Helmfried von Lüttichau: Was wurde aus dem alten "Hubert ohne Staller"-Star?





In 116 Folgen waren die beiden ein eingeschworenes Team, ermittelten die Provinzpolizisten Franz Hubert und Johannes Staller gegen kleinere und größere Verbrecher – und das mehr schlecht als recht, dabei aber immer für einen Lacher gut. Dann aber zog es den einen Partner in die Ferne, genauer nach Italien, wohin ihn die große Liebe lockte. Seither lebt und arbeitet "Hubert ohne Staller". Während der eine Darsteller ohne den anderen auskommen muss: Tramitz ohne Lüttichau.
Dass Johannes Hubert, dieser leidenschaftliche und eigensinnige Polizist, letztlich doch die große Liebe gefunden hat, verdankt er, wenn man so will, seinem Darsteller. Es war die Notlösung der Drehbuchautoren von "Hubert und Staller", nachdem Helmfried von Lüttichau beschlossen hatte, die ARD-Vorabendserie zu verlassen. Die Arbeit für die Serie sei zuletzt zur "Routine" geworden, begründete er 2018 gegenüber der Nachrichtenagentur teleschau den Schritt. Und für Routine sei er schlicht "zu neugierig auf andere Dinge".
Seinen Drang nach kreativer Freiheit – auch der klang seinerzeit in seinen Aussagen immer wieder durch – konnte er seither mehr als ausleben. Bald nach "Hubert mit Staller", die man nach Stallers Weggang einfach und sehr wohl auch einfallsreich in "Hubert ohne Staller" umbenannte, übernahm von Lüttichau eine Gastrolle in der ZDF-Serie "Frühling". Auch im Kino sah man ihn seither öfters. Etwa in den Komödien "Eine ganz heiße Nummer 2.0 " und "Der Boandlkramer und die ewige Liebe", der letzten Regie-Arbeit von Joseph Vilsmaier.
Helmfried von Lüttichau in "Jedermann"
Neuland betreten heißt nicht dem alten komplett den Rücken kehren. Dem Fernsehen ist von Lüttichau treu geblieben. Doch in Serien wie "Die Chefin", "Um Himmels Willen" und "Die Bergretter" schaut er allenfalls vorbei, als Gastdarsteller, ohne sich fest an sie zu binden. Nicht einmal bei "Der Beischläfer" wird er sich in seinem "Freiheitsgefühl" bedrängt gesehen haben. Die Comedy-Serie von Amazon Prime (2020 bis 2021) kam über die zweite Staffel nicht hinaus.
Auch sein Vorhaben, "vielleicht wieder Theater" zu spielen, wie er "Süddeutschen Zeitung" 2018 sagte, konnte von Lüttichau umsetzen. 2023 stand er im berühmten Hofmannsthal-Stück "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne, als Jedermanns Guter Gesell. Von Lüttichau in einem Stück über Gott, Teufel, Glaube und den Sinn des Lebens – nie war er von der Rolle, die seine Karriere so sehr geprägt hat, weiter entfernt als hier. Der Serien-"Käfighaltung" (von Lüttichau) schien er entronnen.
Johannes Staller – der Geist, den Helmfried von Lüttichau rief
"Kopf und Herz für etwas Neues" öffnen, diesen Plan verwirklichte er auch jenseits der Schauspielerei. 2021 stand er, der sich im Leben "ganz lange mit Karl Valentin" beschäftigt hat und auch schon Valentin-Texte über die Bühne brachte, erneut als Komiker vor Publikum. "Plugged" hieß die autobiografisch angehauchte One-Man-Show, in der er tat, was er liebt: Menschen unterhalten, Gedichte vortragen und vor allem: Gitarre spielen. "Ich wollte immer Rockmusiker werden", sagte er. "Das Blöde war nur, dass ich nur Geige spielen konnte. Und das noch nicht mal gut!".
Und dennoch: So sehr von Lüttichau nachholt, was ihm durch "Hubert und Staller" verwehrt blieb, die Rolle des Provinzpolizisten wird er nicht los. Als er vor vier Jahren 65 wurde, widmete ihm das BR Fernsehen eine Dokumentation. Der Titel des Films aus der Reihe "Lebenslinien" ist bezeichnend: "Helmfried von Lüttichau – Solo für Staller".
Frustriert darüber, dass er den Geist nicht loswird, ist er sicher nicht. Als er bei "Hubert und Staller" 2028 aufhörte, wollte er Neues ausprobieren, nicht aber das Alte vergesssen. Auch nicht den Johannes Staller. Um dessen Bedeutung für seine Karriere weiß er ganz genau. Der Staller, sagte er der teleschau, sei "schon ein bisschen" seine "Lebensrolle".
Die neuen Folgen von "Hubert ohne Staller" mit Christian Tramitz und ohne Helmfried von Lüttichau sind ab 15. Oktober, mittwochs um 18.50 Uhr im Ersten zu sehen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH