Wie die Energiekrise abfedern?

"Hart aber Fair": hitziger Schlagabtausch über Atomstrom

13.09.2022, 08.09 Uhr
von Annika Schmidt
"Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg.
"Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg.  Fotoquelle: WDR/Stephan Pick

Die Energiepreise scheinen immer weiter zu steigen, ein Ende ist kaum in Sicht. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach "You'll Never Walk Alone". Doch war das nur eine Floskel oder können die Bürger mit einer ausreichenden staatlichen Hilfe rechnen? Bietet die Rückkehr zu Atomkraftwerken eine Chance, die Energieversorgung zu sichern und die Preise im Zaum zu halten? Darüber wurde am Montagabend hitzig bei "Hart aber Fair" diskutiert. 

Frank Plasbergs Gäste zu dem Thema waren Tarek Al-Wazir (B'90/Grüne, Hessischer Wirtschaftsminister), Hermann-Josef Tenhagen (Wirtschaftsjournalist, Chefredakteur "Finanztip"), Caterina Künne (Inhaberin einer Bäckerei-Kette in Hannover), Gitta Connemann (CDU, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion) und Prof. Dr. Stefan Kooths (Ökonom, Institut für Weltwirtschaft Kiel).

Besonders kleine und mittelständische Betriebe sind hart von der Energiekrise getroffen. So ergeht es auch Caterina Künne, die mit ihrer Familie seit Generationen eine Bäckerei-Kette in Hannover betreibt. Ihre Energiekosten für ein Jahr beliefen sich vor der Krise auf 120.000 Euro jährlich, durch die aktuelle Situation sind die Kosten auf 1.100.000 Euro gestiegen. Künne sieht ihren Betrieb und damit die Arbeitsplätze bedroht. Besonders ärgerlich, industrielle Bäckereien wurden als systemrelevant eingestuft und erhalten staatliche Entlastungen, während handwerkliche Betriebe, wie die von Caterina Künne leer ausgehen.

Doch bei dem Punkt herrschte große Uneinigkeit. Grünen-Politiker Al-Wazier erklärte, dass es dort bereits Nachbesserung mit Liquiditätshilfen und Zuschussprogrammen gegeben hätte. Gitta Connemann von der CDU behauptete, dies sei nicht der Fall, denn Handwerksbetriebe würden weiterhin nicht entlastet werden. Doch wie können die Energiekosten gesenkt werden und die Versorgung weiterhin garantiert bleiben? Bietet Atomstrom eine Lösung? "Nein", so die klare Antwort des Grünen-Politikers. "Mit Atomkraft können wir die Preise kaum senken, es macht ungefähr ein Prozent des Strompreises aus", so der Hessische Wirtschaftsminister. 

Den Vorschlag von Wirtschaftsminister Robert Habeck, die Atomkraftwerke in Bayern auf Reserve vorerst zu verlängern, hielt Professor Dr. Stefan Kooths für keinen ausgereiften Plan. "Mit einer Verlängerung von wenigen Monaten stehen wir bald wieder vor dem gleichen Problem, wir brauchen eine Strategie für die nächsten fünf Jahre. Wir müssen alle Register ziehen, da ist die Atomenergie natürlich nur ein Teil. Das kann uns nicht alle Probleme nehmen, aber mit erneuerbaren Energien ist das wohl in der kurzen Zeit nicht machbar".

Klar gegen den Einsatz von Atomkraft positionierte sich Herman-Josef Tenhagen. Der Wirtschaftsjournalist schrieb seine Diplomarbeit über das Thema Atommüllpolitik. "Vor 30 Jahren wussten wir nicht wohin damit, das wissen wir heute auch noch nicht", gab Tenhagen zu bedenken. Zudem seinen die Atomkraftwerke aktuell noch aktiv und dennoch sind die Preise so hoch, daher könne man erkennen, dass Atomstrom keine spürbaren Vergünstigungen bringen würde.

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