Mord mit Humor: Ein Wohlfühlkrimi im Vorabend-Programm









Endlich wieder lachen am Vorabend: Die neuen Folgen des oberbayerischen Polizeiserien-Dauerbrenners "Hubert ohne Staller" kommen in diesen angespannten Zeiten kein bisschen zu früh. Jedenfalls gibt es derzeit kaum eine bessere Gelegenheit, um mit linearem Fernsehen der Lust auf ein wenig gepflegten Eskapismus zu frönen.
Die ganz und gar nicht dramatische Krimiserie begeistert seit 14 Jahren
Obwohl es ja eigentlich ein Paradoxon ist, denn hier wird gemordet im Akkord, fühlt sich ein treues Publikum bei der ganz und gar nicht dramatischen Krimiserie gut aufgehoben. Im Schnitt schauten zuletzt gut zweieinhalb Millionen Menschen Woche für Woche dabei zu, wie Franz Hubert (Christian Tramitz) und Reimund Girwidz (Michael Brandner) unter der Führung ihrer Revierleiterin Sabine Kaiser (Katharina Müller-Elmau) durch ihre Fälle stolperten, die Mediatheken-Abrufe noch nicht mitgezählt.
"Die Kunst liegt darin, den Mord gewissermaßen zur Nebensache zu erklären", erklärt Schauspielerin Susu Padotzke, die als Pathologin Dr. Fuchs im anarchistischen Chaos des Wolfratshausener Reviers so etwas wie die einsame Stimme der Vernunft gibt. "Wer hier wen warum umgebracht hat, ist wurscht. Die Leute schalten nicht ein, weil sie das große Drama um Schuld und Sühne erwarten, sondern weil es einfach eine Freude ist, Girwidz, Hubert und Riedl (Paul Sedlmeir) durch ihren Alltag stolpern zu sehen. Dass sie am Ende irgendwie ans Ziel kommen und den Täter verlässlich stellen, steht ja außer Frage – hier wird immer alles gut!"
Michael Brandner verrät das Erfolgsrezept der beliebten ARD-Serie
"Hubert ohne Staller", wie das ARD-Format erst seit dem 2018 vollzogenen Ausstieg von "Staller" Helmfried von Lüttichau heißt, ist etwas derber, schwarzhumoriger und frecher als das kuschelige Chiemgau-Pendant "Die Rosenheim-Cops" im ZDF, versteht sich aber ebenfalls als "Wohlfühlkrimi".
Dass dieses noch nicht offiziell definierte Genre gerade so gefragt ist, hat auch für Schauspieler Brandner, der den rabiat degradierten ehemaligen Polizeichef Girwidz spielt, "mit diesen Zeiten zu tun: Alle sind irgendwie gestresst oder überfordert – da kommt so eine Stunde Entspannung mit ein paar Trotteln, die sich vor landschaftlich reizvoller Kulisse ein bisschen im Weg stehen, gerade recht." Er versichert: "Heutzutage die Leute zum Schmunzeln zu bringen, ist das Beste, was man für sein Karma tun kann. Mich macht der Job glücklich."
"Hubert ohne Staller": Spaß an der Freude, Timing und hohe Schauspielkunst
Genau diesen Spaß an der Freud' spürt auch der Zuschauer. – Der Rest besteht aus Timing und mithin hoher Schauspielkunst. Und auch bei "Hubert ohne Staller" gibt es diese gepflegten, kleineren Rollen, die dem Trubel um Girwidz, Hubert und Polizeichefin Sabine Kaiser Struktur und Halt geben. Da ist allen voran Riedl: "Ein Mann mit Nehmerqualitäten", so charakterisiert Schauspieler Paul Sedlmeir den von ihm gespielten gutmütigen, aber auch hoffnungslos trotteligen Polizeimeister.
In Sachen Gutmütigkeit steht ihm die junge Kollegin Christina Bayer (Mitsou Jung) in nichts nach. Ihr gehört in der ersten neuen Folge etwas mehr Spielzeit als üblich, schließlich eröffnet ihr ihre Oma Bärbel Keiler (Saskia Vester) völlig überraschend, dass sie in wenigen Tagen vor den Traualtar treten werde – offenbar mit einem Mann, der kaum älter als Christina ist ... Skandal! Erbschleicherei! Und wer weiß was noch alles. Da täten rasches Handeln und Hilfe not, wenn nur die lieben Kollegen nicht gerade in eine neue verzwickte Mordermittlung taumeln würden ...
Wie nah ist "Hubert ohne Staller" am echten Leben dran?
Ein Unterhaltungsmusiker (Shenja Lacher) meldet sich geständig auf dem Revier – er will seinen Zwillingsbruder nach einem gemeinsamen Auftritt auf einem Ausflugsdampfer aus Eifersucht in den Starnberger See gestoßen haben. Dass Girwidz im Zuge der Arbeit an dem Fall den Musiker und Italiener in sich entdeckt und beinahe als "Reimundo" in Richtung später Zweitkarriere zu entwischen droht, ist natürlich der Brüller der ganzen Folge (laufende Nummer 185). – Auch wenn das Gesinge natürlich nicht jedem gefällt: "Irgendwann bring ich ihn um", kommentiert Hubert die Trockenübungen des eher nicht hochbegabten Kollegen.
Das alles ist federleicht und absurd. Aber hier ist absolut nichts zu unterschätzen: Derzeit gibt es kaum ein besseres Comedy-Format im deutschen TV. "Hubert ohne Staller" ist nicht ohne Grund beliebter denn je und spätestens nach der so niemals für möglich gehaltenen erfolgreichen Neuausrichtung ein Stück Fernsehkult. Hier arbeitet ein Ensemble mit großer Hingabe und Empathie an einem Figurenkabinett, das bei allem Witz und Chaos doch erstaunlich nah dran ist am Wahnsinn des echten Lebens. Vielleicht sollten die Macher nur über eine abermalige Titelanpassung nachdenken: "Hubert und Girdwidz" – Michael Brandner und seine so wunderbar menschelnder "Reimundo" hätten es verdient.
Zunächst laufen auf dem gewohnten Sendeplatz, mittwochs, 18.50 Uhr, noch einige bislang nicht ausgestrahlte Folgen von Staffel 12, dann werden ersten sechs Episoden der 13. Staffel gezeigt. Weiteres wird 2026 folgen – auch ein guter Teil der 14. Staffel ist dem Vernehmen nach schon abgedreht.
Neue Folgen: Hubert ohne Staller – Mi. 15.10. – ARD: 18.50 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH