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"Herbe Mischung": Komödie über Vorurteile und Missverständnisse

10.05.2023, 08.07 Uhr
von Eric Leimann

"Herbe Mischung" versucht sich an einer Komödie über Vorurteile und Missverständnisse zwischen Deutschen, jüdischen Israelis und Arabern. Dabei wird leider viel zu viel erklärt.

ARD
Herbe Mischung
Komödie • 10.05.2023 • 20:15 Uhr

Die Grundidee ist ja nicht schlecht: Zahra (Peri Baumeister) und der in München lebende Israeli Benni (Trystan Pütter) sind seit einem knappen Jahr schwerstens ineinander verliebt. Als Bennis Opa überraschend stirbt, muss der junge Mann zur Beerdigung nach Tel Aviv. Zahra, eine Deutsche, die sich nie groß Gedanken über ihren aus Ägypten stammenden Vater, geschweige denn Religion machte, wird dort plötzlich als Araberin stigmatisiert. Anfangs versucht das junge Paar noch, jenes heikle biografische Detail der jüdischen Familie gegenüber zu verheimlichen. Doch leider haben auch in Israel Lügen kurze Beine. Der ARD-Mittwochsfilm "Herbe Mischung", den der aus Israel stammende Regisseur Dror Zahavi ("Kehrtwende") bereits 2015 für den Bayerischen Rundfunk inszenierte, leidet unter seinen klischeehaften Figuren und unnötig didaktischen Dialogen, die man ihnen ins Drehbuch geschrieben hat.

Figuren, die sich permanent erklären

Was ist der Unterschied zwischen dem Leben und schlechtem Fernsehen? Im echten Leben tun die Menschen Dinge und reden manchmal nebenher. In jenem Leben, das schlechtes Fernsehen abbildet, erklären die Figuren ohne Unterlass alles, was sie tun. Dabei streuen sie wichtige Informationen über ihre Vergangenheit und Motivationen ein, damit auch diese eher jetzt als gleich vom Publikum als "verstanden" abgehakt werden können. Leider haben sich Annabel Wahba und Barry Thomson in ihrem Drehbuch für "Herbe Mischung" an dieser Regel des schlechten Fernsehens orientiert.

Schon auf dem Flughafen wird Zahra von einem israelischen Sicherheitsbeamten dementsprechend ausgefragt. Die gesamte Biografie, Ziele und Meinungen der jungen Münchenerin kommen auf den Prüfstand – eine extrem unrealistische Szene. Als dann noch versehentlich ihr Muezzin-mäßiger Wecker – natürlich ein Gag – "Allahu Akbar" singt, gibt es sofort eine Panik, die den gesamten Flugverkehr lahmlegt. Kaum in Israel angekommen, geht der Argwohn weiter – diesmal vonseiten Bennis Familie. Dessen Vater (Doval'e Glickmann), ein Armee-General a.D., denkt streng zionistisch und hat sein Haus im arabischen Grenzgebiet in eine Art Fort Knox verwandelt. Und einen echten Rabbi gibt es im Familieneis natürlich auch.

Leider vorhersehbar

Mitautorin und Journalistin Annabel Wahba, eine Deutsche mit arabischen Wurzeln, schrieb mit "Herbe Mischung" ein Stück ihrer eigenen Geschichte auf. "Was ist denn mit dem berühmten jüdischen Humor", beschwert sich Zahra in einem Dialog über das Misstrauen, mit dem man ihr im Heiligen Land begegnet. "Den gibt es gar nicht, er ist eine Erfindung", antwortet man ihr. Mehr solche Zeilen hätte man sich auf Zahras Reise durch ein ihr fremdes Land gewünscht. Stattdessen laufen alle Auseinandersetzungen doch eher vorhersehbar ab.

Herbe Mischung – Mi. 10.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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