"Tödliche Profite"

"Monitor": gerechte Impfstoffverteilung "war nur Rhetorik"

30.06.2022, 08.17 Uhr
von Eric Leimann

Zwei-Klassen-Gesellschaft auch beim Impfstoff: Die "Monitor"-Redaktion hat nachgeforscht, ob der versprochene Impfstoff auch in ärmeren Ländern angekommen ist – und zieht ein ernüchterndes Fazit.

ARD
Monitor: Geschäfte mit der Pandemie
Dokumentation • 30.06.2022 • 21:45 Uhr

Eigentlich hatten Impfstoffhersteller und Politik zu Beginn der Corona-Pandemie versprochen, sich für eine gerechte Impfstoffverteilung einzusetzen. Ein 30-minütiger Film der Redaktion "Monitor" zeigt nun, wie diese Zusagen immer wieder gebrochen wurden. Vor allem mit tödlichen Folgen für viele Menschen in ärmeren Ländern. Klar ist, dass es in allen Impfstoff-produzierenden Ländern einen erheblichen Druck gab, die eigenen Bevölkerung bevorzugt zu versorgen. Dennoch ziehen Herbert Kordes, Julia Regis und Achim Pollmeier in ihrer Dokumentation "Monitor: Tödliche Profite" eine moralisch-ethisch ernüchternde Bilanz dieser Ankündigung. So sind etwa in vielen afrikanischen Ländern, im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße, sehr viel mehr Menschen an Covid-19 gestorben als etwa in Deutschland. Warum?

"Monitor" gibt Einblicke in die Verhandlungen der Staaten mit den Herstellern. Dokumente zeigen, wie sich auch die EU mit ihrer Finanzkraft große Mengen der Impfstoffe sicherte, während etwa Staaten des afrikanischen Kontinents das Nachsehen hatten. Alle Versuche, eine gerechte Verteilung sicherzustellen, scheiterten am Widerstand der reichen Staaten sowie der Pharmaindustrie. Um die Folgen aufzuzeigen, reiste das "Monitor"-Team unter anderem in ein Armenviertel Kapstadts, wo eine Familie ihren Vater verlor, nachdem er sich immer wieder vergeblich um eine Impfung bemüht hatte. Selbst Risikogruppen hatten hier lange Zeit keine Chance auf eine Impfung.

Dies alles wäre bereits bitter genug, doch hinzu kommt, dass auch verbindliche Zusagen der Politik gebrochen wurde: Die Europäische Union hatte sich schriftlich darauf verständigt, Impfstoffe als "globales öffentliches Gut" zu betrachten. Sie wollte sich in Preisverhandlungen sogar dafür einsetzen, dass die Hersteller ihr Wissen teilen, um die weltweite Produktion von Impfstoffen zu steigern. Die Recherchen des "Monitor"-Teams im Film belegen, dass nichts davon wirklich umgesetzt wurde. "Es war nur Rhetorik", sagt rückblickend ein Teilnehmer der Verhandlungen. "Monitor: Geschäfte mit der Pandemie" läuft vor der linearen Ausstrahlung (am Donnerstag, 30. Juni, im Ersten) bereits vorab in der ARD-Mediathek.

Monitor: Tödliche Profite – Do. 30.06. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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