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"Der Name der Leute": Im Bett mit dem Feind

Eine junge Frau und ein älterer Mann lieben sich und überwinden gesellschaftliche Hindernisse. ARTE wiederholt den Film aus dem Jahr 2009 nun erneut.

ARTE
Der Name der Leute
Komödie • 09.06.2021 • 20:15 Uhr

Ein älterer Mann trifft eine junge Frau. Sie kommen sich näher, verlieben sich und reden darüber. Ja, "Der Name der Leute" ist ein französischer Film. Ein Liebesfilm. Aber er ist mehr als die mit typisch französischem Wortschwall erzählte Geschichte einer Romanze. Weil die Lebensgeschichten von Bahia (Sara Forestier) und Arthur (Jacques Gamblin) so unterschiedlich sind: Sie ist die lebenslustige Tochter einer multikulturellen Familie – mit liebevollem algerischen Vater und französischer Hippiemutter. Er ist ein vertrockneter Alt-Linker mit schweigsamer, konservativer Familie. Sie kommen trotzdem zusammen – in einer Gesellschaft, in der Leute bestraft werden, die illegalen Einwanderern helfen. Regisseur Michel Leclerc liefert mit "Der Name der Leute" ein klares politisches Statement ab – als linksliberales Märchen erzählt. Aber ganz ohne falsche Sentimentalitäten. 

"Hören Sie auf mit dem Scheiß. Sie machen alle Leute verrückt. Erst werden die Enten diskriminiert, später sind's dann die Einwanderer" – Bahia kann ziemlich deutlich werden, wenn es um ihre Ideale geht. Sie kämpft mit vollem körperlichen Einsatz. Mit Erfolg: Junge Neoliberale werden schon mal zu kiffenden Surfern – nach einer Nacht mit ihr. Im Bett mit dem Feind – die Laken werden zum Kriegsgerät, und am Ende gewinnt immer Bahia.

Auch Arthur, der gerade vor der Vogelgrippe gewarnt hat, ist zunächst nur ein Mann, der vom rechten Gedankengut befreit werden muss. Aber der schweigsame, unbeholfene Endvierziger weckt Bahias Interesse. Weil er eigentlich auf der gleichen gesellschaftlichen Seite steht wie sie: Nur dass der Lionel-Jospin-Fan im Laufe der Jahre den politischen Pragmatismus kennengelernt hat.

"Der Name der Leute" ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, charmant, sexy, offenherzig – gut gefilmt, spannend und mit viel Gespür für die Figuren erzählt. Wie man heißt, wo man herkommt – so etwas spielt hier keine Rolle. "Der Name der Leute" ist in gewissem Sinne also eine Science-Fiction-Romanze: Absurde Episoden, richtiggehend niedliche Anekdoten und ein Auftritt des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Lionel Jospin vermengen sich zu einer Utopie im Hier und Jetzt. Arthur und Bahia leben einen Traum, der im Kleinen durchaus möglich ist, im Großen aber wohl noch viel Zeit brauchen wird.

Der Name der Leute – Mi. 09.06. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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