"Der Kroatien-Krimi": Feriengefühl und eine fanatische Ermittlerin
Stascha Novak bekommt es mit der Mafia zu tun. Ein Clan will den Beach-Club ihres Ex-Freundes übernehmen. Die Ermittlerin nimmt den Fall persönlich.
Dass sie vor geraumer Zeit mir nichts, dir nichts von ihrem Verlobten in Zagreb kurz vor der Hochzeit verlassen wurde, nagt in Stascha Maric (Jasmin Gerat) von der Mordkommission in Split in ihrem zweiten "Kroatien Krimi", "Jagd auf einen Toten", immer noch. Milan Safin (Henning Vogt) ist jetzt stolzer Besitzer eines Beach-Clubs in Split, wie Stascha per Zufall erkennt. Noch bevor sie jedoch Milan zur Rede stellen kann, mischt sich einer ein, in dem sie den einstigen Vergewaltiger ihrer Schwester zu erkennen glaubt. Obwohl die Jüngere dies entschieden verneint, hält Stascha an ihrer Meinung fest und setzt dem Aufdringlichen eine zerbrochene Schampusflasche an den Hals. Anderntags ist der Clubbesitzer tot – nach Mafia-Sitte von drei Kugeln durchbohrt, anschließend wurde die Leiche verbrannt.
Bei der Obduktion des Verkohlten stellt sich allerdings heraus, das dieser gar nicht der Clubbesitzer war, vielmehr hatte dieser mit dem Sohn eines Mafia-Paten aus Zagreb die Kleider getauscht und diesem die eigene Halskette zur Täuschung umgehängt. Milan selbst aber ist flüchtig, weshalb er nun gleich mehrere Verfolger an der Backe hat. Stascha, die Kommissarin, macht als Rächerin gemeinsame Sache mit dem Mafia-Clan. Schon einmal hatte man ihr in Zagreb unterstellt, sie stehe mit der Mafia in Verbindung. Klar, dass sich so etwas ihr Chef in Split (Max Herbrechter) nicht leisten kann. In Zagreb stellt er daher auf eigene Faust Nachforschungen an.
Jasmin Gerat, die recht nahtlos in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin Neda Rahmanian getreten ist, hat ohne Weiteres das Zeug zur fanatischen Ermittlerin. Als solche weiß sie über die Dreharbeiten zu berichten: "Ein dramatisches Ereignis jagte das Nächste." Andererseits vermittelt der Film selbst eher ein gewisses Feriengefühl – zu Zeiten der Pandemie ja nicht das Schlechteste. Allerdings weiß man hier nie so recht, was zuerst da war: das pittoreske Split und die dalmatinische Küste samt Jadran-Fähren und Bootshäfen oder eben doch die ziemlich dünn geratene Story über eine verflossene Liebe und die Ursachen des Scheiterns.
In diesem Sinne ist es sicher nützlich, dass Michael Kreindl, der Regisseur aller bisherigen Kroatien-Krimis im Ersten, demnächst einen Themenwechsel anpeilen will. "Kroatien erlebt aktuell nicht seine allerbeste Zeit", sagt Kreindl über das von Erdbeben und Pandemie geschüttelte Land. "In zehn Episoden haben wir natürlich schon viele Geschichten erzählt, die in der kroatischen Tradition verwurzelt sind. Daher verlegt sich unser Fokus zukünftig verstärkt auf lokale Ereignisse."
Zur Sozialreportage wird ein Fernweh-Donnerstagskrimi wie der aus Kroatien nie werden, aber ein wenig mehr Realitätsnähe dürfte schon sein. "Jagd auf einen Toten" jedenfalls nimmt sich aus wie ein Fotoroman aus der guten alten Zeit, der mit melodramatischen Klischees keinesfalls spart.
Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten – Do. 22.04. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH