ARD-Team wird von israelischen Soldaten bedroht und festgehalten
Ein Fernsehteam der ARD wollte vom Westjordanland berichten, doch es kam zu einem Vorfall. Israelische Soldaten sollen aggressiv auf die Journalisten reagiert haben und diese sogar mit ihrer Waffe bedroht haben. Es soll bereits der zweite Zwischenfall dieser Art innerhalb einer Woche gewesen sein.
Nach den Angriffen der militant-islamistischen Hamas auf Israel ist die Lage im Nahen Osten zum Krieg eskaliert – mit Auswirkungen auf die gesamte Region. Zwischenfälle melden nun auch Vertreter der deutschen Presse. So sei am Wochenende ein ARD-Team im Westjordanland von israelischen Soldaten festgehalten und bedroht worden, wie der Sender berichtet. Die Journalisten, darunter Korrespondent Jan-Christoph Kitzler, ein palästinensischer Kollege und eine deutsche Kollegin, seien auf dem Rückweg von einem Interview südlich der Stadt Hebron im palästinensischen Gebiet gewesen. Dort hätten sie zur Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser recherchiert, wie es vonseiten des Senders heißt. Das ARD-Studio Tel Aviv sehe in dem Vorfall einen klaren Angriff auf die Pressefreiheit.
ARD-Team akzeptiert Vorgehen des israelischen Militärs nicht
"Die Soldaten haben uns mit ihren Waffen bedroht und uns gefragt, ob wir Juden seien. Unsere Kollegin wurde als Verräterin beschimpft", erinnert sich Kitzler an das Erlebte. Die Betroffenen sollen das Verhalten der Soldaten als sehr aggressiv empfunden haben. Das untermauern auch Handyvideos der Journalisten. Darauf hielten die Armeeangehörigen immer wieder Waffen in das Fahrzeug des Teams. Darüber hinaus sollen die Soldaten die Insassen des Wagens laut Kitzler immer wieder gefilmt haben – und das aus nächster Nähe. Das mehrfache Vorhalten der Waffe sei völlig inakzeptabel, kommentiert BR-Chefredakteur Christian Nitsche.
Das Team gab an, dass es sich bei den Soldaten wahrscheinlich um lokale Siedler gehandelt habe, die jetzt als Reservisten dienten. Darauf ließen sowohl das private Fahrzeug wie auch zivile Kopfbedeckungen schließen. "Für uns ist es der zweite Vorfall innerhalb einer Woche", erklärt Christian Limpert, Leiter des ARD-Studios Tel Aviv. "Unser Team hat sich klar als akkreditierte Pressevertreter ausgewiesen und war fernab militärischer Sicherheitsbereiche", so Limpert. Das Studio könne das Vorgehen des israelischen Militärs nicht akzeptieren. Schließlich seien auch andere internationale Medien davon betroffen.
Die Lage habe sich erst nach über einer Stunde, als zusätzliche israelische Militär- und Polizeieinheiten hinzukamen, beruhigt. Telefonische Unterstützung habe auch der für ausländische Korrespondenten verantwortliche "Foreign Desk" der IDF geboten. Trotz eines glimpflichen Endes werde das ARD-Studio Tel Aviv rechtliche Schritte einleiten.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH