Dokumentarfilm im Ersten

"Luna und die Gerechtigkeit": syrische Staatsfolterer vor einem deutschen Gericht

26.10.2022, 08.38 Uhr
von Hans Czerny

Vor dem Oberlandesgericht Koblenz wurde zwei Syrern nach dem Völkerstrafrecht der Prozess gemacht. Die syrische Emigrantin und Journalistin Luna Watfa (Autorenpseudonym) hat darüber eine Doku gedreht.

ARD
Dokumentarfilm im Ersten: Luna und die Gerechtigkeit
Dokumentation • 26.10.2022 • 23:05 Uhr

Die syrische Reporterin Luna Watfa beobachtete den 108 Tage dauernden Prozess gegen zwei einstige syrische Folterer unter dem syrischen Präsidenten al-Assad. Der Prozess am Oberlandesgericht Koblenz, der im April 2020 begann, wurde nach dem Völkerstrafrecht möglich. Einer der Angeklagten wurde nach der Anhörung von 80 Zeugen als verantwortlich für die Folter von 40.000 Menschen befunden, sowie des mehrfachen Mordes, der Körperverletzung in 25 Fällen, der Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Geiselnahme. Luna Watfa, die selbst unter Assads Folterknechten zu leiden hatte, geht es zusammen mit dem Regisseur Adithya Sambamurthy in ihrem "Dokumentarfilm im Ersten" nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit.

Die schrecklichen Folterungen datieren aus der Zeit der Revolution in Syrien in den Jahren 2011 bis 2013 und sollten unter anderem der Abschreckung und dem Machterhalt des Regierungssystems dienen. Der Haupttäter, ein Geheimdienstbeamter, hatte sich danach aus Syrien nach Deutschland abgesetzt. Nach seiner Festnahme 2019 führte er an, sich in Syrien bereits mehrfach für Oppositionelle eingesetzt zu haben. Watfa versucht im Film, Antworten darauf zu finden, was Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Gerichtsverfahren gegen die syrischen Folterer, dem ersten weltweit, bedeuten kann – für sie und alle weiteren Opfer.

Luna Watfa, die nach ihrem Aufruf zum politischen Widerstand im Al Kathib-Gefängnis von Damaskus selbst Folter erleben musste und der vom Geheimdienst immer wieder damit gedroht wurde, ihr die Kinder wegzunehmen, nimmt im Film zugleich die Position des Opfers und der neutralen Beobachterin ein. Gibt es nach der physischen Vernichtung Oppositioneller, nach allen erdenklichen Grausamkeiten überhaupt noch Gerechtigkeit?

Dokumentarfilm im Ersten: Luna und die Gerechtigkeit – Mi. 26.10. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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