"Der blinde Fleck in meinem Leben"

37°-Reportage: Wenn Kinder ihre Erzeuger nicht kennen

von Rupert Sommer

Der neue Beitrag der ZDF-Reportagereihe nimmt sich diesmal des Themas "Anonyme Samenspende" an, mit der viele kinderlose Paare in Deutschland ihre Familienwunschträume verwirklichen.

ZDF
37°: Der blinde Fleck in meinem Leben
Reportage • 13.07.2021 • 22:15 Uhr

Dass es mehr Familienformen gibt als die vermeintlich "klassischen" aus den alten Bilderbüchern, ist längst bekannt. Und eigentlich ist ja auch die anonyme Samenspende kein Tabuthema mehr. Doch sie bringt, wie die einfühlsam aufbereitete Reportage "37°: Der blinde Fleck in meinem Leben" zeigt, für alle Beteiligten Fragen mit sich, die oft lange nicht und nicht immer erschöpfend beantwortet werden können. Der neue Beitrag aus der ZDF-Reihe stellt zwei Menschen vor, die sich stark für ihre biologische Verwandtschaft interessieren und die Spuren verfolgen, die nicht so ganz leicht zu lesen sind.

Immer mehr Paare in Deutschland bleiben ungewollt kinderlos. Und auch viele Alleinstehende würden gern ein Kind aufwachsen sehen. Oft kann eine Samenspende ein guter Ausweg sein, Kinderwünsche zu erfüllen. Immerhin 120.000 Mädchen und Jungen, die einst aus einer Samenspende hervorgingen, leben im Lande. Filmemacherin Julia Kaulbars wollte herausfinden, wie es ihnen in ihrem Leben, das oft ohne genauere Angaben zu ihrem Erzeuger auskommt, genau ergeht und welche Fragen sie beschäftigen.

So gelang es der Autorin, mit der mittlerweile 40-jährigen Astrid aus Karlsruhe eine Frau vorzustellen, die erst 2019 erfahren hatte, dass sie aus einer Samenspende hervorging. Damit klärte sich für sie schlagartig einiges – etwa ihre Haarfarbe, ihre Sportlichkeit und ihre ausgeprägte kommunikative Art, mit der sie sich in ihrer Familie oft fremd gefühlt hatte. Andere Fragen beschäftigen Astrid, die erst nach einem DNA-Test herausgefunden hatte, das ihre Schwester einen anderen Vater hat, nach wie vor sehr. Obwohl Astrid als Mutter von zwei Kindern und beruflich etablierter Gymnasiallehrerin eigentlich fest mit beiden Beinen auf dem Boden stand, geriet sie in eine schwere Krise. Das Gefühl, in ihrer Welt doch nicht richtig dazuzugehören und sich nicht verstanden zu wissen, verstärkte sich für sie sehr.

Doch auch auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu schweren Irritationen: Auch der 57-jährige Peter, der im Film vorgestellt wird, befindet sich auf der Suche nach seiner biologischen Familie. Der Koch aus Köln hatte vor über 30 Jahren wiederholt anonym Samen gespendet. Erst mit langer Verzögerung erwachte das Interesse in ihm, was aus den von ihnen "produzierten" Nachkommen geworden sein könnte.

Peter fragte sich, ob seine vermeintlich vielen Kinder – dass es gleich mehrere sind, davon ist er fest überzeugt – auch tatsächlich glücklich sind. Er will sich einer Form von Verantwortung stellen, ohne jedoch genau zu wissen, was er wirklich ausrichten kann. Die Filmemacherin nimmt auch ihn an die Hand und begleitet ihn ein Stück weit bei seinen Fragen.

37°: Der blinde Fleck in meinem Leben – Di. 13.07. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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