Katastrophen-Spektakel von Roland Emmerich

"Independence Day: Wiederkehr": Ganze Kontinente müssen dran glauben

18.02.2024, 08.11 Uhr
von Maximilian Haase

Die Welt ist wieder in Gefahr. Auch in "Independence Day: Wiederkehr" von Roland Emmerich geht es der Erde spektakulär an den Kragen. 

SAT.1
Independence Day: Wiederkehr
Action • 18.02.2024 • 20:15 Uhr

Keiner legt in Sachen Katastrophenfilm eine vergleichsweise pragmatischere Sicht an den Tag als Roland Emmerich. Nie nahm der Wahlkalifornier seine Werke ernster als nötig, nie überhöhte er sie metaphysisch mehr als im patriotischen Weltenretter-Genre erwartet, nie richtete er sich nach kursierenden Arthouse- oder Superheldentrends. Selbst dem Sequel-Hype verwehrte sich der heute 68-Jährige lange Zeit vehement. Zumindest bis 2016: Mit "Independence Day: Wiederkehr" setzte der Zerstörungs-Experte den Megaerfolg von 1996 fort und zerlegte unsere Erde mit Hilfe ziemlich wütender Außerirdischer bombastischer denn je.

Doch auch alle Wahnwitz-Effekte zusammen vermögen kaum zu überspielen, dass das Sci-Fi-Spektakel samt seiner alienerzürnenden Blödsinns-Story dem Anarcho-Spaß des Vorgängers nur in Ansätzen gerecht wird. SAT.1 zeigt "Independence Day: Wiederkehr" nun erneut.

Gut vorbereitete Aliens 

20 Jahre nach der Invasion, bei der die Hälfte der Menschheit ums Leben kam, bedrohen die ekelhaften Tentakelschleimlinge abermals den Blauen Planeten. Die gute Nachricht: Glücklicherweise haben wir Menschen uns 1996 beim Verjagen der Außerirdischen umfassend mit deren Technologie ausgerüstet und unter Zuhilfenahme des Mondes ein futuristisches Abwehrsystem errichtet.

Die schlechte: Erstens ist der weltrettende Pilot Steven Hiller aus dem ersten Teil tot – beziehungsweise hatte sein Darsteller Will Smith zum Ärger Emmerichs keine Lust auf eine Fortsetzung, weshalb der Regisseur dessen einst heldenhaft gegen übermächtige Gegner triumphierende Figur bei einem lächerlichen Testflug sterben ließ. Und zweitens sind die Aliens, vor deren erneuter Ankunft der inzwischen verrückt gewordene Ex-US-Präsident (Bill Pullman) warnte, diesmal mit einem Megaoschi von Raumschiff am Start.

Zerstörung in ganz groß

Und das Teil hat es in sich: Ebenso wie der Sci-Fi-Klassiker damals, definierte auch das Sequel beeindruckend den damaligen State-of-the-Art der Spezialeffekte – alles natürlich nicht nur eine Spur, sondern ganze Highways bombastischer. Das vergleichsweise läppische Alien-Schiff der 90-er wurde durch eine unfassbare Raumstation epischen Ausmaßes ersetzt: Halb so groß wie die Erde thront das Invasionsgerät der Angreifer diesmal über selbiger.

Auch mit der 1996 noch nicht von realer Bedrohung überschatteten Zerstörung US-amerikanischer Symbole, damals des Empire State Buildings und des Weißen Hauses, gibt sich Emmerich nicht zufrieden: Heutzutage müssen schon die über Jahrhunderte entstandenen menschlichen Schöpfungen ganzer Kontinente dran glauben. Angezogen von der Gravitation des XXXXL-Spaceshipbrockens am Himmel löst es Häuser, Flugzeuge, Sehenswürdigkeiten, Städte – kurz: einfach alles – völlig von der Erde, wirbelt es durch die Atmosphäre und lässt es schließlich auf einen anderen Kontinent stürzen. Asien einfach mal auf Amerika fallen zu lassen – allein für diese in wahnwitzigen Effekten umgesetzte Idee gebührt Emmerich Respekt.

Viel Action, blasse Charaktere und dümmliche Dialoge

Wäre da nicht der fehlende, im Vorgänger so geliebte wilde Geist, dessen Mangel auch die CGI-Effekte nicht kaschieren können. Im Gegenteil lassen die fast bis zur Manie betriebenen Bluescreen-Massaker die blassen Charaktere und ihre bisweilen unerträglich dümmlichen Handlungen und Dialoge umso stärker hervortreten. Egal ob Jessie Usher als Sohn von Smith' Figur, Liam Hemsworth als junger Kampfpilot oder selbst Charlotte Gainsbourg als Wissenschaftlerin – peinlicher war es selten, Emmerich-Figurenkonstellationen zuzusehen. Die aus Teil Eins gewohnte und lobenswerte Selbstironie, der anarchische Witz – sie blitzen höchstens im Comeback von Jeff Goldblum als sarkastischem Techniker David oder Brent Spiner als slapstickendem Astrophysiker Dr. Okun auf.

Die wieder einmal hanebüchene Story lässt sich in "Independence Day: Wiederkehr" nicht mehr nur als blödsinnige Füllmasse zwischen grandiosen Plattmachszenen ignorieren, sondern sie trübt in ihrer langweiligen Beliebigkeit leider tatsächlich den Genuss der wichtigen Szenen. Für letztere wünschte man sich von Emmerich eine Art Director's-Super-Cut aus Kampf- und Katastrophen-Orgien. Seinem Pragmatismus würde das in jedem Fall gerecht.

Independence Day: Wiederkehr – So. 18.02. – SAT.1: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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