweise noch die biedere Schwester der Hauptfigur war, die mit Max Riemelts Figur anbandelt, ist eine echte Entdeckung der Serie und dürfte zukünftig verstärkt Angebote für Hauptrollen erhalten. Doch neben der reizvollen Grundidee und den wirklich starken Darstellern bietet "Schlafende Hunde" viel Krimi- und Verschwörungs-Plot von der Stange.

Kein zweites "Euer Ehren"

Noch nicht mal die Inszenierung (Regie: Stephan Lacant, Francis Meletzky) setzt sich von dem ab, was man heutzutage im moderneren öffentlich-rechtlichen Krimikosmos zu sehen bekommt, so dass man urteilen muss: "Sleeping Dos", wie die Serie in der internationalen Vermarktung heißt, wirkt ein bisschen so, als sei sie ein Krimi für Menschen, die ARD und ZDF schauen würden, die Sender aber aufgrund ihrer Generationszugehörigkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht mehr auf dem Schirm haben. In keinem Moment erreicht der Sechsteiler die erzählerische Brillianz einer anderen deutschen Adaption eines Stoffes aus dem großen TV-Erzählland Israel: "Euer Ehren", in Amerika mit Bryan Cranston als "Your Honour" verfilmt, beruht auf dem israelischen Format "Kvodo". Und die brillante deutsche Aneignung mit Sebastian Koch als Richter auf moralischen Abwegen lief übrigens 2022 in der "echten" ARD.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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