37°: Trans – Drei Generationen, eine Reise

Wenn der Körper zum Ich nicht passen will

19.03.2024, 08.32 Uhr
von Hans Czerny

Transmenschen sollen künftig ihren Namen und ihren Geschlechtseintrag nach eigenem Willen ändern können. Aber wie lebt es sich mit der neuen, eigentlich doch alten Identität? Drei transsexuelle Menschen aus drei Generationen geben im "37°"-Film Auskunft über ihre Erfahrungen.

ZDF
37°: Trans – Drei Generationen, eine Reise
Reportage • 19.03.2024 • 22:15 Uhr

Ein Selbstbestimmungsgesetz soll Transmenschen, also solchen, die sich im "falschen" Körper fühlen, das Leben künftig leichter machen. Keine Gutachter, sondern sie selbst sollen darüber entscheiden können, welchem Geschlecht sie zugehören, wo sie sich selbst sehen. Die "37°"-Reportage "Trans – Drei Generationen, eine Reise" von Daniel Hartung und Ulrike Schenk begleitet drei Transmenschen aus drei unterschiedlichen Generationen: Was bewegt sie, wie leben sie? Wie geht die Mehrheitsgesellschaft mit ihnen um – und sie mit ihr?

Der 16-jährige Luca wusste schon als Kind, dass er ein Junge ist, der im Körper eines Mädchens geboren wurde. Nach vielen Gesprächen mit Psychologen unterstützte ihn seine Familie dabei, mit Hormonblockern die weibliche Pubertät zu verhindern. Er trug zunächst ein Testosteron-Gel auf, damit sein Körper männlicher, seine Stimme tiefer wird. Dass trans sein noch immer nicht wirklich in der Gesellschaft akzeptiert wird, bekommt er häufig zu spüren. "Man wird noch ziemlich oft heruntergemacht dafür", sagt er. Ob er sich irgendwann einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen wird, bespricht er gegenwärtig mit einem Hamburger Hormonspezialisten, der vor allem Kinder und Jugendliche behandelt. Seine bereits erfolgte Namensänderung von Leonie zu Luca hat ihn gefreut. Von einer Operation, die erst mit 18 erfolgen kann, rät sein Arzt vorläufig ab. Der Nachahmungseffekt sei zu groß.

Noch immer großes Unwissen über Transsexualität

Dass in der Mehrheitsgesellschaft noch immer großes Unwissen über Transsexualität herrscht, weiß auch die 69-jährige Berliner Transsexuelle Nora Eckert, die sich als Person in ihrem Trans-sein gewürdigt wissen will. Den heute grassierenden "Operationsoptimismus" hält die ehemalige Romy-Haag-Mitarbeiterin, die sich als "Transaktivistin" bezeichnet und heute Bücher zum Thema schreibt sowie Gespräche an Schulen und in Clubs über die Noch-Problematik führt, für erschreckend.

Die 32-jährige Sophie hingegen, die im Körper eines Jungen geboren wurde, hat sich für eine medizinische Geschlechtsangleichung entschieden. "Für mich", so sagt sie, "gibt es dann das Wort 'Transgender' oder 'Transe' nicht mehr." Vor der kurz bevorstehenden OP hat sie Angst, umso glücklicher ist sie, als alles geklappt hat. – Die geschlechtsangleichenden Operationen nehmen im Übrigen seit Jahren zu. 2021 sollen es hierzulande 2.598 Operationen gewesen sein. Nora Eckert bereitet indessen die zunehmende Gewalt gegen Transmenschen im Internet Sorge: "Was dort verbal passiert", so sagt sie, "das setzt sich am Ende auf der Straße fort." Von tätlicher Gewalt seien Transmenschen ganz besonders betroffen. Sie selbst sagt über ihre eigene Erfahrung: "Es war das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte, dass ich entdeckte, trans zu sein."

37°: Trans – Drei Generationen, eine Reise – Di. 19.03. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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