Ob man es glaubt oder nicht: Es geht auch ohne. Ohne Michael "Bully" Herbig, mit dem er unter anderem fünf Jahre lang für "Die Bullyparade" vor der Kamera stand und ohne Witz, Klamauk und Humor, mit dem Christian Tramitz in erster Linie bekannt wurde. Doch als Zuschauer muss man auch zugeben, dass man immer damit rechnet, dass Michael "Bully" Herbig folgt, wenn Christian Tramitz um die Ecke biegt. Und es ist auch nicht verwunderlich, dass man auch in Dramen oder Kriminalfilmen permanent auf eine Pointe wartet, wenn Tramitz ins Bild tritt. Dabei darf man nicht vergessen, dass hinter der Karriere des Comedian mehr steckt als Klamaukshow und Sketcherfahrung. Die Frage ist nur, ob der Fan ihm das ernste Spiel abkauft und er es überhaupt sehen möchte. Tramitz ist der Old Shatterhand, Käpt'n Kork, Kaiser Franz, Petzibär oder Ronny aus der "Bullyparade", der Bully-Herbig-Komödie "Der Schuh des Manitu" (2001) und dem "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" (2004). Doch genau hier zeigt sich, dass er sein Handwerk beherrscht. Er wechselt ohne Probleme in die jeweilige Rolle und spielt selbst die größte Albernheit mit ernster Miene.
Dabei war er nicht von vorne herein auf die Rolle des Komikers festgelegt. Der Sohn des Filmproduzenten Rudolf Tramitz und dessen Ehefrau Monica ist der Enkel von Paul Hörbiger und gleichzeitig ein Cousin zweiten Grades von Christiane Hörbiger. Doch trotz der familiären Vorbelastung der Hörbiger-Dynastie war Schauspielerei nicht seine erste Berufswahl. Zunächst studierte Tramitz Kunstgeschichte, Philosophie und Theaterwissenschaften, nahm dann aber auch privaten Schauspielunterricht bei Ruth von Zerboni und Geigenunterricht am Musikkonservatorium in München. Nach dem Studium erhielt er ein Engagement am Stadttheater Ingolstadt, außerdem arbeitete er für den Münchener Radiosender Radio Gong, wo er Michael "Bully" Herbig traf, mit dem er unter anderem die Radiosendung "Die Bayern-Cops" vertonte. Nachdem sie im Radio Erfolg hatten, wagten die beiden den Sprung ins Fernsehen. Zu dem Zeitpunkt konnte Tramitz schon auf eine gewisse Kameraerfahrung verweisen. In Sönke Wortmanns Kurzfilmen "Nachtfahrer" (1981) und "Drei D" (1988) schlüpfte er in kleinere Rollen, ebenso in der Thomas Gottschalk- und Mike Krüger-Klamotte "Zwei Nasen tanken Super" (1984). Für den Werbespot eines Kaugummiherstellers sprang er Mitte der Achtzigerjahre mit einer riesigen Packung der Pfefferminzkaustreifen über eine Hecke und somit "durch die Wohnzimmer" der deutschen Fernsehzuschauer. Er war in einer Episodennebenrolle in "SOKO 5113 - Das Duell" (1986) zu sehen und übernahm kleinere Parts in Ulrich Starks "Der Höschenmörder" (1994) und "Polizeiruf 110 - Roter Kaviar" (1995).
Mit der "Bullyparade", die von 1997 an im deutschen Fernsehen zu sehen war, wurden Tramitz und seine Kollegen Michael "Bully" Herbig und Rick Kavanian einer breiten Masse bekannt und ihr Ruf als schenkelklopfende Komiker gefestigt. Nach anfänglich schlechten Einschaltquoten sorgte der Erfolg von "Der Schuh des Manitu" für einen Popularitätsschub und wachsende Zuschauerzahlen. Neben der Comedy-Show sah man Christian Tramitz in einer Episode der Krimi-Serie "Solo für Sudmann", in dem Bulimie-Drama "Hunger - Sehnsucht nach Liebe" (beide 1997) und in der Folge "Mörderische Rache" der Fritz-und-Elmar Wepper-Krimiserie "Zwei Brüder" (2000). In "Erkan & Stefan", Michael "Bully" Herbigs Debüt als Filmregisseur, war Christian Tramitz ebenso zu sehen wie in Reto Salimbenis "Was ist bloß mit meinen Männern los?" (2002). In der Comedyserie "Finanzamt Mitte - Helden im Amt" (2002) übernahm er eine Hauptrolle. In den Geschichten rund um den Arbeitsalltag in einem deutschen Amt verkörperte er den faulen Beamten Hardy Gratzner. Die Serie wurde allerdings wegen schlechter Einschaltquoten aus dem Programm genommen.
Dass komödiantische Höhenflüge nicht unbedingt mit einer Bruchlandung enden müssen und dass er auch ohne Michael "Bully" Herbig erfolgreich sein kann, bewies Christian Tramitz mit seinen Gastauftritten als saudämlicher Jäger in "7 Zwerge - Männer allein im Wald" (2004) und der zwei Jahre später folgenden Fortsetzung "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug", aber auch in seiner eigenen Sketch-Comedy-Show "Tramitz and Friends" die ab 2004 bei seinem Haussender ProSieben zu sehen war. Als tuntiger Französischlehrer Monsieur Nouvelle sah man ihn 2006 in der Teeniekomödie "Französisch für Anfänger". 2007 schlüpfte er in die Rolle des Much Longer in "Neues vom Wixxer" und gehörte zum Ensemble diverser "ProSieben Märchenstunde"-Episoden ("Rotkäppchen - Wege zum Glück", "Zwerg Nase - 4 Fäuste für ein Zauberkraut", "Schneewittchen - 7 Zipfel und ein Horst", "Des Kaisers neue Kleider - Mode, Mob und Monarchie"). Außerdem spielte er an der Seite von Axel Stein in der klamaukreichen Komödie "Tell", lieh Kaiser Franz in Michael "Bully" Herbigs Animationsfilm "Lissi und der wilde Kaiser" seine Stimme, gab den John Trelawney in der deutschen Abenteuerverfilmung "Die Schatzinsel", überzeugte als schmucker Arzttyp in Til Schweigers "Keinohrhasen" und schlüpfte in die Rolle von Falcos Manager Horst Bork in der "Falco"-Biografie-Verfilmung von Thomas Roth.
2008 lieferte er mit "H3 - Halloween Horror Hostel", "Freche Mädchen", "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" (TV-Serie) und "Mord ist mein Geschäft, Liebling" gewohnte Komödien-Krimi-Kost ab, schaffte es aber auch von seiner ernsten Seite zu überzeugen. In "Das Vaterspiel", einem leider uneinheitlichen Film über verkrachte Familien, den Umgang mit Nazi-Vergangenheit, Gewalt in Computerspielen und vielen weiteren komplexen Themen, sah man ihn in der Rolle des verhassten Vaters. Ähnlich unlustig ist auch seine Rolle als Polizeihauptkommissar Peter Leitl in "Notruf Hafenkante" (TV-Serie, 2010). In der Titelrolle des Superagenten Jerry Cotton in der gleichnamigen Actionkomödie "Jerry Cotton" (ebenfalls 2010) zeigt er erneut, dass er sein Handwerk beherrscht. Basierend auf den eher unfreiwillig komischen Groschenromanen und Filmen rund um den G-Man Jerry Cotton nahm sich das "Neues vom Wixxer"-Gespann Cyrill Boss und Philipp Stennert den charmanten und überaus coolen FBI-Agenten vor, um eine wunderbare Persiflage mit gekonnten Kinobildern, witzigen Einfällen und finsteren Bösewichtern umzusetzen. Christian Tramitz' Aufgabe hierbei: dem Vorbild George Nader möglichst nah zu kommen, den Charmebolzen in allen Varianten zu verkörpern und selbst in komischen Situationen den nötigen Ernst beizubehalten. Tramitz schafft das ohne Probleme und sorgt mit seiner Darstellung dafür, dass der Spagat zwischen Parodie und Hommage gelingt.
Christian Tramitz weiß so vorzüglich seine Stimme und Sprache zu variieren, dass der Münchner auch als Sprecher - parallel zur Arbeit vor der Kamera - Karriere gemacht hat. Bereits Mitte der Achtzigerjahre erhielt er Aufträge als Synchronsprecher und lieh unter anderem Matt Dillon, Jackie Chan, John Cusack, John Ritter, Ben Stiller und David Schwimmer seine Stimme. Außerdem spricht er den Clownfisch Marlin in "Findet Nemo", lieh Cornelius in dem Zeichentrickfilm "Till Eulenspiegel" seine Stimme und trat in der TV-Serie "Meine schönsten Jahre" (2004) als Erzähler in Erscheinung. Im Pixar-Film "Cars" spricht er Chick Hicks und in Disneys Animationsfilm "Bolt - Ein Hund für alle Fälle" leiht er dem Hund "Bolt" seine Stimme.
Weitere Filme und Serien mit Christian Tramitz: "Saber Rider und die Star Sheriffs" (Zeichentrick-Serie, Sprecher, 1988), "Das Bully Spezial - Traumschiff" (Kurzfilm), "Das Bully Spezial - Sissi" (Kurzfilm, beide 2002), "SOKO 5113 - Gegen den Strom" (TV-Serie), "Edel & Starck" (TV-Serie), "Crazy Race", "Die Rosenheim-Cops" (TV-Serie), "MA 2412 - Die Staatsdiener" (alle 2003), "Zwei zum Fressen gern", "LadyLand" (TV-Serie), "Dorfers Donnerstalk" (TV-Serie), "Rettet die Weihnachtsgans", "Agathe kann's nicht lassen" (TV-Serie, alle 2006), "Tinkerbell" (Sprecher, 2008), "SOKO 5113 - Ein schmutziges Geschäft (TV-Serie), "WinneToons - Die Legende vom Schatz im Silbersee" (Sprecher), "Der Täter" (alle 2009), "Toy Story 3" (Sprecher), "3faltig" (beide 2010), "Stankowskis Millionen", "Heiter bis tödlich - Hubert und Staller" (TV-Serie, beide 2011), "Sushi in Suhl" (2012), "V8 - Du willst der Beste sein" (2013), "Traumfrauen", "Gespensterjäger" (beide 2015), "Gut zu Vögeln" (2016).