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"Mary Shelley's Frankenstein": De Niro als hilfloses Monster

von Tom Ruder

Der besessene Forscher Victor Frankenstein hat ein Monster erschaffen und wird von seiner eigenen Schöpfung heimgesucht. Kabel eins zeigt "Mary Shelley's Frankenstein" mit Robert de Niro als Monster als Wiederholung zur Primetime.

kabel eins
Mary Shelley's Frankenstein
Spielfilm • 15.06.2021 • 20:15 Uhr

Er hat sie sich angesehen, die Karloff-Filme. Er hat ihn beobachtet, seine Gesten, seine Mimik, seinen Gang – und wusste, dass er alles ganz anders machen würde. Das Monster Frankensteins darf weiter in den verstaubten Archiven ruhen. Robert De Niro zog es vor, Kreatur zu sein. Das perfektere Erscheinungsbild ist ein Verdienst der damals modernen Filmtechnik, der neue Charakter das seines schauspielerischen Gefühls. De Niro ist das Kernstück von Kenneth Branaghs Neuverfilmung des Mary-Shelley-Romans (1994) und dabei nur eines von vielen Glanzlichtern. kabel eins wiederholt das schaurige Meisterwerk nun zur Primetime.

Alles beginnt mit Kapitän Walton (Aidan Quinn), einem Seefahrer, der besessen ist von der Idee, den Nordpol zu erreichen. Im Eismeer trifft er auf den völlig erschöpften Viktor Frankenstein (Kenneth Branagh), der ihm eine unglaubliche Geschichte erzählt. Einen künstlichen Menschen habe er während seines Studiums in Ingolstadt mithilfe der Aufzeichnungen seines Mentors (John Cleese) erschaffen und somit Sünde auf sich geladen. Nur wiedergutzumachen, indem er die Kreatur tötet. Sein Werk ungeschehen machen wird er dadurch nicht. Zu viel Grausames ist geschehen, seit das in einer tristen Dachkammer erschaffene Wesen Leben in sich verspürte und begann, nach den Ursachen seiner Existenz zu fragen. Es ist – natürlich – die alte Geschichte.

Die Hilflosigkeit der Kreatur ist es, die Branagh immer wieder in den Vordergrund stellt. Und die Besessenheit des Forschers Frankenstein, den er selbst verkörpert, und die, wenn auch zu Beginn recht unvermittelt dargebracht, später ebenso nachvollziehbar wird, wie die Rachegelüste seiner Schöpfung. Gar scheint es, als habe der Schöpfer Branagh mit derselben Besessenheit an seinem Werke gearbeitet, wie einst Viktor Frankenstein – doch die Ergebnisse sind konträr.

Und schließlich wird der Film auch seinem eigentlichen Ansinnen gerecht: der Warnung vor der Überschreitung ethischer und moralischer Grundsätze. Der Anmaßung des Menschen, richten zu dürfen über Leben und Tod und über die Natur hinaus. Der Film wurde für damalige Verhältnisse völlig neuartig fotografiert und komplett im Studio aufgenommen. Obwohl Ende des 18. Jahrhunderts geschehen, ist die Aktualität am Ende gegenwärtig. Kapitän Walton zieht seine Erkenntnisse und kehrt um auf seinem Weg zum Pol. Es gibt Orte, an denen der Mensch nichts zu suchen hat.

Mary Shelley's Frankenstein – Di. 15.06. – kabel eins: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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