"Dürre in Europa": Wie bedrohlich ist die Lage wirklich?
Wie werden die Menschen in Zukunft mit Extremwetter umgehen? In einer Doku widmet sich ARTE vor der UN-Klimakonferenz 2021 dem Thema Dürre.
Sie sollte ursprünglich im November des vergangenen Jahres stattfinden: die 26. UN-Klimakonferenz. Doch die Corona-Pandemie verhinderte das wichtige Treffen zum Schutz von Mutter Erde. Nun allerdings wird sie nachgeholt. Von Sonntag, 31. Oktober, bis Freitag, 12. November, beraten im schottischen Glasgow Teilnehmer und Aktivisten aus mehr als 190 Staaten unter anderem über die mögliche Nachbesserung der 2015 in Paris zur Begrenzung, Kontrolle und Management der globalen Erwärmung beschlossenen Punkte. Das 1,5-Grad-Ziel gehört dazu.
ARTE nutzt das bevorstehende Treffen, um im Vorfeld der UN-Klimakonferenz ausgiebig über einen angeschlagenen Zustand des blauen Planeten zu berichten. Dabei blickt der Sender mit seinem Schwerpunkt mit zwei Themenabenden nicht nur zurück auf 30 Jahre Weltklimakonferenz. Zahlreiche Dokumentationen im linearen Programm und zusätzlich in der Mediathek sollen unter anderem Antworten darauf geben, wie die Menschen beispielsweise mit befürchteten Dürren infolge von Hitzeperioden umgehen sollten.
Dass die Zeit drängt, wird umso mehr deutlich, da gerade Europa, das als weniger betroffen vom vermeintlichen Klimawandel galt, in jüngerer Vergangenheit verstärkt von Extremwettersituationen heimgesucht wurde. Im Film von Jens Niehuss warnen Experten übereinstimmend davor, dass der Kontinent bereits mit einem Phänomen kämpfe, das man sonst nur aus Wüsten kenne: Dürren.
Hintergrund unter anderem ist, dass beispielsweise in Deutschland und Frankreich drei Jahre lang, von 2018 bis 2020, eine extreme Hitze vorgeherrscht hatte. Der Klimawissenschaftler Dr. Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, etwa warnt: "Wenn Sie mir gesagt hätten, dass wir 2020, 2021 in der Situation wären mit drei so trockenen Jahren in Folge: Das war das, was wir unter Klimawandel erwartet haben – für einen späteren Zeitpunkt, vielleicht 2040, 2045. Aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Man kann sagen, dass wir das Problem unterschätzt haben."
Mit den ansteigenden Temperaturen geht nicht nur das Absinken der europäischen Grundwasserspeicher einher, es wächst auch die Gefahr von verheerenden Waldbränden. Beispiele gerade aus Südfrankreich belegen das. In der aufrüttelnden Dokumentation spricht ein Mann vom Fach. Oberst Marc Dumas von der Feuerwehr Marseille ist seit Jahrzehnten beschäftigt mit der Bekämpfung dramatischer Brände. Der Feuerwehrmann sagt: "Jetzt haben wir Angst vor Megabränden, vor großen Bränden, die weit über das hinausgehen, was wir kennen. Ein Feuer in Frankreich auf 10.000 Hektar, das ist ein sehr großes Feuer. Wir fürchten, dass wir Brände bekommen werden, die das bei Weitem überschreiten und 100.000 Hektar groß sein können. Und das ist nicht unwahrscheinlich."
Doch der Film bleibt nicht nur bei düsteren Szenarien. Denn es gibt auch Hoffnung: In der Dokumentation werden EU-Maßnahmen, wissenschaftliche Projekte und Privat-Initiativen zur Eindämmung der Dürre vorgestellt. Ein Stichwort unter anderem ist der EU-Green-Deal für Biodiversität sowie die Ausweitung einer nachhaltigen Bewirtschaftung europäischer Felder und Wälder.
Im Anschluss an die Dokumentation bleibt ARTE beim Thema fehlendes Wasser. Die investigative Reportage "Auf dem Trockenen" zeigt ab 21 Uhr, wie Großkonzerne die ohnehin bereits knapper werdenden Wasserressourcen zusätzlich ausbeuten. Am Pranger stehen beispielsweise Volvic und Vittel. Der Film von Jörg Daniel Hissen belegt, dass auch im ostfranzösischen Vittel das Wasser längst knapp werde. Dennoch verlassen jeden Tag Hunderte Lastwagen mit Vittel-Flaschen das örtliche Nestlé-Werk. Umweltschützer und Korruptions-Experten klagen gegen das Unternehmen. Mittlerweile befasst sich sogar ein parlamentarischer Kontrollausschuss damit. Arbeitsauftrag der französischen Kommission: "Untersuchung zum Wasser-Raubbau durch Konzerne und dessen Folgen".
Dürre in Europa – Di. 19.10. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH