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"Familienerbe": bitterböser und urkomischer Familienstreit

06.04.2022, 08.13 Uhr
von Franziska Wenzlick

Als ihre Eltern bei einem Autounfall sterben, streiten sich drei Geschwister um das Erbe. Tragikomödie mit viel schwarzem Humor.

ARD
Familienerbe
Tragikomödie • 06.04.2022 • 20:30 Uhr

"Wozu hat man eigentlich G'schwister? Die kommen immer erst, wenn alles schon fertig ist", fragt sich die gestresste Maren Schlegel (Ulrike C. Tscharre) in breitestem Schwäbisch, als sie ihre Schwester Leo (Christina Hecke) und deren neue Lebensgefährtin – ihre "Assistentin", wie Leo behauptet – Lissai (Ivy Quainoo) beim Sonnenbaden beobachtet. Marens besagte "G'schwister", also Leo und ihr jüngerer Bruder Mattes (Lucas Prisor), sind an den Bodensee gereist, um ihren Eltern zur Rubinhochzeit einen seltenen Besuch abzustatten. Doch während sich das Trio mal mehr (Maren), mal weniger (Leo und Mattes) intensiv den Partyvorbereitungen widmet, geschieht hunderte Kilometer entfernt das Unvorstellbare: Die Jubilare kommen im Urlaub in der Uckermark bei einem Autounfall ums Leben.

Nach dem anfänglichen Schock geht es jedoch schon bald wieder ans Eingemachte. Immerhin will nun statt dem Hochzeitstag eine Trauerfeier geplant werden. Und auch danach sehen Leo und Mattes keinen Grund zur Abreise. Denn über das Erbe, wie die entsprechend betitelte SWR-Tragikomödie "Familienerbe" so bitterböse wie urkomisch erzählt, muss ja auch noch gesprochen werden.

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So haben die drei ungleichen Geschwister allesamt unterschiedliche Vorstellungen davon, wie mit dem Hab und Gut ihrer Eltern zu verfahren ist. Für Maren, die mit ihrem schnauzbärtigen Chauvi-Ehemann Torsten (Torben Liebrecht) – genannt "Spätzle" – schon seit Jahren mit im elterlichen Haus wohnt, ist die Lage klar: Alles bleibt so, wie es ist. Ihr hochverschuldeter Bruder sieht das anders. Das Haus zu verkaufen sei freilich die beste Option, erklärt Mattes – und wird von Leo unterbrochen, die als Professorin für Gender Studies davon träumt, das Zuhause ihrer Eltern für ein Forschungsprojekt zu einer "Wohnwerkstatt für Anders-Orientierte" umzufunktionieren.

Kein Witz bleibt liegen

Man muss wahrlich kein Familienpsychologe sein, um zu ahnen: Das Konfliktpotenzial im Hause Schlegel ist enorm. Ein Glück, dass Regisseur Holger Haase und Drehbuchautorin Simone Kollmorgen grandios mit selbigem umzugehen wissen. Denn neben den herrlich fragwürdigen Versuchen der Geschwister, sich gegenseitig auszubooten, tut sich auf einem Nebenschauplatz still und leise weiteres Unheil auf – und zwar in Form von Judith (Anne-Marie Lux), die als Kunst-Stipendiatin des verstorbenen Vaters ebenfalls im Haus wohnt und, ohne es zu wissen, ebenfalls Anspruch aufs Erbe hat ...

"Familienerbe" zieht in puncto Humor nahezu alle Register. Sei es Torstens zusammenklappbares Brillengestell, Marens "migränische Asthma-Attacken" oder Mattes' versehentliche Liebelei mit der eigenen Schwester – kein Witz bleibt liegen, und trotzdem driftet die Komödie nicht ins Klamaukige ab. Auch sonst geht das Konzept des Films auf: Alle Beteiligten benehmen sich fürchterlich, haben sich aber am Ende wieder lieb. Familie halt.

Familienerbe – Mi. 06.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
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