"Die Story im Ersten"

"Schmutziges Kupfer": Fluch und Segen der Energiewende

25.10.2022, 08.34 Uhr
von Martina Maier

Chile ist der größte Kupferlieferant der Erde. Das Halbedelmetall ist für viele innovative Technologien unabdingbar. Doch der Abbau von Kupfer zieht gravierende ökologische Schäden nach sich, wie eine ARD-Doku zeigt.

ARD
Die Story im Ersten: "Schmutziges Kupfer"
Reportage • 25.10.2022 • 22:50 Uhr

In einem Elektro-Auto ist viermal mehr Kupfer verbaut als in einem herkömmlichen Fahrzeug, nämlich im Schnitt etwa 80 Kilogramm. Eine Windkraftanlage verschlingt unglaubliche 30 Tonnen des Edelmetalls. Die Technologien für erneuerbare Energien setzen in großem Maß auf Kupfer, das als einer der wichtigsten Rohstoffe dafür gilt. Doch woher nehmen? Und vor allem – wie? Der Abbau von Kupfer zieht gravierende ökologische Schäden nach sich und verwüstet ganze Landstriche. Für "Schmutziges Kupfer" aus der Reihe "Die Story im Ersten" befassen sich Michael Höft und sein Team vom NDR mit der dunklen Seite der Energiewende und kommen einer Katastrophe auf die Spur.

Mit großem Abstand ist Chile der größte Kupferlieferant der Erde. Im vergangenen Jahr wurden laut statista 5.600.000 Tonnen Kupfer dort abgebaut, vor allem im weltweit größten Kupferbergbau in der Provinz Chuquicamata. Das Gebiet liegt in der Atacama-Wüste, die zu den trockensten Bereichen der Erde zählt. Die Förderung von Kupfer benötigt Unmengen von Wasser – mit verheerenden Folgen für die Menschen, die in der Umgebung leben. Sie leiden nicht nur unter der Wasserknappheit, sondern auch unter der Schwermetall-Kontaminierung des wenigen verbleibenden Wassers. Die Folge sind erschreckend hohe Krebszahlen: Sie liegen fünf- bis sechsmal höher als im restlichen Chile.

Die benachbarte Arbeiterstadt Chuquicamata beherbergte bis vor rund 15 Jahren 18.000 Menschen. Sie alle wurden umgesiedelt, denn die Mine wächst und wächst und hat längst große Teile der Stadt verschlungen. Als der spätere Revolutionär Che Guevara 1952 hier vorbeikam, schrieb er in sein Tagebuch: "Die Menschen in Chuquicamata leben in der Hölle!" Damals seien die Arbeiter wie Sklaven behandelt worden, heute, in Calama, sind die Arbeitsbedingungen noch immer fragwürdig, wie das Team vom NDR berichtet.

Auch wenn in Deutschland sicherlich niemals chilenische Standards gelten werden: Kupferabbau in der Lausitz ist ein großes Zukunftsthema. 130 Millionen Tonnen sollen hier im Boden schlummern und in den nächsten Jahrzehnten geborgen werden. Dass das wesentlich umweltverträglicher ablaufen kann als in "Chuqui", erklärt das NDR-Team, das für den Film auch in Kanada unterwegs war. Die Kupferminen in Ontario galten vor rund 50 Jahren als die am schlimmsten verseuchten Gebiete Nordamerikas. Heute sind dank moderner Technologie die Gewässer frei von Schwermetallen, neue Wälder wurden aufgeforstet. Die Natur hat sich erholt, auch wenn noch immer Kupfer gefördert wird. Es bleibt zu hoffen, dass auch Chile eines Tages die Mittel für ähnlich schonenden Kupferabbau sowie naturregenerierende Maßnahmen aufbringen kann.

Die Story im Ersten: "Schmutziges Kupfer" – Di. 25.10. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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