Neue RTL+ Serie

"Meme Girls": TV-Serie taucht mit Influencerin Josie Hermer in die Social-Media-Scheinwelt ab

17.06.2023, 08.39 Uhr
von Marina Birner

Die "Generation Z" flüchtet sich zuweilen in die schillernde Social-Media-Welt und verpasst dadurch leider das wahre Leben. Dass zeigt, auf humorvolle Art und Weise, die neue RTL+-Serie "Meme Girls" mit Influencerin Josie Hermer.

"Shit Happens. Move On." – Mit solchen Sprüchen scheint Josie Hermer nicht nur sich selbst zu motivieren, sondern auch bei einer nicht unerheblichen Zahl ihrer Followerinnen und Follower auf Zustimmung zu stoßen. Immerhin folgen der – zumindest temporären – Blondine knapp 50.000 Menschen auf Instagram und über 46.000 Abonnentinnen und Abonnenten auf TikTok. Hermer ist Influencerin. Ja, das ist mittlerweile eine legitime Berufsbezeichnung – und in vielen Fällen mit enormem Erfolg verbunden. So wie bei der Anfang 20-Jährigen. Ihre Video-Clips generieren teilweise bis zu rund 30.000 Views.

Mit ihren Tanzvideos, Lipsyncs, Outfit-Checks, Livestreams und Food-Blogs (Hermer ist in allen Bereichen aktiv) verdienen sich manche Social-Media-Profis eine goldene Nase. Mit Werbung und Sponsoring à la Instagram lassen sich auch auf TikTok zwischen hundert und mehreren tausend Euro pro Post oder Kooperation verdienen. Alles ist recht individuell ausgehandelt. Daher gibt es auf der Plattform keine genauen Faustregeln für Klicks, Likes oder Abonnentenzahlen. Die wichtigste Währung aber sind und bleiben die Likes. Vor allem um den klassischen "Daumen hoch" in der Kommentarspalte aller sozialen Netzwerke dreht sich auch die neue Comedy-Serie "Meme Girls" (ab 22. Juni sind alle sechs Episoden bei RTL+ verfügbar), in der Hermer die Hauptrolle, Liv, spielt.

"Es ist wichtig, auch in der Schule aufzuklären, was das eigentlich für eine Scheinwelt ist"

Hierbei handelt es sich um eine frische, jugendliche Serie, die nicht besser in eine Zeit voller Storys, IGTVs und Hashtags passen könnte und von CGI, Computer-Generated Imagery lebt. Vier junge Protagonistinnen müssen ihren turbulenten Teenageralltag in der Schule meistern. Langsam aber sicher lernen sie die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens kennen. Und ohne Social Media geht bei der Spezies "Generation Z" gar nichts ...

Obwohl Hermer mittlerweile privat viel Zeit in ihre Social Media-Präsenz investiert, blickt sie immer wieder durch den Schleier der Inszenierung: "Ich würde auf jeden Fall dazu raten, nicht zu früh die volle Kontrolle über den Umgang mit Social Media an das Kind abzugeben", erklärt sie. Sie betont, wie wichtig es heute sei, "auch in der Schule aufzuklären, was das eigentlich für eine Scheinwelt ist".

Regisseur Benjamin Gutsche war es ein Anliegen, in "Meme Girls" auch zeitgemäße, queere Themen aufzugreifen. In Gastrollen sind die Influencerinnen Lady Bitchray, Kayla Shyx und Betty Taube zu sehen. Hermer spielt in der Dramady die Influencerin Liv, der von ihrem Vater das Handy weggenommen wird. "Sie versucht, auf ihrer neuen öffentlichen Schule Anschluss zu finden und neue Freunde zu finden. Da sie nicht so gut mit Menschen umgehen kann, fällt ihr das nicht leicht", kann sich Hermer in ihre Rolle hineinversetzen. Schonungslos wird die Teenie-Diva mit dem #reallife konfrontiert. Aber Liv wäre nicht Liv, wenn sie nicht alles tun würde, um ihre Followerinnen und Follower auf dem Laufenden zu halten.

Wie Jugendliche blind vertrauen

Es gibt schließlich allerlei Kanäle: Facebook, Twitter, Snapchat, Instagram – und eben TikTok. Die Videoplattform hat sich in den letzten Jahren zur am schnellsten wachsenden Plattform für Influencer entwickelt. Laut Statista nutzen 73 Prozent der 16- bis 19-Jährigen die Plattform. Nicht nur im Rahmen der Serie vermitteln Influencerinnen und Influencer ihrer – nennen wir es an dieser Stelle Gefolgschaft – einen Eindruck von Nähe und Vertrautheit.

Und für die Besten ihrer Zunft gilt: Die Abonnentinnen und Abonnenten haben das Gefühl, Teil ihrer Welt zu sein, fast freundschaftlich über alles Relevante auf dem Laufenden gehalten zu werden. Das meiste ist so gefilmt, als würde man sich mit Freunden über Skype oder Facetime unterhalten. Viele erfolgreiche Social-Media-Profis lassen ihre Fans sogar mitentscheiden: Welches Oberteil soll zur neuen Hose getragen werden? Welcher Tanz soll als nächstes einstudiert werden?

Mehrwert Multichannel

Das Erfolgskonzept basiert also auf Demokratie. Oder gaukeln sie uns das nur vor? Warum sind Influencerinnen und Influencer heute so erfolgreich? Dieser Frage geht auch die Serie nach. Vor allem behandelt "Meme Girls" jedoch positive und negative Auswirkungen von Social Media auf soziale Gefüge in der echten Welt. "Es ist krass, was das für ein Druck für Jugendliche ist, wenn man ständig nur perfekte Bilder sieht", betont in diesem Zusammenhang auch Schauspielerin Hermer. Sie hoffe daher, ihre Karriere weiterhin auf die Schauspielerei ausrichten zu können.

"Viele von TV gestützte Social-Media-Reichweiten sind über viele Jahre hinweg stabil", erklärte Gerhard Putz, Leiter Digital Creative bei RTLZWEI. Das sei der Grund, warum viele rein online gestartete Influencer irgendwann den Weg in die klassischen Medien, inklusive Print suchen würden. Warum Influencer vermehrt die Schauspielerei als zweites Standbein wählen? Putz weiß: "Sie tun das auch, weil die gesteigerte Wahrnehmung ein gutes Argument bei der Ansprache von Markenpartnern und Werbekunden ist". Schließlich geht es doch immer nur ums Geld ... oder besser: um Aufmerksamkeit!


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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